Betrachtungstext: 12. September - Fest Mariä Namen

Eine Mutter, die uns nahesteht und die wir bei ihrem Namen rufen. - Hoffnung inmitten von Schwierigkeiten. - Maria führt uns zu Jesus.

Die Überraschung der heiligen Elisabeth muss groß gewesen sein, als sie mitten in ihrer Schwangerschaft Besuch von ihrer Cousine bekam. “Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, rief Elisabeth aus. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" (Lk 1,41-43). Die Nähe Mariens lässt die Frau des Zacharias vor Freude überquellen. Monate zuvor hatte sie voller Freude die Nachricht erhalten, dass sie entbinden würde; und nun schenkt ihr der Herr eine neue Gnade, indem er ihr ihre Cousine schickt, um sie in diesem besonderen Moment zu begleiten.

Dieses Staunen der heiligen Elisabeth wiederholt sich in den Herzen der Christen, wenn sie die Nähe Mariens in ihrem Leben und damit die Nähe des Herrn entdecken. Jesus Christus tritt in die Zeit ein, nicht auf seltsame Weise, sondern im Schoß seiner Mutter. Und gerade sie ist es, die uns als erste entgegenkommt, so wie sie es bei ihrer Cousine getan hat. Das Fest des Heiligsten Namens Mariens erinnert uns daran, dass wir eine Mutter haben, die uns nahe ist und zu der wir mit der Gewissheit rufen können, dass sie uns erhört. "Diese Herzlichkeit, dieses Vertrauen und diese Sicherheit finden wir bei Maria. Deshalb trifft uns ihr Name geradewegs ins Herz".1

Unser Glaube und unsere Hoffnung werden entzündet, wenn wir den Namen der Mutter Jesu aussprechen. Es ist nicht schwer, sie anzusprechen: Es genügt, sie mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes zu rufen. Wie der heilige Josefmaria zu sagen pflegte: "Das Verhältnis zu unserer eigenen Mutter kann uns Leitbild und Hinweis im Umgang mit Maria, unserer Herrin mit dem liebenswerten Namen sein. Wir müssen Gott mit demselben Herzen lieben, mit dem wir unsere Eltern und Geschwister, unsere Verwandten, unsere Freunde oder Freundinnen lieben; denn wir haben nur dieses eine Herz. Und mit eben diesem Herzen müssen wir uns an Maria wenden”.2

"ALS ICH deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib" (Lk 1,44). Marias Worte bringen Johannes im Schoß seiner Mutter in Bewegung. Elisabeth spürt durch die Freude ihres Sohnes, dass die Jungfrau die Hoffnung Israels in sich trägt. Deshalb spart sie auch nicht mit Lob, wenn sie sie anspricht: "Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. (...) Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ" (Lk 1,42.45).

Wie die heilige Elisabeth können auch wir unsere Mutter preisen, weil sie zugelassen hat, dass Gott in ihrem Leben wirkt und so die Welt zum Frieden gebracht hat. Das kann uns inmitten unserer täglichen Kämpfe mit Hoffnung erfüllen. In der Tat haben uns viele Heilige geraten, uns inmitten von Drangsalen an die heilige Maria zu wenden, um Optimismus und Gelassenheit zu finden. “In Gefahren, in Bedrängnis, in Zweifeln, denke an Maria, rufe Maria an", schrieb der heilige Bernhard. “Lass Maria nicht von deinem Mund weichen, lass sie nicht von deinem Herzen weichen".3 Und der heilige Antonius von Padua predigte: "Der Name Mariens bringt Freude ins Herz, Honig in den Mund und Wohlklang in die Ohren derer, die sie verehren."4

Es spielt keine Rolle, dass unser Leben manchmal ein Meer von Schwächen zu sein scheint: Die Anrufung der Heiligen Maria gibt uns Sicherheit. "In der abendländischen Überlieferung ist der Name Maria mit „Stern des Meeres“ übersetzt worden. Darin drückt sich gerade diese Erfahrung aus: Wie oft erscheint die Geschichte, in der wir leben, wie ein dunkles Meer, das drohend seine Wellen gegen das Schifflein unseres Lebens wirft. Manchmal scheint die Nacht undurchdringlich. (...) Das große Licht Jesus Christus, der den Tod und das Böse überwältigt hat, ahnen wir oft nur von ferne. Aber dann sehen wir ganz nahe das Licht, das sich entzündet hat, als Maria sagte: Siehe, ich bin eine Dienerin des Herrn. Wir sehen das helle Licht der Güte, das von ihr ausgeht".5

DIE JUNGFRAU nimmt den Lobpreis der heiligen Elisabeth mit Schlichtheit auf: "Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter" (Lk 1,46-47). Die wahre Verehrung der heiligen Maria bringt uns dazu, uns spontan an Gott, die Quelle aller Gnaden, zu wenden. Wenn sie ausruft: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter" (Lk 1,48), dann deshalb, weil die Macht des Herrn in ihrem Leben gegenwärtig geworden ist.

“Maria nimmt im Leben und somit auch im Gebet der Christen einen herausragenden Platz ein, denn sie ist die Mutter Jesu. Die Ostkirchen haben sie oft als »Hodegetria« dargestellt, als jene, die »den Weg weist«, also den Sohn Jesus Christus. (...) In der christlichen Ikonographie ist sie überall präsent, ja manchmal kommt ihr ein ganz besonderer Platz zu, aber stets in Beziehung zu ihrem Sohn und von ihm abhängig. Ihre Hände, ihre Augen, ihre Haltung sind ein lebendiger »Katechismus « und verweisen stets auf das, was der Angelpunkt, die Mitte ist: Jesus. In Maria ist alles auf Jesus bezogen (vgl. KKK, 2674)”.6

Wenn wir den Heiligsten Namen Mariens feiern, können wir sie bitten, uns weiterhin den Weg zu ihrem Sohn zu weisen. Das Gebet, das wir an sie richten, verbindet uns spontan mit Jesus. Im Ave Maria preisen wir sie als "Gesegnete unter den Frauen" und gleich danach fügen wir hinzu: "Und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus". Wenn wir manchmal nicht wissen, wie wir uns an den Herrn wenden sollen, bietet uns unsere Mutter einen sicheren Weg zu Ihm, denn "man geht zu Jesus und man kehrt zu Ihm zurück immer durch Maria".7


Papst Innozenz XI. führte das Fest 1683 in der ganzen abendländischen Kirche ein zum Dank für den Sieg über die Türken bei Wien.

1 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 142.

2 Ebd.

3 Hl. Bernhard, Sobre la excelencias de la Virgen Madre, 2, 17.

4 Hl. Antonius von Padua, in: Marianischer Festkalender, Regensburg, 1866; Quelle: https://www.marianisches.de/marienfeste/mariä-namen/.

5 Benedikt XVI., Homilie, 12-IX-2009.

6 Papst Franziskus, Generalaudienz, 24-III-2021.

7 Hl. Josefmaria, Weg, Nr. 495.