Betrachtungstext: 17. Woche im Jahreskreis – Dienstag

Das Unkraut des Bösen – Die Erfahrung der Versuchung – Frieden und Freude verbreiten

NACHDEM die Menge, die ihm zugehört hatte, abgezogen ist, bitten die Jünger Jesus, das Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut ihnen allein zu erklären. Als der Herr diese Geschichte vor der Menschenmenge auslegte, betonte er die Tatsache, dass Gutes und Böses auf Erden bis zum Ende der Zeit nebeneinander existieren werden. Doch nun rollt er weitere Aspekte aus und zeigt, dass seine Worte eine allegorische Bedeutung haben: Derjenige, der die gute Saat sät, ist der Menschensohn, das Feld ist die Welt, die gute Saat sind die Kinder des Reiches Gottes, während das Unkraut die Kinder des Bösen sind. Dieses Unkraut wurde von niemandem anderem als vom Teufel gesät, den Christus den Feind (Mt 13,39) nennt.

Das Böse, das in der Welt und in unserem eigenen Leben präsent ist, ist nicht das Werk Gottes, sondern des Teufels. Dessen größte List besteht darin, uns glauben zu lassen, dass er nicht existiert. Wie der Feind im Gleichnis sät er seinen Samen aus, wenn andere schlafen, unbemerkt, oder, wie Papst Franziskus sagt, „geräuschlos wie die Schlange, die still das Gift mit sich bringt“1. Deshalb ist es wichtig, auf unser Herz und unser Handeln zu achten, denn oft versucht er uns in kleinen Dingen des Alltags zu täuschen, um uns vom Herrn zu entfernen.

Der Teufel ist mit Eifer dabei, Unkraut auf die Felder der Welt zu säen, das heißt, die Liebe und die Gemeinschaft unter den Menschen zu zerstören, damit Misstrauen und Spaltung aufkommen. Es sind einige persönliche Aufzeichnungen des heiligen Josefmaria erhalten, die den Kampf des jungen Priesters widerspiegeln, den Bösen davon abzuhalten, Unkraut in sein Herz zu säen: „Ich werde bei allem, was mit der Beurteilung von Menschen zu tun hat, sehr vorsichtig sein und keinen schlechten Gedanken an jemanden zulassen, selbst wenn die Worte oder Taten des Betreffenden Anlass zu einer solchen Beurteilung geben.“2 Und im Anschluss notierte er einige praktische Vorsätze: „1/ Bevor ich ein Gespräch beginne oder einen Besuch mache, werde ich mein Herz zu Gott erheben. 2/ Ich werde nicht streiten, auch wenn ich Recht habe. Nur wenn es zur Ehre Gottes ist, werde ich meine Meinung sagen, jedoch ohne hartnäckig zu sein. 3/ Ich werde keine negative Kritik üben: Wenn ich nicht loben kann, werde ich schweigen.“3 Wir wollen darüber nachdenken, wie wir in unserer inneren Welt und in unserer Umgebung die Nächstenliebe und die Gemeinschaft mit den anderen noch besser pflegen können, um die Aussaat des Bösen unfruchtbar zu machen.


WIR ALLE haben Erfahrung mit den Verlockungen, die der Teufel in unseren Herzen weckt. Jesus selbst erlebte Versuchungen an seinem eigenen Leib, als er sich in die Wüste zurückzog. Gleichzeitig wissen wir, dass die Macht und der Einfluss des Bösen begrenzt sind, weil Gott auf die Erde gekommen ist, um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren (Hebr 2,14-15). Christus ist der einzige Herr. Der Satan ist letztlich auch nur ein Geschöpf. Es stimmt, dass er Böses tun darf – aus Gründen, die wir vielleicht nicht ganz verstehen und die letztlich mit dem Geheimnis der Freiheit zusammenhängen –, aber es stimmt auch, dass Gott uns genug Kraft gibt, um jeder Versuchung zu widerstehen, und Gottes Barmherzigkeit, sollten wir der Versuchung erliegen, größer ist als jede Sünde.

