Ärztin beim Familien-Symposium: „Eltern müssen ein Vorbild sein, um Kinder stark zu machen“

Die innere Stärke des Kindes sollte ein wichtiges Erziehungsziel sein – heiße Eisen als Thema auf dem 20. Familien-Symposium.

Moderator Martin Lochner bedankt sich bei der Referentin Dr. Beatrix Dolfen.

Die Welt verändert sich immer schneller. Wir leben in einer Zeit der Krise, die durch die Medien noch verstärkt wird. Familien stehen vor großen Herausforderungen. Wer wert legt auf eine Werteerziehung, vielleicht noch auf den christlichen Glauben, sieht sich mit einer Gesellschaft konfrontiert, die sich immer gegensätzlicher entwickelt. Viele Eltern fragen sich daher, wie sie ihre Kinder auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft vorbereiten und sie zielführend begleiten können. Mit Fragestellungen in diesem Umfeld befasst sich das Familien-Symposium 2024 in Haus Hardtberg.

Welchen Einfluss haben Eltern auf Einflüsse, denen die Kinder ausgesetzt sind?

In Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen sind Kinder vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Nicht alle diese Einflüsse werden als förderlich für eine gesunde Entwicklung der Kinder empfunden, manche Einflüsse erscheinen sogar als gefährlich. Wie können Eltern ihre Kinder in solchen Situationen unterstützen und stärken? Können sie überhaupt etwas dagegen tun oder sind sie machtlos?

Veranstalter war erstmals das Institut für Elternbildung e. V.

Zu diesem spannenden Thema mit vielen praktischen Anregungen und persönlichem Austausch in offener Atmosphäre kamen an dem September-Wochenende mehr als 60 Erwachsene mit über 90 Kindern ins Tagungshaus Hardtberg zum diesjährigen Familiensymposium. Es war das XX. Symposium dieser Art, diesmal ausgerichtet vom Institut für Elternbildung e. V., das die Organisation übernommen hatte.

Ärztin mit kinderpsychotherapeutischem Schwerpunkt als Referentin

Mit Dr. Beatrix Dolfen, die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie ausgebildete Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ist, konnte eine ausgewiesene Expertin als Referentin gewonnen werden. Sie führte bis Ende 2022 eine Gemeinschaftspraxis, in der die kinder- und jugendpsychotherapeutische Behandlung neben der kinder- und jugendärztlichen Arbeit im Vordergrund stand. Daneben beschäftigte sie sich seit 1991 mit Vorträgen und pädagogischer Beratungstätigkeit.

Dass viel Kleinkinder beim Familiensymposion waren, sah man schon am Eingang

Ein starker Wandel zeigt sich in Ethik, Sexualmoral, Kirche und Ökologie

Nach einer Gelegenheit zum Besuch der Hl. Messe in der Kapelle von Haus Hardtberg führte Moderator Martin Lochner kurz in das Thema ein und begrüßte die Referentin. Dolfen begann ihren Vortrag mit dem Schlagwort der „Verwandlung der Welt“. In nahezu allen Bereichen der Welt – von der Wirtschaft und Bildung über die Ethik und Sexualmoral bis hin zu Kirche und Ökologie – sei ein starker Wandel zu beobachten. „Viele fragen sich: Ist die Welt aus den Fugen geraten?“ Umso mehr wünschten sich viele Familien angesichts des rasanten Wandels ein festes Fundament. „Wie können wir unsere Kinder begleiten und stärken“, sei für viele die drängende Frage.

Eltern benötigen Konsens in den Grundfragen des Lebens

„Zunächst ist es wichtig, dass sich die Eltern in den Grundfragen des Lebens einig sind. Sie müssen sich immer wieder fragen: Was bedeutet Stärke für mich? Wie mache ich mein Kind stark? Wie wollen wir Kinder führen und leiten? Welche Werte sind uns wichtig? Was wollen wir unseren Kindern mitgeben?“ Solche und ähnliche Fragen sollten sich Eltern stellen, austauschen und möglichst einheitlich beantworten, erklärte Dolfen.

Jedes Kind ist anders – wer gut beobachtet, kann fordern und fördern

Im nächsten Schritt sei es wichtig, auf jedes Kind individuell einzugehen. „Jedes Kind ist anders und hat andere Bedürfnisse.“ Deshalb sei es wichtig, die Kinder genau zu beobachten und sie individuell zu fördern und zu fordern. Tugenden wie Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, für andere da sein und sich zurücknehmen können, aber auch religiöse Erziehung seien für alle Kinder wichtig. Gegenseitige Akzeptanz in der Familie sei unerlässlich. Das gemeinsame Gebet könne dabei helfen, argumentierte die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin.

Eine Ökologie des Menschen sieht den Menschen als Geschöpf Gottes

Darauf aufbauend verwies sie auf die „Ökologie des Menschen“, die Papst Benedikt XVI. in seiner berühmten Rede vor dem Deutschen Bundestag 2011 dargelegt hat. Demnach habe der Mensch ohne Gott keine Zukunft und müsse sich wieder mehr als geliebtes Geschöpf Gottes verstehen, dessen Aufgabe es sei, die Schöpfung verantwortungsbewusst zu gestalten.

