Die Marienerscheinungen vor 100 Jahren führen den Papst nach Fatima

Am 13. Mai 1917 erschien die Gottesmutter Maria erstmals drei Kindern in Portugal. Zum 100. Jubiläum reist Papst Franziskus dorthin.

Papst Franziskus betet vor der Muttergottes von Fatima ©dpa

Dazu ein Beitrag von Andreas Kuhlmann. Weitere Beiträge werden bis zum 100. Jahrestag des Sonnenwunders von Fatima am 13. Oktober 2017 folgen.

Am 13. Mai 1917 erschien die Gottesmutter Maria den drei Kindern Lucia, Jacinta und Francisco im portugiesischen Dorf Fatima. Die Botschaft Mariens ist eng mit den beiden Weltkriegen und den Ideologien des Nationalsozialismus und Kommunismus verbunden. Genau hundert Jahre danach lenkt Papst Franziskus mit seiner Pilgerreise zum selben Ort die Augen der Welt auf dieses bedeutende Ereignis des 20. Jahrhunderts.

Fatima wurde wichtig, weil die Mutter Jesu 1917 den kleinen Kindern – wie damals den einfachen Dienern bei der Hochzeit zu Kana – auftrug: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5) Dass auf seine Weise auch Fatima die ganze Menschheitsfamilie angeht, sollte sich bald zeigen.

Gewiss, die Botschaft von Fatima ist für uns Christen weit weniger verbindlich als das Evangelium, doch die Parallelen sind unübersehbar: Vor zweitausend Jahren sandte Gott seinen Sohn, um die Menschheit zu retten; vor nun hundert Jahren sandte Gott seine „Tochter, Mutter und Braut“, um die an Gottvergessenheit erkrankte Menschheit an das einzig rettende Evangelium der Umkehr und Erlösung zu erinnern. Wie der Menschwerdung Gottes in Nazareth ein Engel vorausgesandt worden war, ging auch der Marienerscheinung ein Engel voraus.

Später bezeugte Lucia, das älteste Seherkind, den Auftrag des Engels, die drei Kinder sollten Gott stellvertretend für die Menschheit lieben und beten: „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für jene, die an Dich nicht glauben, Dich nicht anbeten, auf Dich nicht hoffen und Dich nicht lieben.“

Dann kam der 13. Mai 1917. Maria fragte die beiden Mädchen – Francisco konnte die Gottesmutter sehen, aber nicht hören: „Wollt ihr euch Gott anbieten, um alle Leiden zu ertragen, die er euch schicken wird, zur Sühne für alle Sünden, durch die er beleidigt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder?“ Lucia und Jacinta antworteten sofort: „Ja, wir wollen es!“ Lucia berichtet in ihren Erinnerungen, wie daraufhin jedes der drei Seherkinder eine bestimmte Aufgabe übernahm. Jacinta nahm sich besonders zu Herzen, für die Bekehrung der Sünder zu beten und zu opfern. Fransisco nutzte jede Gelegenheit, um Jesus und seiner Mutter Freude zu bereiten und so die Beleidigungen Jesu und Mariens durch die Menschen wiedergutzumachen. Lucia sollte die Erscheinungen und Botschaft Mariens in Fatima festhalten.

Dafür lernte sie Lesen und Schreiben und wurde Ordensfrau. So blieben diese und die weiteren Ereignisse wie auch die Worte Mariens bis zum 13. Oktober 1917 erhalten und konnten von der Kirche gründlich geprüft werden. Schließlich wurden sie am 13. Mai 2000 vollständig veröffentlicht. Das geschah auf Anweisung des heiligen Papstes Johannes Paul II., der sich selbst zutiefst mit der Botschaft von Fatima verbunden wusste. Dazu erklärte die Römische Kongregation für die Glaubenslehre unter ihrem damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger: „Das Wirken Gottes, des Herrn der Geschichte, und die Mitverantwortung des Menschen in seiner dramatischen und fruchtbaren Freiheit sind die beiden Stützen, auf denen die Geschichte der Menschheit gebaut ist. Die Madonna, die in Fatima erschienen ist, ruft uns diese vergessenen Werte ins Gedächtnis. Sie erinnert uns, dass die Zukunft des Menschen in Gott liegt. Dabei kommt uns eine aktive und verantwortungsvolle Rolle zu.“

Heute, am 13. Mai 2017, spricht Papst Franziskus die beiden früh verstorbenen Seherkinder Francisco und Jacinta am Erscheinungsort heilig. Einmal mehr unterstreicht ein Papst die Bedeutung von Fatima für die Welt. Jeder Gläubige ist aufgefordert, die Botschaft der Gottesmutter kennenzulernen und sie in sich wirken zu lassen. Sie sind von enormer Tragweite für das Heil der Menschen und für die Zukunft der Welt.

Andreas Kuhlmann