Manfred Ristig

Ein Nachruf auf den Professor für Theoretische Physik an der Universität zu Köln

Am 16. Januar 2011 starb in Köln Dr. Manfred Ristig unerwartet an Komplikationen nach einer unspektakulären Operation. So überraschend Manfred der Tod ereilte, so gut vorbereitet war er mit den Sakramenten der Kirche. Sein Abschied war friedlich, umgeben von Edeltraud, den vier Kindern und vier Enkeln.

Manfred war 1985 katholisch geworden. Schon als evangelischer Christ hatte er seine Frau häufig zur Sonntagsmesse in den Kölner Dom begleitet. Aus dieser Zeit rührten auch engere Freundschaften mit einigen Angehörigen des Opus Dei. Sowohl die Liebe zum Kölner Dom wie die Bekanntschaft mit dem Opus Dei hatten Folgen: In den letzten Jahren seines Lebens versah Manfred zusammen mit anderen Herren den sogenannten Ehrendienst im Kölner Dom. Freunde aus diesem Kreis waren völlig überrascht, als sie die Einladung zur Feier seines 75. Geburtstags am 30. Januar 2010 erhielten: Sie hatten nicht gewusst, dass Manfred Universiätsprofessor war – und das auch noch für Physik. Die Bitte um Aufnahme ins Opus Dei als Supernumerarier stellte Manfred im Juni 2004.

Geboren wurde Manfred Ristig 1935 in Erfurt. Von 1953 bis 1957 studierte er Physik an der Universität Jena und gehörte dort zu einer Gruppe von Studenten, die mit der kommunistischen Ideologie nichts zu tun haben wollten. Das kostete ihn – wie auch anderen Mitgliedern der "Widerstandsgruppe Eisenberger Kreis" mehrere Jahre Gefängnis, aus dem sie schließlich freigekauft wurden. Von 1958 bis 1961 saß Manfred im berühmt-berüchtigten Zuchthaus Bautzen als politischer Gefangener ein.

Kurz nach der Freilassung und noch vor dem Mauerbau gelang ihm die Flucht über Berlin in den Westen. Sein Physikstudium setzte er in München fort. Dort lernte er bald Edeltraud kennen. Sie heirateten 1966, im gleichen Jahr, in dem er im Fachbereich Kernphysik der Universität Köln zum Doktor promoviert wurde. Die Kölner Universität blieb seitdem sein Standort, zuerst als Assistent, dann als Professor bis zur Emeritierung im Jahr 2000.

Forschungs- und Lehrtätigkeiten führten ihn in zahlreiche andere Länder: an Universitäten in Washington und St. Louis, nach Kopenhagen, Sydney, ins spanische Granada. Als Emeritus war er 2003 bis 2004 Gastprofessor in Pretoria, 2009 in Teheran. Außerdem beteiligte er sich an Forschungen und an der Darstellung von Ergebnissen in England und 2009 in Quito.

Von seinen wissenschaftlichen Leistungen sprach er selbst wenig. Normalbürger konnten ohnehin nicht verstehen, um was es geht. Und Fachkollegen konnten ebenso gut in seine Publikationsliste schauen. Wovon er selbst nach seinen Reisen gern erzählte, war der weltweit gewachsene Freundeskreis und freundschaftliche Gesprächen mit anderen Physikern, in denen Manfred so fachkritisch über Experimente räsonieren wie schlicht und persönlich von Gottes Größe und Liebe sprechen konnte.

von Hans Thomas