Was bei den Gedenk-Messen über den hl. Josefmaria gesagt wurde

Am 26. Juni beging die Kirche den Gedenktag des hl. Josefmaria, dessen Feier im Direktorium der deutschen Diözesen ausgewiesen ist. Hier einige Berichte von verschiedenen Festgottesdiensten einzelner Städte in Deutschland.

Die Heilige Messe in Berlin

Augsburg – Was Heiligkeit im Alltag bedeutet

In Augsburg feierte Pfarrer Klaus Bucher in der Basilika St. Ulrich und Afra den Gedenkgottesdienst des Tagesheiligen. Etwa siebzig Teilnehmer waren an diesem Werktagsabend gekommen, darunter viele Kinder. Der Zelebrant erinnerte in einer persönlichen Anmerkung an den tiefen Eindruck, den eine Beichte beim verstorbenen Prälaten Dr. Rolf Thomas bei ihm hinterlassen habe, der jahrelang an der Seite des Heiligen in Rom gelebt hatte. Pfarrer Bucher zeichnete – dem Heiligen Josefmaria folgend – das Ideal eines Christen, dessen Heiligkeit darin besteht, dass er sich durch Natürlichkeit, Aufrichtigkeit und Freude auszeichnet. Außerdem gehöre dazu: einzig und allein zur Ehre Gottes zu arbeiten und die Freude eines Christen weiterzugeben.

Berlin - Es ist keine bequeme Aufgabe, Christ zu sein

Der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch erinnerte in der Kirche St. Ludwig an einige Grundgedanken aus den Schriften des heiligen Josefmaria: einerseits Heiligkeit. „Allein Gott ist heilig“. Wir seien nicht wegen unserer Verdienste heilig, sondern wegen der Verbindung mit Gott. Die Heiligkeit, die Josefmaria predigte, gründe nicht auf der eigenen Stärke, sondern auf dem Umgang mit Gott. Ausgehend von der Begeisterung, die viele Menschen für die Fußball-Weltmeisterschaft zeigen, sagte Erzbischof Koch: „Unsere Begeisterung darf nicht eine oberflächliche sein, die schnell verfliegt, wenn die Nationalmannschaft ausscheidet. Die Begeisterung der Christen kommt vom Geist Gottes.“
Als zweiten Grundgedanken aus den Schriften des Gründers des Opus Dei nannte der Berliner Erzbischof: „Menschenfischer sein“. Der hl. Josefmaria habe immer wieder darauf hingewiesen, dass das Werk nicht um seiner selbst willen existiere, also kein Selbstzweck sei – genauso wenig wie die Kirche „keine geschlossene Gesellschaft ist, wo wir uns gegenseitig auf die Schulter klopfen.“ Deshalb sollten sich Christen öffnen. Gerade in Berlin, wo so wenige Menschen an Gott glauben, seien Christen dazu berufen, die Begeisterung für Gott weiterzutragen. Das Evangelium heute zu verkünden, die Menschen für Christus zu gewinnen, das sei anstrengend und mühsam. Und er fragte: „Sind wir bereit, hinaus zu gehen und eine offene, einladende Gemeinschaft zu sein?“ Gut sei, dass es Vorbilder gibt: Heilige, die sich auf den Weg machen. Wir seien gerufen, in einer Stadt zu leben, in der nicht nur Neu-Evangelisierung, sondern für viele eine Erst-Evangelisierung angesagt ist. Es gebe Menschen, die nur auf die Spur des Glaubens kämen, wenn „wir von Gottes Geist begeistert“ seien und diesen Funken weitergeben, damit „Licht wird, Feuer und Leben in unserer Stadt Berlin“.

Bonn - Christus gehört an die Spitze aller menschlichen Tätigkeiten

Eine Gedenkmesse für Josefmaria feierte Dr. Klaus Martin Becker in der Remigiuskirche in Bonn. Er erinnerte daran, dass es eine Aufgabe des Christen sei, Gott an die Spitze aller menschlichen Tätigkeiten zu stellen. Dabei bezog er sich auf Paulus: „Mögt ihr also essen oder trinken oder sonst etwas tun, so tut alles zur Ehre Gottes“ (1 Kor 10,31). Das gelte auch für die tägliche Arbeit, vor allem im Beruf. Der hl. Josefmaria pflegte sie als die Achse zu bezeichnen, um die sich alles dreht. Durch die Arbeit könne der Christ sich heiligen, indem er alle Tugenden lebt, die die Arbeit verlangt: Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Dr. Becker sagte weiter:Christus an die Spitze aller menschlichen Tätigkeiten zu stellen ist kein politisches Programm sondern eine Aufgabe persönlicher Heiligkeit. Im gesellschaftlichen und politischen Leben gibt es im rein natürlichen oder zeitlichen Bereich kein spezifisches christliches Gemeinwohl. Es gibt nur ein allgemeines Gemeinwohl, das alle Menschen mit gesundem Menschenverstand erkennen und mit gutem Willen erstreben können. Darin kann der Christ sich mit allen zusammentun."

