Anteilnahme am Tod von Josef Arquer – vier Freunde erinnern sich

Kurz nach dem Tod von Dr. Josef Arquer gab es bereits auf Facebook ein großes Echo der Anteilnahme. Vier Wegbegleiter aus seiner Zeit in Bonn (Prof. Dr. med. Jordi Cervos Navarro), in Jülich (Dr. Jürgen Eberle), in Trier (Bernhard Bambach) und in Berlin (Ignatius Kordecki) erinnern sich...

„In unserer Militärzeit verlor er mit den Maultieren im Gebirge nicht die Geduld“ – die Anfangsjahre

Von Prof. Dr. med. Jordi Cervos Navarro, Barcelona

„Die frühesten Erinnerungen, die ich von Don José (Dr. Josef Arquer) habe, sind flüchtig und ich weiß nicht mehr genau, wo ich ihn zum ersten Mal traf. Sehr lebhaft ist mir aber noch die Zeit im Zentrum Palau vor Augen, als wir Spaziergänge mit jungen Leuten am Mittelmeer unternahmen. Hierbei manifestierte sich sein apostolischer Geist, weil er den jungen Leuten stets ein paar gute Ideen mitgab. Eine Erinnerung, die ich trotz der langen Jahre, die seitdem vergangen sind, behalten habe, bezieht sich auf die Militärdienst-Zeltlager der Universitätsstudenten in Spanien. Ich erinnere mich an die Probleme, die „Pepe“ mit den damals noch eingesetzten Lasttieren, den Mulis, hatte. Sie waren in der Gebirgsartillerie für den Transport in den Bergen üblich, obwohl der Umgang mit den Tieren nicht nur Freude bereitete. Er fiel mir auf, weil er sich mit Optimismus den Schwierigkeiten stellte, die sich mit bepackten Eseln in den Bergen ergaben. Diese Gelassenheit angesichts von Schwierigkeiten trat auch in den ersten Jahren in Deutschland in den Skikursen hervor, an denen er als Priester teilnahm. Er wagte sich auf die Skier um mit den Leuten zu fahren, auch wenn ihm ausreichend Erfahrung fehlte und die Schwierigkeiten im Gelände (es gab noch keine Lifte!) groß waren.

Er befasste sich unter widrigen Bedingungen mit Gott und dem Glauben, obwohl sein persönlichen Interessen mehr auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften und in der Welt der Kunst zu finden waren. In der Anfangszeit in unser Zentrum in Bonn hatte er großes Interesse, neue Freunde zu treffen. Es hat uns alle überrascht, als er eines Tages mit einem Motorrad auf den Straßen von Deutschland unterwegs war, um seinen Verpflichtungen als Priester nachzukommen. In diese Anfangszeit in Deutschland - kurz nach seiner Priesterweihe – gehört auch die Erinnerung, dass er den Kontakt mit jungen Pfadfindern suchte und deren geistliche Betreuung übernahm – später schlug er diesen Weg zur Kontaktaufnahme mit jungen Menschen auch in Berlin ein. Aus dieser Initiative gingen einige der ersten Berufungen von Numerariern in Deutschland hervor.“

Mit dem hl. Josefmaria in Bonn

„Er hatte ein Auge für Überraschendes – wie seltene Blütenpflanzen oder Baumwurzeln“ – Erinnerungen an pastorale Tätigkeit

Von Dr. Dr. Jürgen Eberle

„Josef Arquer war der erste Priester des Opus Dei, den ich in den 60er Jahren in Trier kennenlernte. Die ersten weitläufigen tieferen Gespräche führten wir spazierengehenderweise am „Weberbach“. Dort gab es eine Schrebergarten- und Lauben-Siedlung. Man hatte uns jungen Leuten in diesem Gelände, nahe dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, eine Art Baracke als Treffpunkt zur Verfügung gestellt. (…) Josef Arquer war immer ein außerordentlich aufmerksamer, gewinnender Gesprächspartner. Wir sprachen persönlich z.B. über meine schulischen und sonstigen Aktivitäten, was wie von selbst für mich eine gewisse geistliche Führung bedeutete. Ansprechend war sein weiter kultureller Horizont, reiche Kenntnisse in geschichtlichen Fragen, in der Literatur, in Fragen der Heiligen Schrift. (...) Er konnte sehr lustig und sehr ernst sein. Interessiert war er an allem, was seinen Gesprächspartner bewegte. Er freute sich auch über kleine Dinge, hatte ein Auge für die Wunder der Natur, vor allem auch für Überraschendes und Seltsames - so für Blütenpflanzen, oder alte Baumwurzeln - und konnte kindlich staunen.
Er nahm teil an den Interessen und Nöten der anderen, litt mit und freute sich mit ihnen. Überstürzte, unbedachte oder pauschale Aussagen konnte er nur schwer ertragen. Er fragte nach oder rückte sanft zurecht. (…) In der pastoralen Arbeit war er immer bereit einzuspringen, wenn man ihn darum bat, auch wenn er die objektiven Schwierigkeiten, die eine Planung mit sich brachte, nicht verschwieg.“

