Betrachtungstext: 11. Woche im Jahreskreis – Freitag

Alles wendet sich zum Guten – Ein König, der anders ist als die irdischen Könige – Erfülltes Herz

Kurz nach Ahabs Tod zeigten sich die Folgen der von ihm und seiner Frau begangenen bösen Taten auf verheerende Weise. Seine Feinde schlossen sich zusammen, um seinen Sohn und alle Mitglieder seines Hauses zu ermorden. Die Gewalt eskalierte in solchem Maße, dass sie über die Landesgrenzen hinausreichte und auf das Königreich Juda überschwappte, wo König Ahasja und alle seine Brüder umgebracht wurden. Als Atalja, die Mutter Ahasjas, sah, dass ihr Sohn tot war, ging sie daran, die ganze Nachkommenschaft der königlichen Familie auszurotten (2 Kön 11,1), um die Herrschaft an sich zu reißen. Wie ihre Mutter Isebel war auch Atalja dem Baalskult ergeben.

Inmitten all dieses Wahnsinns bahnen sich Gottes Pläne mit Hilfe guter Menschen ihren Weg. Einer der Söhne Ahasjas, der einjährige Joasch, konnte von einer seiner Tanten gerettet werden, indem sie ihn unter Einsatz ihres Lebens wegnahm (2 Kön 11,2). Das Kind blieb sechs Jahre bei ihr im Haus des Herrn verborgen, während Atalja das Land regierte (v. 3). So wurde das Geschlecht Davids, aus dem nach Gottes Verheißung der Messias hervorgehen würde, gerettet.

Angesichts widriger Umstände, die in Folge der Sünde in der Welt auftreten, könnten wir gelegentlich versucht sein, Angst und Entmutigung zu empfinden. Msgr. Fernando Ocáriz rät: „Es ist nur natürlich, dass wir uns machtlos fühlen, den Lauf der Geschichte zu ändern. Aber verlassen wir uns auf die Kraft des Gebetes.“1 In der Vertrautheit mit Gott werden wir uns daran erinnern, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht (Röm 8,28). Der Prälat des Werkes räumt ein, dass „wir dieses Gute nicht immer unmittelbar erkennen können. Manchmal gelingt es uns überhaupt nicht, es zu erfassen. Die Tatsache, dass wir versuchen, Gott nahe zu sein, erspart uns im Leben nicht die normale Müdigkeit, die bösen Überraschungen und die Leiden.“ Es macht dennoch einen Unterschied, wie der Prälat sagt: „Diese Nähe kann uns dazu führen, alles anders zu erleben.“2 Gott bahnt sich immer seinen Weg, er ist immer überlegen: Diese Gewissheit hilft uns, die Schwierigkeiten des Lebens in seine Hände zu legen.


NACH SECHS JAHREN Alleinherrschaft durch Atalja rief der Hohepriester die Führer des Volkes zu sich. Als alle versammelt waren, führte er ihnen den Königssohn vor, den er danach im Tempel bewachen ließ. Zu groß war die Gefahr, die von seiner Großmutter ausging. Der Priester reichte den Anführern die Speere und Schilde Davids. Sie umringten den Königssohn und der Priester führte ihn hinaus und überreichte ihm die königlichen Symbole. Da klatschten sie alle in die Hände und riefen: Es lebe der König (2 Kön 11,12). Und die Heilige Schrift kommentiert, dass an diesem Tag alle Bürger des Landes voller Freude waren und die Trompeten bliesen (v. 13).

Der Jubel ähnelt ganz der Begeisterung, die beim Einzug Jesu in Jerusalem ausbrechen wird. Der Herr war jedoch nicht immer von Glanz und Glorie umgeben. Auch wenn er König und Herr des Universums ist, zeigt er sich uns fast immer schwach und hilfsbedürftig in seiner Regierungstätigkeit. „Ihr alle spürt in eurer Seele“, erklärt dazu der heilige Josefmaria, „eine große Freude, wenn ihr die heilige Menschheit unseres Herrn betrachtet, eines Königs, mit einem Herzen aus Fleisch wie unser Herz, der das All geschaffen hat und jedes Geschöpf. Er zwingt sich nicht als Herrscher auf, er zeigt uns schweigend seine durchbohrten Hände und bittet um etwas Liebe.“3

Wie es dem auserwählten Volk oft erging, garantiert uns Christus nicht den menschlichen Erfolg, versichert uns aber eines Friedens und einer Freude, die nur er geben kann. Seine Macht ist nicht die der Könige und Großen dieser Erde, sondern, so sagt Benedikt XVI., „die göttliche Macht, ewiges Leben zu schenken, vom Bösen zu befreien, die Herrschaft des Todes zu besiegen. Sie ist die Macht der Liebe, die es versteht, Gutes aus dem Bösen zu gewinnen, ein verhärtetes Herz zu erweichen, Frieden in den härtesten Streit zu tragen, die Hoffnung im finstersten Dunkel zu entflammen.4 Das Reich Gottes ist unauffällig. Es sucht sich einen kleinen Raum, den unserer Seelen, um darin mit seinem Frieden zu herrschen.


NUR EINE PERSON in Juda teilt die Freude des Volkes nicht. Es ist Atalja. Als sie das Geschrei des Volkes hörte, kam sie (...). Da sah sie den König am gewohnten Platz bei der Säule stehen; die Obersten und die Trompeter waren bei ihm und alle Bürger des Landes waren voller Freude (...). Atalja zerriss ihre Kleider und schrie: Verrat, Verrat! (2 Kön 11,13-14). Sie hatte gedacht, die königliche Nachkommenschaft komplett ausgelöscht zu haben, nun sah sie, dass sie sich geirrt hatte. Es gab nun niemanden mehr im Volk, der ihr folgte. Und sie, die es bis zum Thron geschafft hatte, verlässt traurig die Szene, zur Erleichterung des Volkes, über das sie sechs Jahre lang geherrscht hatte.

Manchmal kann es uns passieren, dass wir wie Atalja aufhören, die Freude darüber auszukosten, dass Jesus in unserem Herzen herrscht. Dann versuchen wir, diese Leere mit Dingen zu füllen, die uns nicht befriedigen können. Der Herr warnt uns vor der Torheit, unser Leben auf diese Weise zu vergeuden: Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (Mt 6, 20-21).

Das Herz von Atalja ist von Dunkelheit erfüllt. Im Gegensatz dazu zeigt sich uns das unbefleckte Herz Mariens lichterfüllt. Bitten wir sie mit Worten von Papst Franziskus, uns zu helfen, „unsere Haltung gegenüber den anderen und den Geschöpfen zu ändern: von der Versuchung, alles zu ,verschlingen‘, um unsere Begierde zu befriedigen, hin zu der Fähigkeit, aus Liebe zu leiden, was die Leere in unserem Herzen füllen kann. (...) So finden wir die Freude an dem Plan wieder, den Gott der Schöpfung und unserem Herzen eingeprägt hat: ihn, unsere Brüder und Schwestern und die gesamte Welt zu lieben und in dieser Liebe das wahre Glück zu finden.“5


1 Msgr. Fernando Ocáriz, Botschaft, 26.2.2022.

2 Msgr. Fernando Ocáriz, Botschaft, 12.8.2020.

3 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 179.

4 Benedikt XVI., Angelus-Gebet, 22.11.2009.

5 Franziskus, Botschaft, 4.10.2019.