GESTERN haben wir den Laetare-Sonntag gefeiert, um uns daran zu erinnern, dass die Fastenzeit eine Zeit der Buße ist, die uns auf die große Freude von Ostern vorbereitet. Im Buch des Propheten Jesaja hören wir dazu eine Zusage Gottes: Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn. Vielmehr jubelt und jauchzt ohne Ende über das, was ich erschaffe! Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zum Jubel. Ich werde über Jerusalem jubeln und frohlocken über mein Volk. Nicht mehr hört man dort lautes Weinen und Klagegeschrei (Jes 65,17-19). Der Herr lädt uns ein, uns zu freuen, er selbst freut sich ja. Auch im Buch Genesis wird diese Freude Gottes deutlich, wenn er bei der Betrachtung der Welt, die gerade aus seinen Händen hervorgegangen ist, feststellt, dass sie sehr gut ist (Gen 1,31). Der Schöpfer, der die Welt für die Menschheit vorbereitet hatte, träumte bereits vom Leben seiner Kinder.
Wir wissen jedoch, dass der ursprünglichen Harmonie die Sünde und die Zerstörung folgten. Gott jedoch wurde nicht müde, zu vergeben und von den Menschen zu träumen. Jeder von uns ist in gewisser Weise ein Traum Gottes, ein Projekt des Guten und des freudigen Glücks. Gott denkt an jeden Einzelnen von uns, er liebt uns, er träumt von uns, er träumt von der Freude, die er gemeinsam mit uns genießen wird«. Und gerade deshalb wollte der Herr »uns neu erschaffen, unser Herz neu machen (...), um der Freude zum Sieg zu verhelfen«. (...) Der Herr »schmiedet zahlreiche Pläne: wir werden Häuser bauen, wir werden Reben pflanzen, wir werden zusammen essen, also all die typischen Pläne eines Verliebten«1. Der heilige Josefmaria dachte an die Worte des Propheten Jesaja, in denen Gott uns sagt, dass wir ein göttlicher Plan sind, und verbarg seine Ergriffenheit nicht: Gott sagt mir, daß ich sein bin! Müßte man nicht vor Liebe verrückt werden?2
ICH WILL dich erheben, HERR denn du zogst mich herauf und ließest nicht zu, dass meine Feinde sich über mich freuen (Ps 30,2). Dieser Psalm drückt die Dankbarkeit eines Menschen aus, der von Gott aus den Fängen des Todes gerettet wurde. Aus dieser Erfahrung hat der Psalmist mindestens zwei wichtige Dinge gelernt: Das erste ist, dass Gottes Zorn nur einen Augenblick währt, seine Güte aber ein Leben lang anhält. Der Herr will nicht zerstören, sondern berichtigen, damit seine Kinder glücklich sein können. Deshalb ist es immer möglich, zu ihm zurückzukehren ‒ darüber haben wir Gewissheit ‒, auch dann, wenn wir ihn mit einer Sünde beleidigt haben. Zwar mag es manchmal den Anschein haben, dass er uns allein lässt oder sich verbirgt, Gott wird in Wirklichkeit aber immer treu sein. Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln. Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem Zorn; aber in ewiger Huld habe ich mich deiner erbarmt, spricht dein Erlöser, der HERR (Jes 54,7-8).
Die zweite Lehre des Psalms ist, dass Krankheit und Tod dem Menschen seine Gebrechlichkeit zeigen. In Zeiten des Wohlstands vergisst man das leicht und betont nicht, dass wir andere und vor allem Gott brauchen. Andererseits, wenn eine persönliche oder familiäre Krise eintritt, zeigt sich diese Schwäche; bleiben wir aber in den Willen Gottes ergeben, werden wir dann mit neuer Tiefe verstehen, wie wichtig die Pflege der Beziehung ‒ mit Gott und mit anderen ‒ und das Gebet in unserem Leben sind. Du hast zu mir gesagt: Vater, es geht mir sehr schlecht.Ich habe dir leise geantwortet: Nimm nur ein wenig von diesem Kreuz, nur einen kleinen Span davon, auf deine Schulter. Und sollte dir nicht einmal das gelingen..., dann laß es ganz auf Jesu starken Schultern. Und sprich schon jetzt mit mir: Herr, mein Gott: In Deine Hände lege ich das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, das Kleine und das Große, das Wenige und das Viele, das Zeitliche und das Ewige. Und dann sei ganz beruhigt3.
BEI EINER Gelegenheit bittet ein mächtiger Mann, ein hochrangiger königlicher Beamter, Jesus, mit ihm nach Kafarnaum zu kommen, um seinen schwerkranken Sohn zu heilen. Sein Glaube und seine Hoffnung sind noch schwach, aber in seiner väterlichen Liebe will er nicht aufhören, alles zu versuchen, um seinem Sohn zu helfen. Deshalb reiste er die mehr als dreißig Kilometer zwischen Kafarnaum und Kana, um diesen Meister zu suchen, von dem man ihm versichert hatte, dass er solche Wunder wirkte, wie man sie noch nie gesehen hatte.
Der Herr lässt sich ein wenig bitten und er beklagt ernsthaft den Unglauben, dem er in Galiläa begegnete: Alle wollten Zeichen und Wunder sehen, aber sie waren nicht bereit, sein Wort anzunehmen oder sich zu bekehren. Dieser Mann aber beharrt auf seiner Bitte und beginnt vor allem, allmählich und wirklich zu glauben; das zeigt sich darin, dass er dem Befehl Jesu gefügig gehorcht: Geh, dein Sohn lebt! (Joh 4,50). Als er nach Kafarnaum zurückkehrte, kamen ihm seine Diener mit der Nachricht entgegen, dass das Kind gesund sei. Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus (Joh 4,53), schließt der Evangelist.
Der Herr will uns heilen; wie den Sohn des königlichen Beamten möchte er uns von unserer Krankheit befreien,die uns versklavt, und unsere Sünden vergeben. Und dazu verlangt er das Gleiche von uns: zu glauben. Der Glaube, so erläuterte Papst Franziskus, besteht darin, dieser Liebe Gottes Platz einzuräumen; er besteht darin, für die Stärke, die Macht Gottes Platz zu schaffen, die Macht dessen, der mich liebt, der in mich verliebt ist und der sich mit mir freuen will. Das ist Glaube. Das heißt glauben: es heißt, Platz für den Herrn zu schaffen, damit er kommt und mich verändert4.
Wir können unsere Mutter bitten, uns zu einem großen, fügsamen und demütigen Glauben wie der ihre war, zu verhelfen, damit der Herr uns mit seiner Gnade erfüllen kann.
1 Papst Franziskus, Tagesmeditation, 16-III-2015.
2 Hl. Josefmaria, Feuer, Nr. 12.
3 Hl. Josefmaria, Der Kreuzweg, Siebte Station, Nr. 3.
4 Papst Franziskus, Tagesmeditation, 16. März 2015.