Für Kinder predigte er auch schon einmal vom Dach eines Autos – die Jahre in Trier

Von Bernhard Bambach

„Fast 17 Jahre lebte Dr. Arquer in der Römerstadt Trier, um dort als Seelsorger in der Familienpastoral tätig zu sein und an seinen Publikationen zu arbeiten. Er kam Ende September 1989 nach Trier und blieb in der alten Kaiserstadt bis zum Herbst 2006, von wo aus er dann nach Berlin übersiedelte. Trier hatte ihm – er kannte es ja schon aus den sechziger Jahren – immer sehr gefallen: reiche archäologische Fundstätten, Apostelgrab, älteste Kathedrale in Deutschland. Er hatte in der Liebfrauenbasilika, gleich neben dem Dom, einen Beichtstuhl, den viele Pönitenten aus der ganzen Stadt aufsuchten. (…) Es machte ihm immer Spaß mit Soutane und Stola vor dem Beichtstuhl auf und ab zu gehen und auch die Touristen anzusprechen. Ein Mal im Jahr, an der Feier der Osternacht, konzelebrierte er mit dem Bischof im Dom.(…) Zusammen mit anderen hat er den Grundstein der Arbeit des Werkes in Luxemburg gelegt. In den ersten Jahren hörte er oft Beichten im Freien, später im neben dem Dom liegenden „Maison des oeuvres“. Die Bewohnerinnen dieses kleinen Nonnenkonvents schätzten ihn sehr. (…) Er schloss auch mit einigen Pfarrern in Luxemburg Freundschaft, sowie mit dem mittlerweile emeritierten Erzbischof Fernand Franck, der auch seine Exequien in Köln feiern wird. Zu seinen Freunden zählte auch der Pfarrer von Rosport, der die Erlaubnis gab, in der Giersterklaus jährliche Familienwallfahrten zu veranstalten . Bei diesen Gelegenheiten stieg er gerne auf Autodächer, Baumstümpfe und in Äste – wie einst Zachäus im Evangelium-, was den Kindern immer einen besonderen Spaß machte. (…) In Trier pflegte er besondere Freundschaft mit dem Dombaumeister und Architekten Karl-Peter Böhr; dem Pfarrer von Liebfrauen Karl-Heinz Brubach; dem ehemaligen Regierungspräsidenten und späteren Priester Gerhard Schwetje; dem Kustos des Domschatzes Msgr. Prof. Franz Ronig; Domprobst Werner Rössel; dem damaligen Bischof Reinhard Marx brachte er zur Seligsprechung des Josefmaria Escriva dessen Bischofssoutane nach Rom mit, damit Marx an der Seligsprechung teilnehmen konnte, da er aus dem Urlaub in Italien dorthin gereist war.

(…) Er hat einige Jahre in der Wochenendbeilage der Trierer Zeitung (Trierischer Volksfreund) auf der Seite „Feierstunde“ seine typischen Artikel zu Zeitgeist und Glaube geschrieben, auf die er häufig angesprochen wurde. Es gab auch einmal im Hochglanzmagazin „Trier-Luxemburg-Journal“ einen netten Artikel über die Prälatur Opus Dei; dabei standen Dr. Arquer und Norbert Neuhaus, von 1989 bis 1999 ja Wirtschaftsdezernent in Trier, im Vordergrund. Der Artikel war dazu gedacht die Trierer „Schickeria“ zu informieren, die mit „Prälatur Opus Dei“ nicht viel anfangen konnte. Dr. Arquer betreute in diesen Jahren die Bildungsangebote des Opus Dei in: Luxemburg, Wittlich und Saarbrücken/Homburg.

