Die Kirche blüht in China

Von vollen Gottesdiensten, Heilungen und Bekehrungen von Intellektuellen berichtet der Pressesprecher von "Kirche in Not".

München. Die katholische Kirche in China erlebt derzeit einen Frühling. Michael Ragg vom päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ erzählte nach einem Chinabesuch davon im Münchner „Studententreff Schackstraße“, einer Bildungsinitiative von Mitgliedern des Opus Dei.

Viele Studenten werden Christen

Nicht nur am Sonntag, sondern auch werktags seien die Gottesdienste morgens früh um 6 Uhr wie abends rappelvoll: „Die Orden blühen. Es sind alles Eigengründungen, weil ausländische Orden nicht tätig sein dürfen“, erläuterte der Pressesprecher des weltweit aktiven Hilfswerks. In vielen Provinzstädten gäbe es große Kirche in zentraler Lage. Besonders in den boomenden Sonderwirtschaftszonen breite sich das Christentum sehr stark aus. Der Studentenanteil unter den Christen sei doppelt so hoch wie in der restlichen Bevölkerung.

Gründe für die Attraktivität der Kirche

Als Gründe für die Attraktivität der Kirche nannte Ragg dem Gebet zugeschriebene Heilungen als Massenphänomen, viele Bekehrungen unter Intellektuellen und das Vorbild gegenseitiger Nächstenliebe in einer nach Maos „Kulturrevolution“ sehr verrohten chinesischen Gesellschaft. Es gebe einen Hunger nach Spiritualität. China sei ein großer Markt für Religionen, weil die Menschen nach der Ausrottung der alten Traditionen durch die Kommunisten in dieser Hinsicht kaum festgelegt seien. „Das Christentum hat große Chancen, weil die Leute westlich werden wollen und der Westen mit dem Christentum verbunden wird“, wagte Ragg einen Blick in die Zukunft.

Chinesische Katholiken bitten westliche Touristen: Geht bei uns in die Kirchen!

Wenn nur das Machtmonopol der Partei nicht angegriffen werde, könne sich die Kirche relativ frei entfalten, wobei es große regionale Unterschiede bei den staatlichen Eingriffen gebe. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich bei ihrem Besuch im Mai in Shanghai mit dem katholischen Bischof Aloysius Jin getroffen habe, sei eine große Hilfe für die Kirche gewesen. Ragg betonte ferner, dass ihm die Gläubigen bei seinen Reisen durch China erklärt hätten, es sei für sie eine wichtige Unterstützung, wenn während der Olympiade 2008 westlich gekleidete Touristen in die katholischen Kirchen kämen. In Peking gebe es vier wunderschöne Kathedralen. Die Leute sollten sehen, dass es normal sei, zur Kirche zu gehen.

von Bernd Kreuels