Kardinal König über die Anerkennung eines Wunders durch die Fürsprache Escrivás

"Escrivá gehört nun zum Thesaurus der Kirche" - Wiens Alterzbischof Kardinal König begrüßt die Ankündigung der Heiligsprechung

Der Wiener Alterzbischof Franz Kardinal König

Kardinal König: "Das Opus Dei hat seinen Platz in der Kirche gefunden"' Wiener Alterzbischof: Escriva und seine Bewegung "keine Randfigur", sondern "lebendige Kirche" - Interview für "Vanguardia"

Wien (APA) - "Das Opus Dei hat seinen Platz in der Kirche´gefunden." Die bevorstehende Heiligsprechung des Gründers der Priester- und Laienorganisation, des Spaniers Josemaria Escriva de Balaguer, bedeute, dass dieser "nicht eine seltsame Figur, eine Randfigur ist, sondern zum Schatz der Kirche gehört und ein Bestandteil der Schar der Heiligen ist", sagte der Wiener Alterzbischof Franz Kardinal König in einem Interview mit der in Barcelona erscheinenden Zeitung "La Vanguardia" (Donnerstag-Ausgabe).

Kardinal König begrüßte die Tatsache, dass nun nichts mehr einer Kanonisierung Escrivás entgegenstehe, als "sehr positiv". Der frühere Wiener Erzbischof erinnerte sich an 1957, als der junge katalanische Priester Joaquin Frances, früher Arzt und Spitzensportler, nach Wien kam, um das Gedankengut Escrivás auch in Österreich zu verbreiten. Er, König, sei damals "sehr interessiert gewesen am Apostolat der Laien in der Kirche, erinnerte sich der Alterzbischof.

Der Kardinal erzählte auch, wie er beim Vatikanischen Konzil mit dem Begründer des Opus Dei zusammengetroffen sei. Man hatte ihm über Escrivá erzählt, dass jener die Rolle des Laien im täglichen Leben fördere. "Er war ein Mann, der nach meinem Dafürhalten eine ungeheure Geistesgröße atmete." König fügte hinzu, ihm sei sehr rasch bewusst geworden, "dass es dort eine lebendige Kirche gab". Die Bewegung wollte das religiöse und das berufliche Leben zusammenbringen.

Zu dem Faktum, dass die konservative Bewegung Escrivás anfangs vielfach auf Ablehnung stieß und erst langsam eine Anerkennung erfuhr, meinte der Kardinal, Neuem begegne man immer mit Skepsis. In der Geschichte habe es viele und vielversprechende Bewegungen gegeben, die sich dann verflüchtigten und den Charakter einer Sekte annahmen. Heute berichte die katholische Kirche regelmäßig über das Opus Dei. "Es gibt keine Proteste und negativen Stimmen mehr", fasste König die Situation zusammen.

(Schluss) hs/ar

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