Versuchungen sind an sich nichts Schlechtes: Sie sind Prüfungen, in denen wir in der Liebe zu Gott oder in einer bestimmten Tugend wachsen können. Wenn wir sie also als das ansehen, was sie sind – Gelegenheiten, Gott näher zu kommen –, werden sie uns weder ängstigen noch überraschen. Der Sieg des Teufels besteht nicht immer darin, dass er uns zu Fall bringt, sondern darin, dass er uns in Unruhe versetzt, weil er uns glauben lässt, dass es nicht möglich ist, mit diesen Neigungen in der Nähe des Herrn zu leben. Der heilige Josefmaria sagte von sich, er fühle sich „aller Greueltaten und Irrtümer fähig, die die gemeinsten Menschen begangen haben“4. Er fügte jedoch hinzu, dass wir gerade in der Anerkennung unserer Schwäche unsere Stärke finden: Sie führt uns dazu, aufrichtig zu sein und den Herrn und andere um Hilfe zu bitten, aber auch mehr Verständnis für die Unzulänglichkeiten und Kämpfe anderer aufzubringen und auf Gottes barmherzige Liebe zu vertrauen.


DAS CHRISTLICHE LEBEN beschränkt sich nicht auf den Kampf gegen das Böse. Der heilige Josefmaria sah die ersten Christen gerne als Säleute des Friedens und der Freude. So schildert er die ersten Christen: „Familien, die aus Christus lebten und Christus verkündeten; kleine christliche Gemeinschaften, die wie Brennpunkte die Botschaft des Evangeliums ausstrahlten. Es waren Familien wie so viele andere Familien jener Zeit, aber sie waren von einem neuen Geist beseelt, der alle ansteckte, mit denen sie verkehrten.“5Sie waren sich zwar des Wirkens des Bösen in der Welt bewusst und erlebten es sogar in ihrem eigenen Leben, aber diese Realität verleitete sie nicht zu Pessimismus oder Angst. In der Apostelgeschichte sehen wir sogar, wie sie die Angriffe, die sie seitens der Obrigkeit einer Stadt erlitten, dazu brachten, das Evangelium an anderen Orten zu verkünden (vgl. Apg 8,1-4).

Die ersten Christen wussten, dass sie nicht alleine kämpften. Sie waren Teil einer Gemeinschaft, die sie anspornte, Frieden und Freude zu säen. Im Teilen des Brotes und des Wortes fanden sie die Kraft, die ihnen half, geeint zu bleiben. Sie wussten, dass sie von einem anderen Bruder ermutigt werden konnten, und gleichzeitig fühlten sie die Verantwortung, sich um die täglichen Gesten zu kümmern, die ihre Zugehörigkeit zu einer Familie stärkten. Franziskus schrieb: „Die Gemeinschaft, die die kleinen Details der Liebe bewahrt, wo die Mitglieder sich umeinander kümmern und einen offenen und evangelisierenden Raum bilden, ist Ort der Gegenwart des Auferstandenen, der sie entsprechend dem Heilsplan des Vaters heiligt. Gelegentlich werden uns – durch ein Gnadengeschenk des Herrn – inmitten dieser kleines Details tröstliche Erfahrungen Gottes geschenkt.“6 Maria hilft uns, ein aufmerksames Herz für diese Gesten zu haben, damit wir Frieden und Freude in die Seelen der Menschen um uns herum säen können.


1 Franziskus, Audienz, 15.5.2019.

2 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen, Nr. 389, 14.11.1931, Zitiert in: Camino, kritisch-historische Ausgabe, S. 607.

3 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen, Nr. 399, 18.11.1931. w.o.

4 Hl. Josefmaria, Der Kreuzweg , 14. Station, Nr. 5.

5 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 30.

6 Franziskus, Gaudete et exsultate, Nr. 145.