Kenia: Berufsausbildung in einem Armenviertel Afrikas

Papst Franziskus wird bei seiner ersten Afrika-Reise von 25. bis 30.11. auch Kenia besuchen. Zahlreiche soziale Initiativen wurden dort auch von Gläubigen des Opus Dei begonnen, so auch das Eastland College of Technology. Diese berufsbildende Schule für 800 Studenten entstand östlich von Nairobi, in einem Slum, wo mehr als eine Million Menschen in tiefster Armut leben.

Eastland College of Technology

Schon vor 13 Jahren hatte Moses Muthaka damit begonnen, ein Grundstück für eine berufsbildende Schule zu suchen, die später Eastlands College of Technology heißen sollte. Moses, der jetzt am Eastland College unterrichtet, hatte es sich zum Ziel gesetzt, den jungen Leuten, die unter prekären Bedingungen in einem Armenviertel bei Nairobi lebten, zu helfen.

Als man endlich ein passendes Gelände gefunden hatte, dauerte es noch sechs Jahre, bis alle gesetzlichen Hürden genommen waren (in Kenia ist Betrug bei Grundstückstransaktionen leider weit verbreitet). Nach Abschluss des Kaufvertrages entschlossen sich die Projektverantwortlichen das Gelände zu umzäunen.

Moses bat ein paar Burschen aus der Umgebung um ihre Mithilfe und versprach ihnen für jeden eingeschlagenen Zaunpfahl eine kleine Bezahlung. Dies vereinbarte er per Handschlag und fröhlichem Lächeln mit jedem einzelnen.

Moses Muthaka am Baugelände, umringt von Buben aus dem Slum

Die jungen Burschen waren sehr überrascht, als Moses jedem von ihnen die Hand gab: „Wissen Sie nicht, dass die Menschen uns meiden, sich vor uns fürchten und glauben, dass wir wie Tiere sind?“

Dann begannen sie ihm von ihrem Leben auf der Straße zu erzählen, davon, wie sie jeden Tag darum kämpfen mussten, um genug zu essen zu haben. Manchmal atmeten sie Klebstoffdämpfe ein um high zu werden und so ihre Hungerschmerzen für ein paar Stunden zu betäuben.

„Aber ihr seid doch keine Tiere, ihr seid Menschen, so wie ich es bin!“ So lernte Moses seine neuen jungen Freunde kennen.

Die Nairobi-Mombasa Zugstrecke führt durch den riesigen Slum östlich von Nairobi

Wenig später, als er mehr Einzelheiten über ihr Leben auf der Straße erfahren hatte, kam ihm eine Idee. Er bat seine Mutter, die schon Witwe war, ihr kleines Haus am Land, in dem sie 11 Kinder großgezogen hatte und wo sie nun mit einer Kuh, zwei Ziegen und zwei Schweinen lebte, für einige seiner neuen Freunde zu öffnen. Sie willigte ein und nahm mehrere Buben, teils Waisenkinder, aus den Slums bei sich auf. So fanden die Straßenkinder ein neues zu Hause (vgl. 18.1. 2012 Die Buben, eine Kuh und meine Mutter).

Vergangenen Frühling wurde nun das Eastland College of Technology außerhalb Nairobis eröffnet. Es bietet 800 Plätze für Schüler. Ein zweites Gebäude wird gerade errichtet und soll bis 2017 fertig sein.

Der Strathmore Educational Trust, der für dieses Projekt verantwortlich ist, ist getragen von Gläubigen des Opus Dei und Freunden mit dem Ziel, jungen Menschen in einem der ärmsten Regionen Afrikas zu helfen, eine geeignete Berufsausbildung zu erhalten.

Kenia ist ein Land mit vielen jungen Menschen: Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt, doch die Arbeitslosenrate liegt bei 80 Prozent. „Wir möchten alles tun um auf die jetzigen Nöte des Landes zu reagieren. Das Land steht an der Schwelle zur Industrialisierung und benötigt gut ausgebildete und erfahrene Arbeitskräfte“, sagt der Direktor des Strathmore Educational Trusts, Andrew Olea.

EDV-Saal im neuen Eastlands Komplex

Olea, der vor 35 Jahren nach Kenia kam, beeindrucken an diesem Land vor allem die Menschen selbst. „Sie sind einfach, offen, unternehmerisch, arbeitsam und zäh. Es gibt natürlich viele Probleme, aber das hält die Menschen nicht davon ab zu arbeiten. Außerdem werden in Afrika wichtige Werte hochgehalten, vor allem die Familie, Solidarität und Großzügigkeit. Daraus lässt sich die Hoffnung schöpfen, dass diese Länder eine strahlende Zukunft haben werden. Das Christentum - insbesondere der Katholizismus - ist eine frohe Religion, die Gott in der Natur finden lässt und überall. Der Geist des Hl. Josefmaria besagt, dass wir Gott in allem entdecken können, was wir tun und was um uns herum passiert. In seinem Geist lebt man immer mit einem jungen Herzen. So sieht man die Herausforderungen des Lebens als jemand, der weiß, ein Kind Gottes zu sein, das das Beste von seinem Vater erwartet, auch wenn es manchmal nicht versteht, warum etwas passiert. Gott ist mein Vater und er liebt mich. All das passt gut in eine junge Gesellschaft, die voller Hoffnung und Arbeitswillen ist.“