In den ersten Jahren in Trier fuhr er alle sechs Wochen nach Köln, um beim Südamerikaprogramm der Deutschen Welle eine Art „Wort zum Sonntag“auf zu zeichnen, das dann zeitversetzt für den südamerikanischen Kontinent gesendet wurde.

Computertechnisch war er immer gut aufgestellt – hat er doch zahllose Artikel und Bücher damit geschrieben – und hat auch die ersten Schritte im Internet gehen können. Genauso begeistert war er über die Möglichkeiten des E-Mail. Lange hat er an dem Œuvre der Übersetzungen der Meditationen („Meditationen für jeden Tag“ 14 Bände, Adamas Verlag) gearbeitet. Die Nachbarfamilie meinte, er würde immer bis spät in die Nacht Fernsehen schauen... Der Adamas Verlag sponserte ihm diesbezüglich eine Pilgerreise mit Priestern ins Heilige Land.

Wir feierten in Trier seinen 60. Geburtstag und seinen 70. (im Jahr 2000). (…) Um sein Französisch zu verbessern machte er gelegentlich Bildungs-Ferien in Marseille oder in den Alpen bei Grenoble, in einem Tagungshaus des Opus Dei. Meine letzte Begegnung mit ihm war im Oktober 2016. Ich bin nicht zuletzt dankbar dafür, von ihm auch eine großzügige Dankbarkeit erfahren aber auch erlernt zu haben.“

„Ich habe dem Herrn alles übergeben, ich überlasse ihm alles…“ – seine letzten Tage in Berlin

Von Ignatius Kordecki

„Das Überlassen und Abgeben seines tatsächlichen und fantastischen Schreibwerks, eine tiefe Dankbarkeit für die Fürsorge um seine Person, gerade angesichts der Tatsache, dass er selbst immer weniger versteht, was vorgeht, sein Gottvertrauen und eine zunehmende Gelassenheit („Ich habe dem Herrn alles übergeben, ich überlasse ihm alles …”) kennzeichnen die letzten Wochen und auch seine letzten Stunden auf Erden recht zutreffend. Dabei blitzt öfter auch ein relativierender und selbstironischer Humor durch; noch am Ostersamstag, am frühen Vorabend seines endgültigen Abschieds von dieser Erde, hatte jemand bei seiner Verabschiedung ein Lächeln auf seinem Gesicht provoziert.
Das hervorstechendste Charakteristikum, das ich überhaupt über Josef Arquer aussagen könnte, ist seine entwaffnende lachende, sich den Anderen zuwendende Anwesenheit gewesen: Eine solch abstrakte Eigenheit ist das Erste, das ich von dieser Person erfahren habe und das mich seitdem sehr beeindruckt hat.

Unvergessen das Bild, in dem er quasi als Bühnenszene in mein Leben trat. Ich hatte als Schüler am Pfingstwochenende Freunde in Bonn besucht, als einige Studenten auf die Idee kamen, eine Besorgung mit einem gemeinsamen Besuch in der „Villa Becker“ (heute Haus Hardtberg) im Voreifeldorf Kreuzweingarten zu verbinden. Als das vollbesetzte kleine Auto am Hardtberg auf die Hubertusstraße zufuhr und die Bahngleise überquerte, wurde auf dem alten langgestreckten Bahnsteig ein großer Koffer und ein kleiner Mann sichtbar, der lachte und Fröhlichkeit von sich gab. Es war eigentlich ein groteskes Bild: der riesig lange, leere Bahnsteig, nur ein Reisender, ein zu groß scheinender Koffer und eine Person, welche die Situation mit fröhlich-guter Laune zu meistern schien. Warum er, der wohl gerade eine Tagungsbetreuung hinter sich gebracht hatte, mit so ansteckender Freude lachte, war für mich nicht erschließbar: Freute er sich, Bekannte aus dem Bonner Althaus zu sehen, war er amüsiert über die Pkw-Besetzung oder das alte Gefährt selbst, war ihm die sich offenbarende unangemessen Situationskomik bewusst, in der er eine tragende Rolle einnahm? – Jedenfalls nahm ich aus diesem flüchtigen Moment den Eindruck positiver Freude und lachender Problembewältigung lebenslang mit und verbinde dies unverlierbar mit der sympathischen Person des Josef Arquer.“

Zusammengestellt von RK

Betrachtungen von Josef Arquer zu den Festen des Kirchenjahrs