„Man muss die Sterne vom Himmel holen...“

Das Studentinnenheim Währing versuchte jungen Frauen durch einen zündenden Vortrag der Salzburgerin Doraja Eberle Mut zum christlichen Engagement in der Politik zu machen.

Wien „Ich bin zuerst Ehefrau, Mutter, Schwester, Cousine, Teammitglied bei ‚Bauern helfen Bauern’ und dann Politikerin“ so stellte sich Doraja Eberle, Landesrätin in der Salzburger Landesregierung selbst dem Publikum vor und erzählte über die entscheidenden Wegmarken ihres Lebens. Im Jahr 1988 lernte die praktizierende Katholikin, ausgebildete Sozialarbeiterin und frisch verheiratete Ehefrau Mutter Teresa von Kalkutta kennen und entschied sich spontan, nach Indien zu reisen, um verwaiste Kinder zu adoptieren. Als 1992 der Balkankrieg wütete, fuhr sie nach Bosnien und begann Hilfsprojekte für die Not leidende Bevölkerung zu initiieren. Es entstand die ehrenamtliche Hilfsorganisation „Bauern helfen Bauern“, die bis heute 1200 Lastwagen mit Lebensmittelspenden nach Bosnien schicken und dort über 660 Holzhäuser errichten konnte.

Im Oktober 2004 bat sie gänzlich überraschend der Salzburger Landeshauptmann um die Bereitschaft, in die Politik zu gehen. Die aufkommenden Bedenken überwog ihre Dienstbereitschaft. Ihr wurden neun Ressorts übertragen, darunter Familie, Kinderbetreuung, Jugend und Erwachsenenbildung. Die Quereinsteigerin ohne politische Erfahrung wurde sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Die Arbeit stellt eine extreme Herausforderung dar, nicht zuletzt auch für ihre Familie. Jeden Morgen und jeden Abend betet sie gemeinsam mit ihrem Mann und vertraut ihre gesamte Arbeit Gott an. Ohne Ihn würde sie es nicht durchstehen. Ein ungebrochenes Gottvertrauen und ein Idealismus, den sie auch nach einem Jahr Erfahrung noch nicht abgelegt hat, kennzeichnen ihre Person.

„Man muss die Sterne vom Himmel holen“, so beschreibt sie ihre Vision. Der Beruf der Hausfrau und Mutter soll wieder gesellschaftsfähig gemacht werden, und zwar nicht nur im Hinblick auf eine öffentliche Aufwertung, sondern auch auf eine finanzielle und soziale Absicherung der Frau. Erleichterung der Familiengründung und Hilfe für Alleinerzieher sind andere große Anliegen. Schließlich liegt ihr das Problem der Abtreibung auf der Seele, das in jüngster Zeit gerade im Land Salzburg wieder in Bewegung gekommen ist. Abtreibung auf Krankenschein sei keine Lösung. Stattdessen geht sie positive Wege. Sie errichtete schon ein Frauenhaus für Schwangere in Notsituationen, mehrere Beratungsstellen, die erste Post-Abortion-Ambulanz und anderes mehr. Sie ist entschlossen, mit aller Kraft die ihr zur Verfügung stehenden Mittel und Maßnahmen einzusetzen, um die Abtreibungszahlen zu verringern. Es gebe eine große Anzahl von Frauen, die nicht abtreiben würden, wenn ihnen mehr geholfen würde…

Auch wenn Doraja Eberle bald den Reiz der Macht erfuhr, über die Politiker verfügen, will sie ihren Prinzipien, den zehn Geboten, treu bleiben. Politik ist für sie nicht Macht, sondern Dienst. Und Dienen heißt, ganz bewusst alle Möglichkeiten für das Wohl der Menschen und der Gesellschaft einzusetzen und sich selbst keine Vorteile daraus schaffen.