„Heiligkeit ist das schönste Gesicht der Kirche": Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. Es sei „ein großes Geschenk des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen, dass es sein Kirchenbild auf die Gemeinschaft begründet und auch das Autoritäts- und Hierarchieprinzip in diese Perspektive eingezeichnet" habe. Das habe es leichter gemacht, zu begreifen, „dass alle Christen als Getaufte dieselbe Würde vor dem Herrn haben und dieselbe Berufung zur Heiligkeit haben".
„Vor allen Dingen müssen wir uns gut vor Augen halten, dass Heiligkeit nicht etwas ist, was wir uns irgendwie verschaffen, oder was wir wegen unserer Qualitäten und Fähigkeiten bekommen. Sie ist ein Geschenk – das Geschenk, das uns Jesus schenkt, wenn er uns ihm gleichförmig macht... Heiligkeit bedeutet, sich in Gemeinschaft mit Gott zu finden, in der Fülle seines Lebens und seiner Liebe. Sie ist also nicht der Titel einiger weniger, sondern wird allen ohne Ausnahme angeboten, sie ist das unterscheidende Etwas jedes einzelnen Christen."
Um heilig zu werden, brauche man also weder Bischof noch Priester zu sein, brauche sich nicht im Gebet von der Welt zu isolieren oder fromme Gesichter zu ziehen. Vielmehr erringe und zeige sich Heiligkeit „im täglichen Leben", da wo man gerade stehe.
„Aber Vater, ich arbeite in einer Fabrik... Ich bin Buchhalter, ich habe den ganzen Tag mit Zahlen zu tun, da kann man doch nicht heilig werden... Doch, man kann! Da, wo du arbeitest, kannst du heilig werden! Gott gibt dir die Gnade, um ein Heiliger zu werden. An jedem Platz kann man das. Oder bist du Vater oder Großvater? Na gut, dann sei heilig, indem du deine Kinder oder Enkel leidenschaftlich lehrst, Jesus zu kennen und ihm zu folgen! Dafür braucht man sehr viel Geduld – Eltern und Großeltern überhaupt brauchen sehr viel Geduld, und in dieser Geduld kommt die Heiligkeit."
Der Papst ermunterte seine Zuhörer auf der Piazza zu einer Gewissenserforschung: Ob sie nicht „ein bisschen besser, ein bisschen christlicher" werden wollten? Da sei sie, die „Straße zur Heiligkeit". Sie lasse sich immer und überall finden.
„Ein Beispiel: Geht eine Frau auf den Markt und findet da eine Nachbarin. Sie fangen an zu sprechen, und die andere beginnt zu klatschen, aber die Frau sagt: ‚Nein. Ich werde jetzt nicht schlecht von irgendjemandem reden.' Das ist ein Schritt zur Heiligkeit... Und wenn du nach Hause kommst und dein Sohn mit dir ein bisschen über seine Hirngespinste reden will: ‚Ach nein, ich bin jetzt zu müde, ich habe heute zu viel gearbeitet...' Nein, setz dich hin und höre deinem Sohn zu, mit Geduld! Das ist ein Schritt zu Heiligkeit. Und dann geht der Tag zu Ende, wir sind alle erschöpft, und das Abendgebet... Doch, sprechen wir das Abendgebet! Das ist ein Weg zur Heiligkeit."
Das seien alles „kleine Dinge" – „kleine Schritte hin zur Heiligkeit", so Franziskus. Jeder dieser Schritte werde „uns zu besseren Menschen machen".
(rv 19.11.2014 sk)
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