Betrachtungstext: 19. Dezember – Advent

Furcht und Vertrauen des Zacharias – Lektionen des Schweigens – Auf Gott vertrauen

ZACHARIAS und Elisabeth waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Weisungen des Herrn (Lk 1,6). Das Kommen des Messias steht unmittelbar bevor, das Alte Testament neigt sich seiner Vollendung zu, und die Kirche lädt uns ein, über den Glauben dieses Ehepaares aus der Priesterklasse Israels nachzudenken. Der heilige Josefmaria stand, wie Msgr. Javier Echevarría bezeugt, in lebendigem Kontakt mit Paaren wie diesem, ebenso wie mit anderen Gestalten des Evangeliums. So sagte er einmal: „Heute morgen habe ich begonnen, alles der heiligen Elisabeth anzuvertrauen, und dann habe ich mit ihrem Sohn Johannes und mit Zacharias geredet; danach mit der Jungfrau Maria, mit dem heiligen Josef und mit Jesus: Denn durch den Umgang mit dem Herrn erweitert sich der Kreis der Bekanntschaften, ähnlich wie es in menschlichen Freundschaften geschieht.“1

Wir möchten uns auf die baldige Ankunft des Erlösers vorbereiten und aus dem Evangelium lernen, auf Gott zu vertrauen. Denn oft sind wir geneigt, uns lieber auf unsere eigenen Erfahrungen oder Sichtweisen zu verlassen. Die Frage des Zacharias, die nach der Ankündigung der Geburt eines Sohnes einen Hauch des Zweifels in sich trägt, klingt uns vertraut: Wie kann ich mir dessen sicher sein? (Lk 1,5). Der Priester wollte Gewissheit haben, fand jedoch nur das beredte Schweigen Gottes, bis sich erfüllte, worum er den Herrn so oft gebeten hatte.

Die Nachricht des Engels machte Zacharias Angst. Er hatte innerlich schon aufgegeben, Nachwuchs zu erhalten, und traute der Botschaft nicht. Er konnte seine Bedenken auch gut begründen: Sowohl er selbst wie seine Frau waren bereits in fortgeschrittenem Alter. Es ist immer dasselbe: Beim Blick auf uns selbst meinen wir, Gottes Pläne zum Scheitern bringen zu können. Wir halten uns für entscheidend und unentbehrlich, und die Angst blockiert uns. Papst Benedikt lädt uns zum Umdenken ein, wenn er sagt: „In einer Welt, in der wir Gefahr laufen, nur auf die Effizienz und die Kraft der menschlichen Mittel zu vertrauen, in dieser Welt sind wir aufgerufen, die Macht Gottes wiederzuentdecken, die im Gebet vermittelt wird.“2 Das heutige Evangelium lädt uns ein, auf Gott zu vertrauen. Trotz seiner Zweifel war Zacharias von Freude erfüllt, als er die Ankündigung Gabriels vernahm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört worden (Lk 1,13).


IN DEN MONATEN des auferlegten Schweigens dürfte Zacharias vieles gelernt haben. Es war offensichtlich, dass er eine außergewöhnliche Erscheinung gehabt hatte. Obwohl er nicht sprechen konnte, spiegelte sein Gesicht mehr wider als Worte je ausdrücken könnten: Es hatte eine enorme Ausdruckskraft erlangt. Sicherlich widmete er nun viele Tage dem intensiven Gebet; die Stille ermöglichte ihm eine besondere Nähe zu Gott. Als er wieder sprechen konnte, offenbarten seine Worte, dass diese Zeit ihm geholfen hatte, sich auf die Ankunft seines Sohnes, des Vorläufers, und seines Neffen, des erwarteten Messias, vorzubereiten: In diesem Augenblick erlangte er seine Sprache wieder, seine Zunge wurde frei, und er sprach und lobte Gott (Lk 1,64). Zacharias war überglücklich.

In diesen Wochen dürfte er auch den Wert vieler einfacher Gesten entdeckt haben, die noch bedeutsamer werden, wenn Worte fehlen: ein Augenzwinkern, eine Liebkosung, ein Lächeln. Elisabeth verstand, was er ihr sagen wollte. Es genügte, dass sie einander ansahen, um miteinander zu teilen, was Gott in ihrem Leben gewirkt hatte. Sie genossen dieses Geschenk des Herrn gemeinsam in Stille. Gott hatte sich offenbart, und es gab nichts hinzuzufügen: Es war der Moment, zu genießen und zu träumen.