Sexualpädagogik auf Grundlage einer Triebtheorie verletzt das Schamgefühl der Kinder

Nach diesen grundsätzlichen Ausführungen ging die Referentin auf die aus ihrer Sicht derzeit größten Gefahren für Kinder ein: nicht-kindgerechte Sexualpädagogik in Kindertagesstätten und Schulen, Angriffe auf die Menschenwürde sowie der Einfluss der digitalen Medien und Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. „Die Idee, der sogenannten ,sexualfreundliche Kindererziehung`, Kinder aktiv darin zu bestärken, Lust zu erfahren, ist eine völlige Überforderung für Kinder“, stellte Dolfen fest. Kinder hätten ein natürliches Schamgefühl, dem mit Respekt begegnet werden müsse. Die Gender-Theorie leugne die Polarität und Komplementarität der Geschlechter und widerspreche der christlichen Schöpfungslehre. Schon die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 habe in dieser Hinsicht die Ziele formuliert: weniger Menschen, mehr sexuelle Aktivität, Recht auf Abtreibung, Abschaffung der Elternrechte, Frühsexualisierung. All dies widerspreche fundamental dem christlichen Menschenbild.

Die Würde des Menschen lässt sich über die Schönheit des Lebens vermitteln

Die Würde der Kinder zu wahren, müsse vielmehr ein wesentliches Erziehungsziel sein. Eltern müssten ihre Kinder vor schädlichen Einflüssen bewahren, die aber auch zur Realität gehörten. So könne ihnen immer wieder die Schönheit des Lebens vor Augen geführt werden. Auch bei den Medien sollten Eltern wachsam sein, denn diese hätten eine große Anziehungskraft und ein hohes Suchtpotenzial. „Eltern müssen immer genau hinschauen: Was wollen wir, was können wir tolerieren? Was tut unseren Kindern gut, was schadet ihnen?“

Kinder werden durch Aktivitäten aller Art gestärkt

Schließlich gab Dolfen noch einige praktische Tipps: Sport, Malen, Singen, Geschichten erzählen, Bücher vorlesen, Spielen, gemeinsam beten, in die Kirche gehen, medienfreie Zeiten, zur Ruhe kommen – all das stärke Kinder. „Die Entwicklung der Kinder wird wesentlich und in erster Linie von den Eltern geprägt. Eltern müssen in allem ein Vorbild sein, um Kinder stark zu machen“. Und: „Und sie sollten mit ihren Kindern immer im Gespräch bleiben, gerade in der Pubertät“, resümierte die Medizinerin.

Es wurden fast alle aktuellen Themen aus der Erziehung angesprochen

Nach einer Mittagspause hatten die Teilnehmer am Nachmittag die Gelegenheit, Fragen zum Themenkomplex zu stellen, die im Plenum diskutiert und von Frau Dr. Dolfen fachkundig beantwortet wurden. Anna und Mario aus Süddeutschland zeigten sich am Ende des Symposiums begeistert. „Es gab heute eine sehr gute Übersicht über aktuelle Themen, ohne vor den Problemen zurückzuschrecken. Diese wurden klar, unverfälscht und sachlich dargestellt, zugleich aber viele Lösungsansätze geboten“, so Mario. Und seine Frau Anna ergänzte: „Mich hat vor allem die Möglichkeit für den Kontaktaustausch mit gleichgesinnten Familien überzeugt und dass wir der Referentin so viele Fragen stellen konnten, auf die auch alle eingegangen wurde.“

Der Austausch mit anderen Eltern war sehr hilfreich

Lukas und Christiane aus dem Rheinland gefiel es, sich mit anderen Familien auszutauschen, neue Familien kennen zu lernen und alte Bekannte wieder zu treffen. „Die vielen Anregungen aus dem Vortrag, aber auch die Zeit für den Austausch und die Fragen, die von Frau Dr. Dolfen kompetent beantwortet wurden, fand ich sehr positiv“, urteilte Christiane. „Es gab auch viele Fragen, auf die man selbst nicht gekommen wäre, die aber sehr interessant waren“, so Lukas.

Anspruchsvoll: die Familie christlich gestalten und jedem Kind gerecht werden

„Für uns war es schön, andere Familien zu sehen, die auch viele Kinder haben. Die ihre Kinder auch gut erziehen wollen und sich Gedanken machen, wie man Kinder in dieser Welt erziehen und die Familie christlich gestalten kann“, freuten sich Linda und David, die aus den USA kommen und seit einigen Jahren in Deutschland leben. Linda fand es bereichernd, sich mit anderen Müttern mit mehreren Kindern auszutauschen, zum Beispiel darüber, wie man den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden kann. „Es gibt nicht mehr viele Gelegenheiten, Familien mit christlichem Hintergrund zu treffen. Hier ist das möglich und es lohnt sich“, sagte David am Ende des Tages mit einem glücklichen Lächeln. ML