Mit Jesus nach Golgotha gehen

Die einzelnen Elemente der Karwoche bilden zusammen eine durchkomponierte liturgische Einheit.

In der Heiligen Woche begleitet die Kirche Christus auf dem Weg vom glorreichen Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Dabei sind die liturgischen Feiern der Tage in ihrem Symbolreichtum aufeinander abgestimmt und helfen den Gläubigen, diese heiligen Tage fruchtbar mitzuerleben.

Die Karwoche beginnt am Palmsonntag mit der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem und umfasst außerdem die stillen Tage Montag bis Mittwoch. Es folgen am Abend des Gründonnerstags das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl sowie am Karfreitag die Feier vom Leiden und Sterben Jesu.

Die Tage von Montag bis Mittwoch in der Karwoche sind durch keine "großen" liturgischen Feiern geprägt. Sie dienen als Tage der Stille und Besinnung zur Vorbereitung auf die Feiern von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Auch die Perikopen dieser Tage führen behutsam in die heiligen Feierlichkeiten ein und stellen der Kirche die Jesu Ankündigungen seines Leidens und des Verrats vor Augen.

Die Herkunft des deutschen Namens "Gründonnerstag" ist nicht restlos geklärt. Möglicherweise leitet sich das "Grün-" vom mittelhochdeutschen Wort "greinen" ab, was sich mit "weinen" übersetzen lässt. Zwei bedeutende liturgische Feiern sind mit dem Gründonnerstag verbunden. Zunächst die sogenannte "Chrisammesse": In diesem Gottesdienst, dem häufig der Ortsbischof vorsteht, werden die heiligen Öle für das gesamte Bistum geweiht – das Chrisamöl (von dem sich der Name der Messe ableitet) für die Weihehandlungen und die Taufen, das Krankenöl für die Krankensalbungen sowie das Katechumenenöl ebenfalls für die Taufe. Die Chrisammesse findet traditionell am Vormittag des Gründonnerstags in der Bischofskirche statt, in vielen Bistümern aber bereits an einem früheren Tag in der Karwoche.

Die Fußwaschung ist ein Ausdruck der Dienstbereitschaft

Am Abend des Gründonnerstags geht es dann in das Triduum Paschale: Mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt das sogenannte "Triduum Sacrum" (die "Heiligen Drei Tage"). Gemeint sind die liturgischen Feiern einschließlich der Osternacht, die wie ein einziges großes Hochfest gefeiert werden. Am Beginn steht das Gedächtnis des letzten Abendmahls, das Christus mit seinen Jüngern hielt – und damit das Eucharistiesakrament einsetzte. In der Abendmesse verstummen wegen der bevorstehenden Passion Jesu nach dem Gloria Orgel und Glocken. Nach der Predigt erfolgt häufig die Fußwaschung von zwölf ausgesuchten Laien durch den Priester. Diese Handlung erinnert daran, wie Jesus am Vorabend seines Kreuzestodes den Jüngern als Zeichen unbedingter Dienstbereitschaft am Nächsten die Füße gewaschen hat (Joh 13,1-17). Nach der Messfeier werden Altartuch, Blumenschmuck und Kerzen aus dem Altarraum entfernt. Das Allerheiligste wird an einen anderen Ort, meist eine Seitenkapelle oder die Krypta, übertragen. Die Tabernakel bleiben leer, das Ewige Licht wird gelöscht. Es schließen sich Betstunden oder stilles Gebet an, in dem die Gläubigen des Geschehens am Ölberg gedenken, das mit der Gefangennahme Jesu endete.

Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu. Wie der Aschermittwoch am Beginn der Fastenzeit ist auch der Freitag vor Ostern ein sogenannter strenger Fast- und Abstinenztag. An diesem Tag schreibt die Kirche den Gläubigen lediglich eine sättigende Mahlzeit und zwei kleinere Stärkungen vor. Er wird als Zeichen der Trauer in Stille und Besinnlichkeit begangen. In Deutschland ist der Karfreitag zudem per Gesetz ein "stiller Tag" bzw. stiller Feiertag, sodass für ihn besondere Einschränkungen wie etwa ein Tanzverbot gelten. Im Gedenken an den Leidensweg Jesu gehen und beten am Vormittag viele Gläubige den Kreuzweg: Dieser führt in traditionell 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Kreuzigungsstätte Golgota und der Grablegung Christi. In Anlehnung an die Via Dolorosa (Weg des Schmerzes) in Jerusalem wurden seit dem Mittelalter an vielen Wegen sowie um und in Kirchen Kreuzwege errichtet. Die Gläubigen schreiten die einzelnen Stationen in meditativem Gebet ab.

Seht das Holz des Kreuzes

Am Nachmittag folgt Akt 2 des Triduum Sacrum: die Karfreitagsliturgie als Feier vom Leiden und Sterben Jesu. Dieser Gottesdienst beginnt gegen 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu. Die Liturgie ist dabei in vier Teile aufgefächert: Zunächst versammeln sich die Gläubigen in der Kirche zum Wortgottesdienst, bei dem sie erneut die Passionsgeschichte hören. Im Anschluss werden die sogenannten "Großen Fürbitten" verlesen. Charakteristisch dabei ist die Aufforderung an die Gläubigen: "Beuget die Knie … Erhebet euch!" Es folgt die Kreuzverehrung: Ein mit einem violetten Fastentuch bedecktes Kreuz wird enthüllt und durch Kniebeugen der Gläubigen verehrt. "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen", ruft der Priester. Die Gläubigen antworten: "Kommt, lasset uns anbeten!" Die Karfreitagsliturgie schließt mit der darauffolgenden Kommunionfeier, bei der die am Vortag konsekrierten Hostien gespendet werden.

