Betrachtungstext: 3. Adventsonntag (B)

Die vollkommene Freude kommt von Jesus – Das Fundament unserer Freude – Den Herrn bezeugen mit unserem Leben

„JUBLE LAUT, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Fürchte dich nicht, denn bald kommt dein Heil.“1 Die Kirche befindet sich in heller Vorfreude auf die Geburt des Herrn und erinnert uns eindringlich an die Empfehlung des heiligen Paulus: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Der Herr ist nahe (Phil 4,4-5). Diese Worte, die Paulus an die Gemeinde in Philippi richtet, sind wie eine Zusammenfassung der Liturgie dieses dritten Adventsonntags, der als Gaudete bezeichnet wird, weil dieses das erste Wort ist, das in der liturgischen Feier ausgesprochen wird: „Gaudete“, freut euch! Gottes Wort und die heutigen Messtexte sind von der Freude durchdrungen, die aus der Nähe unseres Erlösers kommt. Im Tagesgebet bitten wir den Herrn, unser Herz bereitzumachen für das Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde.“2 Aus diesem Grund ist die liturgische Farbe für diesen Tag, wann immer möglich, rosa.

In Philippi gab es eine christliche Gemeinde, auf die Paulus sehr stolz war, denn sie zeichnete sich durch große Treue zum Herrn aus. Er wendet sich mit liebevollen und hoffnungsfrohen Worten an sie. Dies ist bewundernswert, wenn man bedenkt, dass Paulus aus dem Gefängnis an sie schreibt, gefesselt wegen seiner Liebe zu Jesus Christus. Der Herr ist nahe (Phil 4,5), ermutigt er sie. Ganz sicher sind unsere Lebensumstände, auch wenn sie manchmal schwierig oder schmerzhaft sein mögen, kein unbedingtes Hindernis für die wahre Freude. Der Herr ist in seiner liebenden Vorsehung immer an unserer Seite. Die ersten Christen haben angesichts der widrigen Umstände, unter denen sie lebten, gelernt, ihre Hoffnung auf Jesus Christus zu setzen. „Das ist also der Unterschied zwischen uns und den anderen, die Gott nicht kennen“, schrieb der heilige Cyprian, „dass jene im Unglück klagen und murren, während uns das Unglück von der wahren Tugend und dem wahren Glauben nicht abbringt, sondern im Leiden erprobt.“3

Die Freude, zu der Gottes Wort uns einlädt, ist kein weichlicher Optimismus. Sie ist etwas Handfestes, mit tiefem Fundament. Es ist eine Freude, die auf der Gewissheit beruht, dass der Herr bei uns ist, während wir auf sein endgültiges Kommen warten, und sich in Liebe um sein Volk kümmert. Er weiß besser als wir, was wir brauchen, und ist bereit, Seite an Seite mit uns zu kämpfen. Jesus kommt wieder, daher fürchtet euch nicht (Jes 35,4).


VON HERZEN freue ich mich am Herrn. Meine Seele jubelt über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit (Jes 61,10). Der Prophet Jesaja erinnert uns in der ersten Lesung daran, dass die Freude des Gläubigen in erster Linie darin gründet, was Gott für uns tut. Sie wurzelt also nicht in den Früchten unserer eigenen Anstrengung, die Dinge richtig zu tun, obwohl auch dies zweifellos Freude erzeugt. In ihrer Tiefe ist die Freude, wie der heilige Josefmaria sagte, „eine Folge der Gotteskindschaft: zu wissen, dass wir von Gott unserem Vater geliebt sind, er uns zu sich nimmt und uns vergibt.“4 So entsteht in unseren Herzen eine Hoffnung, die unseren Weg erhellt, weil wir auf die Kraft des Herrn vertrauen. Und dieser ist nahe.

Wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und der Garten seine Saat sprießen lässt, so lässt Gott, der Herr, Gerechtigkeit sprießen (Jes 61,11). Die Freude entspringt einem Leben, das die Liebe Gottes fruchtbar macht. Es ist ein Leben, das zu einer gesunden Selbstvergessenheit und einer feinfühligen Hingabe an den Herrn und unsere Geschwister führt. All dies hinterlässt eine tiefe Spur des Friedens in unserem Leben. „Meine Kinder, seid glücklich“, ermunterte uns der heilige Josefmaria, „ich bin es, obwohl ich es nicht sein sollte, wenn ich auf mein armes Leben schaue. Doch ich bin glücklich, weil ich sehe, dass unser Herr uns immer wieder sucht, dass er weiterhin unser Vater ist; und auch weil ich weiß, dass ihr und ich erkennen werden, welche Dinge auszureißen sind, und wir werden sie entschlossen ausreißen; welche Dinge zu verbrennen sind, und wir werden sie verbrennen; welche Dinge hinzugeben sind, und wir werden sie hingeben.“5 Ein anderes Mal gab er uns folgenden Rat, um immer froh sein zu können: „Wie viele Widerwärtigkeiten lösen sich auf, wenn wir uns innerlich ganz in die Hände Gottes geben, der uns nie im Stich lässt! Die Liebe Jesu zu den Seinen zeigt sich immer wieder mit anderen Nuancen: zu den Kranken, zu den Gelähmten … Er fragt uns: Was hast du? Ich habe dieses und jenes … Und sofort kommt Licht, oder zumindest unser Ja und innerer Frieden.“6


EIN MENSCH trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen (Joh 1,6-7). Johannes predigte am Ufer des Jordan. Durch seine Worte und seinen Lebensstil beeindruckte er die Menschen so sehr, dass sie ihn fragten, ob er der Messias sei, auf den sie warteten (vgl. Lk 3,15-17). Johannes verneint diese Frage und nennt seine Mission: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Joh 1,19). Seine Worte und sein verwandeltes Leben sind ein leuchtendes Zeichen für das Kommen des Erlösers.

Zu Johannes dem Täufer wollen wir uns mit Papst Benedikt XVI. die Frage stellen: „Woraus entsteht dieses Leben, diese so starke, so aufrichtige, so konsequente Innerlichkeit, die so vollkommen für Gott hingegeben wurde und dafür, Jesus den Weg zu bereiten?“ Und Benedikt antwortet: „Die Antwort ist einfach: aus der Beziehung zu Gott, aus dem Gebet, dem Leitmotiv seiner gesamten Existenz.“7 Am Beispiel des Täufers wird uns bewusst, dass wir durch unser vom Evangelium geprägtes Leben ebenfalls bezeugen können, dass der Herrn nahe ist. Auf diese Weise sind wir die Stimme, die Jesus in unserem Umfeld, in unserer Familie, am Arbeitsplatz ankündigt. Wir können, wie Johannes der Täufer, Vorboten der Gnade Gottes sein.

Die heilige Jungfrau Maria ist die Ursache unserer Freude. Wir bitten sie, uns dabei zu helfen, die Wege des Herrn zu ebnen. Mit ihr „sollen wir“, wie der Gründer des Opus Dei sagte, „die Welt mit Licht erfüllen, denn unser Dienst soll mit Freude getan sein. Wo immer ein Kind Gottes am Werk ist, soll es nicht an der guten Laune fehlen, die die Frucht des inneren Friedens ist. Des inneren Friedens und der Hingabe: Sich im Dienst der anderen zu verschenken, ist so wirksam, dass Gott es mit einer Demut voller geistlicher Freude belohnt.“8


1 Stundenbuch, Lesehore des 3. Adventsonntag, Antiophon 2.

2 Tagesgebet, 3. Adventsonntag.

3 Hl. Cyprian, Über die Sterblichkeit, 13.

4 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen von einem Beisammensein, 12.11.1961.

5 Hl. Josefmaria, Brief 24.3.1930, Nr. 62.

6 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 249.

7 Benedikt XVI., Audienz, 29.8.2012.

8 Hl. Josefmaria, Brief 24.3.1930, Nr. 22.

Foto: Ben White (unsplash)