Bischof Küng: Ein neues Pfingsten in den Herzen der Jugend

Der Weltjugendtag ist ein Aufbruch, bei dem man „in Jesus Christus die Antwort auf die eigenen Fragen findet“, sagt der St. Pöltner Bischof Klaus Küng im KATH.NET-Interview mit Roland Biermeier.

KATH.NET: Herr Bischof, was sagen Sie zur Weltjugendtagsstimmung in Köln?

Bischof Küng: Ich habe den Eindruck, dass tatsächlich das Zusammenströmen der Jugendlichen aus der ganzen Welt eine einmalige Atmosphäre hervorruft, die Hoffnung gibt.

KATH.NET: Was sagen Sie zu den ersten Worten des Papstes bei der Begrüßung hier in Köln?

Bischof Küng: Für mich ist das Stichwort, das er auch gesagt hat, die Hoffnung auf ein neues Pfingsten in den Herzen der Jugend für die Zukunft der ganzen Welt, dass es wirklich zu einem Aufbruch in dem Sinn kommt, dass man in Jesus Christus die Antwort auf die eigenen Fragen findet.

KATH.NET: Was kann man Ihrer Meinung nach für Österreich mit nach Hause nehmen, für die österreichische Kirche? Wie kann die österreichische Kirche von diesem Treffen profitieren?

Bischof Küng: Auch in der österreichischen Kirche ist schon in den letzten Jahren etwas am Wachsen. Man sieht Knospen, von denen ich überzeugt bin, dass sie aufgehen und Frucht bringen. Es gibt auch die Erfahrungen der Nöte, die dazu führen, dass die Menschen suchen. Manche geraten vielleicht dadurch um so mehr in Abgründe durch fehlgeleitete Sehnsüchte, aber da sehe ich unsere große Aufgabe darin, Christus ganz ins Zentrum zu stellen und den Menschen bewusst zu machen, Gott ist mit uns.

Uns muss selber bewusst sein, woher wir kommen und wohin wir gehen und dass Christus der Weg ist, der zum eigentlichen Ziel führt. Ich denke, dass einerseits die Verkündigung eine ganz große Pflicht ist, denn die Menschen sind oft orientierungslos und ohne Halt. Dieser Stern, der aufgeht, ist ganz wichtig. Aber wichtig ist andererseits auch das Hinhören auf das, was innerlich gesund macht, was die Wunden heilt. Ich glaube, dass dieser Aspekt besonders wichtig ist in der Gegenwart und in der Zukunft. Ich freue mich auch jetzt schon, in Köln zu beobachten, dass doch viele die Gelegenheit nützen, um sich zu öffnen und wieder einmal oder endlich einmal über die Art zu leben nachdenken und wieder einmal innere Ordnung zu schaffen. Ich hab das heute Früh auch wieder gesehen, die Priester, die heute zur Katechese da waren, hatten wieder viel Arbeit mit dem Beichte hören. Ich denke, dass da ein ganz großer Nachholbedarf ist, gerade auch in Österreich. Ich hoffe, dass die Zahl jener, die Christus letztlich entdecken und auf ihn bauen, steigt.

KATH.NET: Vor wenigen Tagen starb Frère Roger. Welche Bedeutung hat er, der ja nicht katholisch war, für die katholische Kirche und für die Ökumene?

Bischof Küng: Ich glaube , dass er wirklich ein zutiefst auf Gott und Christus bezogener Mann war, der eine ökumenische Richtung eingeschlagen hat, die große Hoffnung bringt, weil er durchaus ein Mensch des Gebetes war, ein Mensch, der die Sorge hatte, junge Menschen, aber auch andere Menschen zu Christus zu führen, der auch die Gebote Gottes gelehrt hat und in vielen Dingen dem katholischen Denken sehr nahe war und vielleicht in vielen Dingen ganz einig mit dem katholischen Denken. Er hatte eine große Offenheit des Herzens, das ist eine Bewegung, von der man hoffen kann, dass sie immer schneller fortschreitet.