Der Karsamstag ist der letzte Tag der Karwoche sowie der vorösterlichen Fastenzeit. An ihm gedenken die Christen der Grabesruhe Jesu und erwarten mit Fasten und Gebet seine Auferstehung. Am Karsamstag finden prinzipiell keine liturgischen Feiern statt, vor allem keine Eucharistiefeiern, die Kommunion wird lediglich Sterbenden als Wegzehrung gereicht. Der Karsamstag endet mit dem Beginn der Feier der Osternacht.

Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des Triduum Sacrum. Es handelt sich um eine Vigilfeier (Nachtwache), in der die Kirche die Auferstehung Jesu erwartet und anschließend feiert. Die Messe beginnt deshalb im Zeitraum nach Sonnenuntergang am Karsamstag und vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Am Anfang der Liturgie steht die Lichtfeier, die vor der Kirche im Freien beginnt. Dort segnet der Priester das Osterfeuer und entzündet daran die Osterkerze. In einer Prozession wird die Kerze dann in die dunkle Kirche getragen, unter dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi – Deo gratias" ("Licht Christi – Dank sei Gott"). Das Licht der Osterkerze wird an alle Mitfeiernden weitergegeben. Es folgt das gesungene Osterlob, das sogenannte Exsultet. Es schließen sich bis zu sieben Lesungen aus dem Alten Testament an. Hiernach erklingt das Gloria: Ab diesem Zeitpunkt spielt die Orgel wieder, die Glocken läuten und das Licht der Kirche wird angeschaltet – freudige Zeichen der Auferstehung Jesu.

Endlich erklingt wieder das Halleluja

Es folgen die neutestamentlichen Lesungen. Vor dem Evangelium erklingt erstmals seit Aschermittwoch wieder das "Halleluja". Nach der Predigt findet die Tauffeier statt. Zunächst wird die Allerheiligenlitanei ("Heilige/r …, bitte für uns") gesungen und das neue Taufwasser gesegnet. Anschließend erfolgt – sofern vorhanden – die Taufe der Katechumenen (Taufbewerber). Hiernach erneuern alle Gläubigen ihr Taufversprechen und werden mit dem geweihten Wasser besprengt. Es folgt die Eucharistiefeier als abschließender Teil der Osternacht. Nach der Messe finden in vielen Gemeinden sogenannte Agapefeiern statt, bei denen die Gläubigen zu einem gemeinsamen Mahl noch zusammenbleiben.

Der Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und der ranghöchste Festtag im Kirchenjahr. Mit der Vigilfeier dieses Tages – der Osternacht – beginnt das Osterfest und die 50-tägige Osterzeit bis Pfingsten. Die meisten beweglichen Gedenk- und Feiertage des Kirchenjahres hängen vom Datum des Ostersonntags ab: Er fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Damit ist der frühestmögliche Termin der 22. März, der spätestmögliche der 25. April. Das Evangelium vom Ostersonntag berichtet von der Entdeckung des leeren Grabes und der Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Christus (Joh 20,1-18).

Osterlamm, Osterhase und Osterei basieren auf christlichen Symbolen

Der Ostermontag ist der zweite Osterfeiertag. Daran schließen sich die weiteren Tage der sogenannten Osteroktav an – also die acht Tage von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist der Ostermontag ein arbeitsfreier Tag. Im Tagesevangelium wird die Auferstehung Jesu aus dem Blickwinkel der sogenannten Emmausjünger erzählt (Lk 24,13-35). Sie erkennen den Auferstandenen erst, nachdem er ihnen die Schrift gedeutet und das Brot für sie gebrochen hat: Das ist der Grundstein für die bis heute gültige Zweiteilung der Heiligen Messe in Wortgottesdienst und Eucharistiefeier.

Das Osterlamm als Gebäck erinnert an das Paschalamm und ist ein Symbol für Christus. Für den Evangelisten Johannes ist er das wahre Paschalamm, das den Tod und die Sünde überwunden hat (Johannes 1,29).

Auch das Osterei beruht auf dem Ei als ein uraltes Symbol des Frühlings und des erwachenden Lebens. Die frühe Christenheit sah im Ei ein Bild der Schöpfung und zugleich des Grabes Christi: Wie die Eierschale aufbricht, so zerbricht Jesus durch seine Auferstehung das Gefängnis des Todes.

Eben hat der Osterhase eine christliche Bedeutung: Der Hase galt den Kirchenvätern als Symbol für die Heiden, die wie die Klippdachse in Psalm 104 am Felsen des Glaubens Zuflucht suchen. (Da »Klippdachse« in Europa unbekannt waren, wurden schon in der alten griechischen Übersetzung des hebräischen Textes »Hasen« daraus.) Weil zu Ostern die bekehrten Heiden getauft wurden, hielt auch der Hase als Osterhase Einzug ins Brauchtum.