Stephan Patt: Mit Freude und Herzblut

Erst Medizin-Professor in Jena, nun Priester der Prälatur

Eigentlich wollte Stephan Patt Deutsch- und Biologie-Lehrer werden oder Architekt. Aber nach dem Abitur 1980 am Kölner Hansa-Gymnasium ließen ihn die besseren Berufsaussichten und nicht zuletzt der Rat der Mutter – der Vater war bereits 1966 verstorben – lieber Medizin in Bonn, Köln und Essen studieren. Obwohl Patt, der hin und wieder Gedichte schreibt und aquarelliert, zunächst „kein Blut sehen“ konnte. Doch seiner Leidenschaft für klare Strukturen konnte er auch in den morphologischen Fächern der Medizin nachgehen.

So schrieb er seine medizinische Doktorarbeit über die veränderte Gestalt von Nervenfasern bei Patienten mit Parkinson und Alzheimer – und war damit in seinem eigentlichen Fachgebiet angekommen: der Neuropathologie. Die lernte er dann ab 1986 als Assistent von Professor Jorge Cervós am Klinikum der Freien Universität Berlin bis zur Habilitation 1994 über Genveränderungen in Hirntumoren. 1996 folgte ein Ruf als Professor an die Universität Jena, wo er bis 2004 „mit viel Freude und Herzblut“ forschte und lehrte. Nebenbei organisierte er einen Bioethik-Kurs, der heute verpflichtend in das Medizinstudium gehört.

Ein auf das Berufliche begrenzter Lebensabriss würde Stephan Patt nicht gerecht, der von sich sagt: „Die Neuropathologie hat viel Raum und Zeit meines Lebens in Anspruch genommen, aber tiefer bestimmt hat mein Leben, immer und überall als Christ durch und durch für Gott und meine Mitmenschen dasein zu dürfen.“ Damit sind zwei entscheidende Schritte gemeint, der Aufnahmeantrag in das Opus Dei im Jahr 1978 und nun, 29 Jahre später, die Priesterweihe.

Zum Opus Dei kam Stephan Patt als 16jähriger Schüler: „Das Tor zu einem ersten Umgang mit Gott hatte mir schon früher mein Religionslehrer geöffnet, der einmal im Unterricht sagte, wir sollten uns einmal am Tag an Gott richten, egal wie. Dann hatte ich im Dezember 1977 ein ganz konkretes Berufungserlebnis, das mich begeisterte, meinem Leben eine neue Richtung gab und mich bis heute begleitet. Ich spürte damals tief im Innern, der Herr wollte, dass ich mehr für ihn tue. Wenige Wochen darauf erkannte ich, dass sich das im Zölibat konkretisieren sollte: in einem Leben als Numerariermitglied im Opus Dei. Was das aber alles mit sich bringen würde, erfuhr, erlebte, durchlitt und durchbetete ich natürlich erst nach und nach.“

Am 26. Mai 2007 erhielt Professor Stephan Patt in der Basilika Sant Eugenio in Rom die Priesterweihe aus den Händen von Bischof Javier Echevarría. Der Prälat des Opus Dei spendete das Weihesakrament zugleich weiteren 37 Numerariern der Prälatur, darunter ein zweiter Deutscher, Dr.med. Andreas Kuhlmann aus Recklinghausen. Nach Rom waren über fünfzig Gäste aus Jena und Berlin gekommen – Patts Freunde, frühere Doktoranden, größtenteils keine Katholiken. Viele waren besonders von der herzhaften Umarmung beeindruckt, die der Bischof jedem einzelnen der eben Geweihten gab.

Alle diese Neupriester folgten ihrer christlichen Berufung als Laien des Opus Dei zuvor in einem zivilen Beruf und setzen ihren Dienst nun mit einer völlig anderen Tätigkeit als Priester fort. Professor Patt über seinen persönlichen Weg zum Altar: „Klar, eine korrekte feingewebliche Tumordiagnose oder eine gute Vorlesung hilft auch unmittelbar den Menschen. Und doch kann ich nun als Priester noch viel direkter den Menschen dienen. Direkter, das ist nach meiner Auffassung die passende Vokabel.“ Andererseits hat Patt, der ja ursprünglich Germanist und Lehrer werden wollte, nur bedingt seinen Traumberuf aufgegeben. Und weil Theologie und Priestertum ja auch mit Sprache, Literatur und Lehren zu tun haben, schließt sich in dieser Hinsicht der Kreis. Solche Überlegungen reiften in den Jenaer Jahren, 2004 belegte er dann Theologie an der Universität von Navarra im nordspanischen Pamplona, die er 2006 mit der Lizentiatur in Moraltheologie und Geistlicher Theologie abschloss. 2007 wurde Patt zum zweiten Mal mit einer Doktorarbeit promoviert, die den Beitrag Edith Steins zum theologisch-mystischen Konzept des „Seelengrundes“ behandelt.

Auf die Priesterweihe im Mai folgte am 9. September 2007 die Heimatprimiz, also die erste feierliche Messe in der Kölner Pfarrkirche St. Pantaleon. 

Zu seiner nächsten Zukunft sagt Professor Patt: „Ich freue mich sehr darauf, als Seelsorger für die Angehörigen und Freunde des Werkes zu arbeiten. Mal sehen, ob es mich möglicherweise auch in die Schule verschlägt. Dann würde sich mein Traum, den ich als Schüler hatte, doch noch erfüllen.“

Ruthard v.Frankenberg