Maria besuchte Elisabet in einem Ort „im Bergland von Judäa“

Am 2. Juli feiern wir das Fest „Maria Heimsuchung“. Es wird dabei an den Besuch Marias bei Elisabet erinnert. Zum Inhalt des Festes gehören die Heiligung Johannes des Täufers im Mutterschoß (Lk 1,41) durch den Besuch der schwangeren Gottesmutter und der Gesang des Magnifikat (Lk 1,45-55). Am historischen Ort in Ein Karem, 11 Kilometer westlich des Tempels in Jerusalem, erinnert noch heute die gleichnamige Kirche an das Ereignis.

Das kleine Dorf Ein Karem, in der Bibel noch als „Stadt“ bezeichnet, liegt elf Kilometer westlich des Tempels in Jerusalem. Dort lebten zur Zeit Jesu hauptsächlich Priester und Leviten, von denen jeder zwei Mal im Jahr zum Tempeldienst verpflichtet war. „Alten Traditionen zufolge befand sich dort auch das Haus von Zacharias und Elisabet. Dorthin machte sich Maria auf, nachdem sie durch die Verkündigung des Engels von der Schwangerschaft Elisabets erfahren hatte: „In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ (Lk 1,39). Drei Monate später kam für Elisabet die Zeit ihrer Niederkunft, dort kam wohl Johannes der Täufer zur Welt.“[1]

Bei der heutigen Kirche befand sich auch der Brunnen

„Die Kirche Maria Heimsuchung liegt in Richtung des südlichen Dorfausgangs an einer erhöhten Stelle. In der Nähe ist ein Brunnen, der seit unvordenklichen Zeiten die Bewohner mit Wasser versorgt. Im Zentrum der Ortschaft befindet sich auch die Johanneskirche, die als Ort seiner Geburt angesehen wird. Beide gehören seit dem 17. Jahrhunderts der Kustodie des Heiligen Landes.

Johannes hüpfte im Mutterschoß

Die Kirche Maria Heimsuchung soll der biblische Ort für die Begegnung der beiden Schwangeren gewesen sein: „Maria ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1,40-45).“[2]

Das Magnificat ist in vielen Sprachen zu lesen

Rechts nahe der Eingangstür der Kirche Maria Heimsuchung , zeigt eine Skulptur die Begegnung der beiden schwangeren Frauen. Auf der Mauer dahinter ist das Magnifikat in vielen Sprachen zu lesen: „Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn,/ und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut./ Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan/ und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht/über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:/ Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron/ und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben/ und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.“[3]

Fresco in der Kirche Maria Heimsuchung in Ein Karem. Foto: RK

Ein Dokument der Marienverehrung über Jahrhunderte

„Im Inneren der Kirche zeigen malerische Motive die Verehrung der Muttergottes im Laufe der Jahrhunderte: Maria als Vermittlerin bei der Hochzeit zu Kana; Maria als Zufluchtsort, unter deren Mantel die Gläubigen Schutz suchen; die Verkündigung ihrer Gottesmutterschaft auf dem Konzil zu Ephesus; die Verteidigung der Unbefleckten Empfängnis durch den seligen Duns Scotus; und ihre Anrufung als Hilfe der Christen während der Schlacht von Lepanto.“[4] Dass der Festtag des 31. Mai auch ein besonderer Tag für die Pfadfinder ist, mag daher kommen, dass Marias Weg von Nazaret nach Ein Karem fast 150 Kilometer lang war. Sie legte ihn zwei Mal innerhalb von drei Monaten zurück. Als Josef dann Maria erneut vorschlug, diese Strecke wegen der Volkszählung zu gehen, bei der jeder seine Vaterstadt aufsuchen sollte, war ihr der größte Teil des Weges bereits gut bekannt, denn Bethlehem liegt nur 10 Kilometer östlich von Jerusalem, gewissermaßen auf der anderen Seite der Stadt.

Bischof Alvaro als Pilger in Ein Karem

„Auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land war der selige Alvaro del Portillo am 20. März 1994 in Ein Karem. Am Morgen waren er und seine Begleiter mit dem Auto unterwegs, um verschiedene Häuser und Grundstücke anzusehen, die für künftige Zentren des Werkes in Jerusalem geeignet waren. So fuhr er auch in dieses Dorf in der Umgebung, wo man ihm Bauland für ein mögliches Tagungshaus zeigte. Auch wenn am Ende diese Gegend nicht in Frage kam, hatte sich die Suche gerade da gelohnt, denn Jahre später wurde Saxum[5] nur wenige Kilometer von dort in nordwestlicher Richtung erbaut.“[6] RK

[1] Jesus Gil, Eduardo Gil: Spuren unseres Glauben. Hrsg. Saxum International Foundation. 2016, ins Deutsche übersetzt von Angelika Strüder und Janni Büsse, 2020, S. 24

[2] ebd. S. 25

[3] Die Bibel. Altes und Neues Testament, Einheitsübersetzung. Herder, Freiburg 2015, S. 1149

[4] Gil und Gil, ebd. S. 30/31

[5] https://saxum.org/

[6] Gil und Gil, ebd. S. 35