Kardinal Schönborn betont biblische Sicht der Arbeit (2)

Auftakt des "Mitteleuropäischen Kongresses" des Opus Dei

Kardinal Schönborn mit einigen Kongressteilnehmern

Die "Würde des Alltags"

Bei der Eröffnung des "Mitteleuropäischen Kongresses" des Opus Dei im Erzbischöflichen Palais betonte Kardinal Schönborn die "Berufung Wiens" im einswerdenden Europa. Die Veranstaltungen des Kongresses, der unter dem Motto "Würde des Alltags und christliche Berufung" steht, finden in Wien, Graz, Innsbruck und Salzburg, Prag, Brünn (Brno), Preßburg (Bratislava), Budapest und Zagreb statt. Die Schlussveranstaltung findet am 22. Juni in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn statt. Den Hauptvortrag zum Thema "Der Auftrag der Laien - eine besondere Herausforderung für Mitteleuropa" hält Kardinal Franz König, der auch den feierlichen Abschlussgottesdienst in der Karlskirche zelebrieren wird.

Josemaria Escriva sei "ohne Zweifel" ein Pionier des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen, weil er die Bedeutung der Laien erkannt und einen Weg gezeigt habe, wie "Menschen heute und morgen als Christen leben und wirken können", sagte der Feldkircher Bischof Klaus Küng in seiner Eröffnungsansprache. Für Escriva sei der Alltag und darin insbesondere die Arbeit Gelegenheit, die Liebe mit Werken zu zeigen, auch Gelegenheit zu persönlicher Reifung. In diesem Sinn habe er von "Heiligung durch die Arbeit" gesprochen. Wörtlich meinte Bischof Küng: "Die Arbeit wird zum Leuchter, auf dem das Licht Christi brennen soll: das ist der Fall, wenn sie mit Lauterkeit der Absicht, mit Dienstbereitschaft, mit Freude, gut verrichtet wird". Zugleich sei die Arbeit für Christen eine Möglichkeit, anderen Menschen Christus zu zeigen. Es sei immer die Hoffnung Escrivas gewesen, dass auf diese Weise das Evangelium durch viele Frauen und Männer in die Welt hinausgetragen, in die Häuser und Betriebe gebracht wird. Der Priester aus Barbastro in Nordspanien habe "vielen Menschen ganz neue Horizonte eröffnet und ihnen Mut gegeben, auch in unserer Zeit konsequent als Christen zu leben und Zeugnis abzulegen von der großen Hoffnung, die wir empfangen haben".

Kardinal Schönborn im Gespräch mit Bischof Küng

Küng erinnerte an seine persönlichen Begegnungen mit Escriva während seiner Studienzeit in Rom. Escriva habe mit eindrücklichen Worten von den "Gefahren einer geistlichen Bewusstseinsspaltung" bei Christen gesprochen: Dies betreffe Menschen, die "zwar einerseits mit einer gewissen Regelmäßigkeit beten und an der Messe teilnehmen, andererseits aber ihr Denken, Reden und Verhalten nicht oder kaum an Christus, an Gottes Wort ausrichten, entsprechend oberflächlich und innerlich leer sind".

Grundlage und Vorbild jeder echten Berufung sei für den Gründer des Opus Dei einzig und allein Jesus Christus gewesen, betonte Küng. Escriva habe sich ganz besonders von den 30 Jahren des verborgenen Lebens Jesu angezogen gefühlt.

Ein "impulsiver Mensch"

In einem Interview mit den westösterreichischen Kirchenzeitungen sagte Bischof Küng, für Escriva sei Österreich "das Tor in den Osten" gewesen. Wörtlich meinte der Vorarlberger Bischof, der selbst aus dem Opus Dei kommt und den Gründer gut kannte, über Escriva: "Seine Vision war es, dass das Opus Dei im Dienste der Kirche das Evangelium in alle Berufe und sozialen Bereiche hineinträgt, dass der Einzelne an seinem Platz Salz und Licht ist".

Escriva sei für seine Gesprächspartner sehr aufmerksam gewesen. Auch seine Gottverbundenheit sei immer wieder spürbar geworden. "Er konnte übergehen vom Lachen und Scherzen zu sehr tiefen, ernsten Erwägungen. Die Verbundenheit mit Gott im Alltag war ihm wichtig. Er hat die kleinen Dinge sehr beachtet - sowohl im Umgang mit den Menschen wie auch bei scheinbar banalen Alltäglichkeiten", so Küng. Escriva habe "einen total menschlichen, herzlichen und unkomplizierten Umgang" gepflegt, erinnerte sich Küng. Zugleich sei Escriva ein Mensch des Optimismus und der Zuversicht gewesen.

Sicherlich sei der Opus Dei-Gründer auch ein "impulsiver Mensch" mit einem sehr kräftigen Temperament gewesen, das ihm wohl auch ein Leben lang zu schaffen gemacht habe. Bischof Küng: "Wenn ein Auftrag nicht ausgeführt wurde, gab es sehr wohl Kritik von ihm". Küng berichtet von einer Begebenheit, als Escriva einmal "den Flaschen gerügt" hatte: "Als er das bemerkte, kam er sofort, um sich zu entschuldigen: 'Ich habe Unrecht getan, ich bin ein schwacher Mensch', entschuldigte er sich und brachte eine Schachtel Pralinen". Küng dazu: "Das hat tiefen Eindruck hinterlassen. Escriva war nicht einer, der über der Erde schwebt und fehlerlos ist". Er habe zwar zwar "heftig reagieren" können, sei aber "nicht nachtragend" gewesen: "Man wusste trotzdem, man ist völlig akzeptiert".

Kathpress