Die Fragen stellte José Pons.
Woran haben Sie zuerst gedacht, als Sie von Ihrer Ernennung zum Bischof von Dresden erfahren haben?
Mein erster Gedanke war: Lieber Gott, hilf! Danach habe ich erst einmal geschwiegen. Ich bin dann in eine benachbarte Kapelle gegangen und habe mich eine Zeitlang zurückgezogen.
Anschließend habe ich mir in einer großen Kölner Buchhandlung Bücher über Dresden, Leipzig und Sachsen gekauft. Um ehrlich zu sein: Meine Bibliothek hatte in dieser Hinsicht deutliche Defizite.
Welche Wünsche hat der Heilige Vater an die Katholiken und an die Christen in Ostdeutschland?
Mit dem Heiligen Vater habe ich über seine Erwartungen an die Katholiken und die Christen in Ostdeutschland noch nicht gesprochen. Nach der Neuwahl des Heiligen Vaters werde ich aber bald nach Rom zum Antrittsbesuch bei ihm reisen. Ich bin sehr gespannt, was der neue Papst mir dann mit auf den Weg geben wird. Sicher bin ich aber, dass Papst Benedikt XVI. mir zwei Wünsche mit auf den Weg gegeben hätte: Haltet fest am Glauben, stärkt einander! Aber auch: Bringt die Menschen, die noch nicht getauft sind, mit Christus und seiner Botschaft in Berührung!
Was freut Sie an der neuen Aufgabe am meisten?
Zunächst bin ich zutiefst froh, dass der liebe Gott und seine Kirche in Dresden und in Köln dieselben sind. Bei ihm und in ihr bleibe ich zuhause. Dann freue ich mich sehr auf die 3,5 Millionen ungetauften Menschen, die auf dem Gebiet meines Bistums Dresden-Meißen wohnen: Welche Chance, welche Herausforderung, welche Möglichkeiten, in ihnen Gott zu begegnen und ihnen von Gott zu erzählen, um sie ein Stück näher in die Begegnung mit IHM zu führen.
Wir erfahren, wie die Botschaft des heiligen Josefmaria Menschen in Ostdeutschland erreicht und Menschen ins Herz trifft. Welche Aspekte dieser Botschaft haben für Sie eine besondere Bedeutung?
Zunächst möchte ich den Glauben der Menschen verunsichern, die meinen, dass die greif- und erforschbare Wirklichkeit des Lebens die einzige Realität ist. Ich möchte konkret Gott zunächst zur Frage in dieser Gesellschaft machen. Zugleich muss dann das Besondere unserer christlichen Botschaft aufstrahlen in unseren Worten und in unseren Werken: Dass Gott uns liebt und dass er auf unsere Liebe wartet. Die entscheidende Frage in der Heiligen Schrift heißt: "Liebst du mich?" (Joh 21,17). Für uns Christen bedeutet dies: Kann sich Gott auf unsere Liebe verlassen? Und: Gehe ich hin, um anderen Menschen die Füße zu waschen, damit sie durch mich etwas von dem demütigen, herzensguten Gott erfahren können?