Als Lehrer lernen

Ich heiße Daniel Mwangi Mwaniki, komme aus der Kleinstadt Tala in Kenia, bin 31 Jahre alt und von Beruf Lehrer.

Weil ich zu Hause keine Arbeit fand, kam ich nach Almeria in Südspanien. Meine Frau und meine neunmonatige Tochter Stefanie wohnen aber weiter bei meinen Eltern und meinen fünf Geschwistern in Tala. Meine Eltern betreiben ein kleines Lebensmittel- geschäft.

Was ich zunächst erzählen will, ist für uns Kenianer eigentlich nichts Besonders, aber wohl für Europäer. In meiner Heimat hätte ich nämlich nie erzählt, dass ich als Kind etliche Kilometer zu Fuß zur Grundschule gehen musste, denn das war die Regel. Etwas anderes war schon, dass ich später mit viel Glück ein angesehenes protestantisches Internat in unserer Hauptstadt Nairobi besuchen konnte.

Auch die erste Fahrt dorthin war für mich etwas Besonderes. Ich reiste in einem „Matatu“. Das sind große Sammeltaxis, die eigentlich immer überladen sind – mit Menschen, Tieren und Gepäck. Matatus kommen nur langsam voran, denn sie halten in jeder kleinen Ortschaft, und die Aufenthalte mit Aussteigen, langen Gesprächen und wieder Einsteigen dauern ihre Zeit. Verglichen mit dem der Mitreisenden war mein Gepäck bescheiden: Ein Koffer, eine Tasche mit Büchern – und eine Wolldecke. Nairobi liegt nämlich ziemlich hoch, und Kälte hat mir immer zu schaffen gemacht.

Lehrer an einer Landwirtschaftsschule

Im sonnigen Andalusien ist meine schöne, bunte Wolldecke überflüssig. Ich unterrichte Informatik auf dem Land bei Almeria an der Landwirtschaftsschule Campomar. Sie gehört zu einer Kette von Schulen, die von Mitgliedern und Freunden des Opus Dei gemanagt und geleitet werden. Es gibt sie außer in Spanien auch in einigen anderen Ländern.

Werben für Harambee

Die Grundkonzeption dieser Land- wirtschaftsschulen geht auf den heiligen Josemaría Escrivá zurück. Als das spanische Bildungssystem noch weit zurück war, so habe ich mir erzählen lassen, gehörte es schon zu seinen besonderen Anliegen, dass Bildung, Kultur und zivilisatorischer Fortschritt auch die Landbevölkerung erreichten. Natür- lich war damit auch eine gründliche Glaubensbildung gemeint. Jeder sollte mit seiner Arbeit dazu beitragen, eine bessere Gesell- schaft aufzubauen, auch die Leute auf dem Land.

Dadurch, dass ich gerade in dieser Schule gelandet bin, ist auch mir diese große Chance zugefallen. Mit anderen Worten: Ich bin ein Lehrer, der an seiner Schule viel lernt. Natürlich ist für mich das Wichtigste, dass ich von Almeria aus meine Familie in Kenia unterhalten kann. Mein Gehalt reicht sogar, um das Studium meiner jüngeren Geschwister zu unterstützen. Aber das ist eben nicht alles. Es erfüllt mich einfach mit Freude, dass ich mit meinem Unterricht – natürlich im Kleinen – zur Entwicklung und zum Fortschritt einer ländlichen Region beitragen kann.

Mitmachen bei der Solidaritätsaktion Harambee

Eine schöne Entdeckung, die ich hier gemacht habe, ist die Solidaritätsaktion Harambee. Sie entstand 2002 im Zusammenhang mit der Heiligsprechung von Josefmaria Escrivá. Angefangen mit den damaligen Spenden von Teilnehmer an der Heiligsprechungsfeier werden seitdem weitere Spenden und Unterstützung gesucht und für Erziehungs- und Fortbildungs-Programme in Afrika verwendet.

Diese Möglichkeit hat mich natürlich gepackt: Sich von Europa aus für das geistige und materielle Wohl der Menschen in Afrika einsetzen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten arbeite ich dabei mit. Ich möchte dazu beitragen, dass es besonders meine Landsleute in Kenia besser haben sollen und nicht wie ich ihre Heimat verlassen müssen, um Arbeit und Auskommen für ihre Familie zu finden. Ich vertraue auf die Fürsprache des heiligen Josemaría, spüre seine Hilfe und hoffe, bald wieder bei meiner Familie in Tala zu leben.