Und es kam eine Furcht über alle ihre Nachbarn, und dies wurde im ganzen Bergland von Judäa erzählt; und viele, die es hörten, nahmen es in ihrem Herzen auf und sagten: Was soll denn dieses Kind sein? Denn die Hand des Herrn war mit ihm (Lk 1,65-66). Die Erfahrung des Zacharias lehrt uns, dass wir über Gottes Pläne mehr erfahren können, wenn wir auf die Menschen und Ereignisse in unserer Umgebung achten. Vielleicht haben wir bisher wenig in Erfahrung gebracht, weil wir zu sehr auf uns selbst gehört haben. Papst Franziskus sagte: „Man muss lernen, dem Geheimnis Gottes zu vertrauen, vor ihm zu schweigen und in Demut und Stille sein Werk zu betrachten, das sich in der Geschichte offenbart und das so oft unsere Vorstellungskraft übersteigt.“3 Wenn wir wie Zacharias und Elisabeth still werden und auf Gott hören, werden wir mit großer Freude feststellen, dass Gott uns segnet, selbst wenn wir es am wenigsten erwarten.


ZU LIEBEN und geliebt zu werden bedeutet oft, dem anderen nicht vorzuschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Die Liebe gewährt dem geliebten Menschen die Freiheit, sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte, und schreibt ihm nicht vor, wie die Zuneigung gezeigt werden soll. Etwas Ähnliches geschieht in unserer Beziehung zu Gott: Wir lassen uns gerne vom Herrn überraschen. Gnade ist nicht absehbar, sondern frei und kreativ. Zacharias erlebte, wie wunderbar Gottes Initiative ist. Er erkannte, dass Vertrauen immer belohnt wird und Gott immer nahe ist, auch wenn es nicht so scheint. Der heilige Josefmaria drückte sein Vertrauen in Jesus so aus: „Vertrau mir nicht ... Ich aber vertraue dir, Jesus ... Ich gebe mich in deine Arme: Dort lasse ich, was ich habe, mein Elend!“4

Bei der Vorbereitung unserer Herzen auf die Ankunft des Jesuskindes können wir Zacharias um seinen Glauben, seine Hoffnung und seine Geduld bitten. Groß war sein Glaube, als er jahrelang um ein Wunder bat, das endlich geschah, als alle Hoffnung verloren schien; groß war seine Hoffnung, als er vom Messias und der Rettung träumte, die er Israel bringen würde; und groß war seine Geduld mit sich selbst, als er lernte, seine Sicherheit in Gott zu suchen. Liebe bedeutet immer Risiko, denn sie ist nicht garantierbar; sie hängt vom Willen desjenigen ab, der uns liebt. Deshalb bitten wir diesen heiligen Mann, uns in Momenten der Unruhe beizustehen, wenn wir auf Gott allein bauen müssen. Er ist unsere Sicherheit. Die heilige Teresa bezeugte dies mit wenigen Worten, aber großer Festigkeit: „Vertraut auf die Güte dessen, der seine Freunde nie im Stich gelassen hat.“5

Papst Franziskus sagte in einer Weihnachtspredigt: „Dieses Fürchtet euch nicht erklingt im Evangelium mehrfach: Es scheint der Refrain Gottes zu sein, der den Menschen sucht. Denn der Mensch hat sich von Anfang an, auch wegen der Sünde, vor Gott gefürchtet: Ich fürchtete mich (...) und verbarg mich (Gen 3,10), sagt Adam, nachdem er gesündigt hat. Bethlehem ist das Heilmittel gegen die Angst, denn trotz des ,Neins‘ der Menschen sagt Gott dort immer ,Ja‘: Er wird für immer Gott mit uns sein. Und damit uns seine Anwesenheit keine Angst einflößt, wird er zu einem zarten Kind.“6 Wir bitten die Gottesmutter, uns beizustehen, damit wir dem Herrn, seiner Güte und Liebe vertrauen, damit wir nicht versuchen, Gott auf die Finger zu schauen, und uns von seiner liebenden Vorsehung überraschen lassen.


1 Javier Echevarría, Memoria del Beato Josemaría Escrivá, Rialp, Madrid, 2000, S. 259 (in deutscher Sprache bisher nicht erhältlich)

2 Benedikt XVI., Audienz, 13.6.2012.

3 Franziskus, Angelus-Gebet, 24.6.2018.

4 Hl. Josefmaria, Der Weg, Nr. 113.

5 Hl. Teresa von Jesus, Buch des Lebens, 11, 4.

6 Franziskus, Predigt, 24.12.2018.

Foto: Fabrice Nerfin (unsplash)