Papst warnt vor Staatsmonopol bei Erziehung

Benedikt kritisiert dem Glauben und der rechten Vernunft gegensätzliche Anthropologie im Schulunterricht

Zu den großen Herausforderungen, die es heute achtsam zu behandeln gilt, gehören für Papst Benedikt XVI.  neben dem Einsatz für Religionsfreiheit, Menschenwürde und aktiver Präsenz der Religionsgemeinschaften im Öffentlichen Leben auch die Erziehungshoheit der Eltern und die Pluralität in der Schulausbildung von kindern.

Das sagte er, als er diesen Montag vor den Botschaftern aus 176 Nationen auf dem traditionellen Neujahrsempfang im Vatikan die gegenwärtige Weltlage analysierte.

In seiner auf Französisch gehaltenen Ansprache ging der Heilige Vater zunächst auf die erste Herausforderung ein, die Religionsfreiheit.

"Die Religionsfreiheit anzuerkennen bedeutet außerdem zu gewährleisten, daß die Religionsgemeinschaften in der Gesellschaft mit Initiativen im Sozial-, Wohltätigkeits- oder Bildungswesen frei wirken können", betonte der Papst.

"Überall in der Welt kann man im übrigen feststellen, wie fruchtbar die Werke der katholischen Kirche in diesen Bereichen sind", so Benedikt.

"Es ist besorgniserregend, daß der Dienst, den die religiösen Gemeinschaften der ganzen Gesellschaft, insbesondere für die Erziehung der jungen Generationen, erweisen, durch Gesetzespläne gefährdet oder behindert wird, die eine Art staatliches Monopol in Schulangelegenheiten zu schaffen drohen, wie zum Beispiel in manchen Ländern Lateinamerikas festzustellen ist".

"Da die meisten von ihnen den zweihundertsten Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feiern, was eine gute Gelegenheit darstellt, an den Beitrag der katholischen Kirche zur Formung ihrer nationalen Identität zu erinnern, lade ich alle Regierungen ein, Bildungssysteme zu fördern, die das Urrecht der Familien achten, über die Erziehung ihrer Kinder zu entscheiden, und die sich an dem für die Organisation einer gerechten Gesellschaft grundlegenden Prinzip der Subsidiarität orientieren".

"In Weiterführung meiner Überlegungen kann ich einen anderen Angriff auf die religiöse Freiheit der Familien in einigen europäischen Ländern nicht schweigend übergehen, wo die Teilnahme an Kursen der Sexualerziehung oder Bürgerkunde verpflichtend auferlegt wird, bei denen ein angeblich neutrales Bild des Menschen und des Lebens vermittelt wird, das aber in Wirklichkeit eine dem Glauben und der rechten Vernunft gegensätzliche Anthropologie widerspiegelt".

ZENIT, Nachrichtenagentur Rom 10.1.2011