Essen – Das Zweite Vatikanische Konzil eignete sich Lehren des hl. Josefmaria an

In der Anbetungskirche in Essen feierte Dr. Johannes Vilar die Messe am Gedenktag des Heiligen. Er griff den Gedanken der Kontemplation als Weg der Christusnachfolge auf und zitierte das aktuelle Buch „Kraft der Stille“ von Robert Kardinal Sarah, um die Möglichkeit eines kontemplativen Lebens mitten in der Welt herauszustellen: „Es ist das Verdienst des heiligen Josefmaria, daran erinnert zu haben, dass es eine universale Berufung zur Heiligkeit gibt, unabhängig davon, welchen Stand und welchen Beruf ein Mensch gewählt hat. Für die überaus meisten Menschen bedeutet dies, ein Leben mitten in der Welt zu führen und sich darin zu heiligen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Lehren des heiligen Josefmaria aufgenommen und sich zu eigen gemacht.“

Hamburg – Die Taufberufung des Christen ermöglicht seine Heiligkeit

Bei der Festmesse im Hamburger Mariendom beschrieb der emeritierte Dompfarrer Georg von Oppenkowski die Taufe als das grundlegende und zentrale Sakrament, mit der jeder Gläubige in die Kirche und damit in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen und zur Weitergabe seines Glaubens aufgefordert wird. Alle Wege in der Kirche treffen dort zusammen und werden von dort zum Altar ausgerichtet. Die christliche Taufberufung stellte der Festprediger in Beziehung zu konkreten, baulichen oder künstlerischen Details des Domes. Daraus leitete er die Aufforderung an jeden einzelnen Zuhörer, dem Ruf zur Heiligkeit zu entsprechen. Papst Franziskus hat dazu in seinem Schreiben „Gaudete et Exsultate“ (GE) Grundlegendes angeregt.
In einem zweiten Teil der Predigt wurde die Geschichte der Kirche in Hamburg aufgegriffen: Der Benediktiner Ansgar wurde im Jahr 831 erster Bischof des Erzbistums Hamburg. Ende des 19. Jahrhunderts kamen viele Katholiken als Flüchtlinge in die Hansestadt und ließen sich im Stadtteil St. Georg nieder, das damals noch außerhalb der Stadt lag. Am 28. Juni 1893 wurde hier die Sankt-Marienkirche geweiht. Fortgeschrieben wird die Christianisierungs-Chronik mit einzelnen Glaubens- und Blutzeugen aus jüngster Zeit wie etwa die Lübecker Märtyrer, an die ein Bronzeband mit den Namen an einem Pfeiler des Langhauses des Mariendoms erinnert.
Mit begeisternder Energie ermunterte der emeritierte Dompfarrer die Gläubigen, in ihrem Alltagsleben das Ideal der christlichen Berufung zur Heiligkeit zu entdecken und zu verwirklichen. Er verwies auf die unterstützende Gemeinschaft der Heiligen und stellte in einem großen Brückenschlag von Ansgar bis zu Josefmaria nachahmenswerte Vorbilder vor Augen. Sie könnten dazu ermutigen, in kleinen Taten und unscheinbaren Begegnungen den Weg der Vollkommenheit zu gehen.
„In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche: Oft ist das die Heiligkeit „von nebenan“, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind“, so Papst Franziskus (GE 7), der damit den frühen Impuls des Opus-Dei-Gründers aufgreift.
In besonderer Weise würdigte der Dompfarrer – in einer knappen Skizze – dankbar den gläubig-motivierten Einsatz des kürzlich verstorbenen Priesters Dr. Josef Arquer, der die apostolischen Initiativen der Gläubigen der Prälatur in Hamburg mit seinen Reisen unterstützte, bis ihn seine Krankheit daran hinderte.

Hannover – Er war ein Mensch, der lieben konnte

Msgr. Dr. Cesar Martinez sprach am 22. Juni in der Pfarrkirche St. Elisabeth in Hannover bei der Festpredigt über den Hl. Josefmaria, den er selbst noch kennengelernt hatte. Er sah in ihm einen Menschen, der zu lieben verstand und dessen Inneres Freude ausstrahlte.

„Damit dieses Programm Gottes für die Kirche unserer Zeit auch tatsächlich aufgeht und nicht eine abstrakte Idee bliebe, suchte Gott sich einen Menschen aus und gab ihm den Auftrag, diesen Schatz der Kirche vorzuführen. Der war ein junger Priester, der in Gott verliebt war, doch gar nichts gründen wollte. Er wehrte sich zunächst dagegen, etwas zu gründen, bis er einsah, dass das Werk, das Gott ihm anvertraute, nicht sein Werk war, sondern ein Werk, das von oben kam, also ein Werk Gottes. Von daher der Name „Opus Dei“, zu Deutsch: „Werk Gottes“. Das Opus Dei ist demnach keine Erfindung des Josefmaria Escrivá, sondern ein Vorhaben Gottes für die Kirche, die an ihn erging, damit er es verwirkliche – zum Wohle der gesamten Kirche.“

Köln – Er verstand es, im Sinne Jesu Menschen zu fischen

Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser ging vom Evangelium des reichen Fischfangs aus, das auch den hl. Josefmaria stets begeistert hatte. Er sah in der Tätigkeit des Fischens eine dem missionarischen Wirken ähnliches Tun. Steinhäuser bezeichnete Josefmaria als einen „Menschfischer“, wie Jesus es den Aposteln aufgetragen hatte. Ein Chor und ein Orchester umrahmten die Feier, an der neben 200 Gläubigen der Prälatur, Freunde und Bekannte, und auch Prälat Christoph Bockamp, der Regionalvikar des Opus Dei in Deutschland, teilnahm.

Nach der Heiligen Messe in Köln