Mari Vivian, eine junge Frau aus Estland

Mari Vivian hält es für wichtig, persönliche Erfahrungen, die für sie überraschend kamen, bekannt zu machen. Sie betreffen die katholische Kirche und das Opus Dei.

'Ich bin während dieser kurzen Zeit sehr reich geworden - beruflich und vor allem im Menschlichen'.

Seit einem Jahr arbeite ich in der Hauswirtschaft einer Niederlassung des Opus Dei in Tallin, der Hauptstadt meines Landes. Ein Jahr ist sicher keine sehr lange Zeit. Aber schon jetzt weiß ich, dass ich während dieser kurzen Zeit sehr reich geworden bin - beruflich und vor allem im Menschlichen. Und dazu noch: Ich habe den christlichen Glauben kennen gelernt.

Diese letzte Erfahrung war für mich die überraschendste. Denn ich hatte massive Vorurteile gegen die katholische Kirche und auch gegen das Opus Dei.

Dies hängt sicher mit der jüngsten Geschichte meines Landes zusammen. Meine Zeit in der Schule war noch von postsowjetischen Vorstellungen geprägt. Im Geschichtsunterricht und in anderen Fächern wie Staatsbürgerkunde ging es, wenn vom christlichen Glaube die Rede war, um Religionskriege mit Zwang, Feuer und Schwert, um Ablässe zwecks Kapitalgewinn, um kirchliche Strukturen zur Unterdrückung der Menschen etc. Bald wurde mir aber klar, dass mein angebliches Wissen über die katholische Kirche gleich Null war.

Schon wenige Tage nachdem ich meine Arbeit in einer Niederlassung des Opus Dei begonnen hatte merkte ich, dass ich dabei war, schöne und interessante Erfahrungen zu machen – etwas, das im Widerspruch stand zu allem, was ich meinte, zu wissen.

Als erstes beeindruckte mich die freundliche und geduldige Art meiner Arbeitskolleginnen. Ich erfuhr, dass die meisten dem Opus Dei angehörten. Mich beeindruckte besonders eine tiefe Gläubigkeit. Dahinter ahnte ich gelebtes Gottvertrauen und Gottesliebe.

Diese Einsichten verstärkten sich nach und nach. Zuerst fiel es mir schwer zu glauben, dass jene katholischen Kolleginen eine wirkliche, lebendige, starke Gottesbeziehung hatten. Und doch war dies spürbar in der Art, wie sie ihre Arbeit packten und wie natürlich sie von Christus sprachen.

'Ich habe viele interessante und schöne Erfahrungen gemacht'.

Währenddessen war ich selbst dabei mehr oder weniger bewußt zu lernen, was es heißt, Liebe und Engagement in die konkrete Arbeit hineinzulegen. Denn ich sah diese Haltungen in meiner Umgebung realisiert.

Ich kam dann auch dazu, dass ich die Angelegenheiten des christlichen Glaubens aus einer offeneren Perspektive heraus zu betrachten begann. Ich gewann an Vertrauen und an Respekt für Großes. Meine Art zu leben und der Umgang mit den anderen in meiner Umgebung wandelten sich. Ich sehe es jetzt als ein Wirken Gottes in mir. Und ich denke, auch das Opus Dei hat seinen Anteil daran gehabt.

Die natürliche, unauffällige Art, wie diese Leute vom Opus Dei ihr Leben im Alltag packen – und in meinem Umfeld heißt dies: ihre berufliche Arbeit –, ist ein ermutigendes Beispiel, Stütze und Grund zur Hoffnung für viele Menschen. Ich schätze jetzt das Opus Dei. Und ich sehe es als ein helles Licht in unserem kleinen Land.