"Diese Mädchen brauchen viel Zuwendung"

Sofia Miguens unterrichtet an der Buen Consejo Schule in Buenos Aires. Sie liegt in einem der armen Stadtviertel. Kardinal Bergoglio hatte eine Vorliebe für diese Schule und besuchte sie mehrfach.

Sofia Miguens ist Grundschullehrerin an der Buen Consejo Schule

„Zu unterrichten ist ein beständiger Ansporn an mich zu wachsen, ja über mich hinauszuwachsen und meinen Enthusiasmus an meine Schüler weiter zu geben", sagt Sofia. Sie ist jetzt 28 Jahre alt und arbeitet seit 2007 als Grundschullehrerin an der Buen Consejo Schule.

Diese Schule im Stadtviertel Barracas von Buenos Aires entstand 1918. Die Schülerinnen kommen aus sehr armen Stadtvierteln. Die angebotene Ausbildung und Erziehung versucht die Mädchen so vorzubereiten, dass sie entweder eine weiterführende Schule oder Universität besuchen können oder eine qualifizierte Beschäftigung finden und so dazu beitragen können, das kulturelle und geistige Niveau in ihren Familien zu heben.

Die Gehälter der Lehrkräfte werden von der Stadtverwaltung bezahlt, während die Schülerinnen nur so viel bezahlen, wie sie können, auch wenn es nur ein symbolischer Betrag ist. Den Rest der Kosten versucht man, über Spenden zu decken. Den Religionsunterricht und die geistige Betreuung der Mädchen und ihrer Familien hat die Erzdiözese Buenos Aires der Prälatur Opus Dei anvertraut.

„Die Schülerinnen kommen aus Familien mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Die Familien haben sehr unter Armut und Kriminalität zu leiden", erklärt Sofia. „Zur Schule kommen sie nicht allein, um zu lernen, sie suchen auch nach Zuneigung und Stabilität. Wenn ich die Schule betrete, schauen mich Hunderte junge Gesichter an und erwarten ein Lächeln. Diese Mädchen brauchen sehr viel Zuwendung – jemand, der ihnen zuhört und ihnen in die Augen schaut, wenn sie etwas erzählen, jemand, der sich um sie kümmert, aber auch jemand, der ihnen klare Grenzen aufzeigt."

Sofia erzählt, dass alle diese Mädchen wissen wollen, was gut ist und was böse. Und sie orientieren sich dabei an ihren Lehrern. Die Achtung der Mädchen vor Sofias Autorität sei sehr stark ausgeprägt, und das mache ihr umso stärker die Verantwortung bewusst, die sie hat: „Du wirst zu ihrem Vorbild und das, was du ihnen sagst, werden sie in ihrem Leben vielleicht nie wieder hören. Es ist einfach bereichernd zu sehen, wie ein paar Worte ihnen Horizonte öffnen und sie zu höheren Zielen anspornen."

Kardinal Bergoglio bei einem seiner Besuch in der Buen Consejo Schule
Im vergangenen Jahr haben über 30 junge Mädchen der Buen Consejo Schule ein Studium an verschiedenen Universitäten in Buenos Aires begonnen. „In den meisten Fällen haben die Eltern nur die Grundschule besucht", erklärt Sofia, „daher hat ein Universitätsabschluss eine enorme Bedeutung für sie und ihre Familien. Ihr Leben nimmt so eine ganz andere Richtung, und sie sind dann in der Lage ihre Familie zu unterstützen."

„Als Lehrerin versuche ich der Gesellschaft zu dienen, indem ich die vielen täglichen Kleinigkeiten mit Liebe erledige", so Sofia weiter. Ihrer Neigung zum Unterrichten war sie schon zu ihrer Gymnasialzeit bewusst geworden, als sie jungen Menschen in einem Armenviertel der Stadt Nachhilfeunterricht gab und als sie merkte, dass es ihr viel Freude machte, ihren Klassenkameraden zu helfen.

Sofia kann sich nicht vorstellen irgendwo anders zu arbeiten: „Das hier ist der Weg, den Gott für mich geplant und ausgesucht hat. Es spornt mich an zu wachsen und jeden Tag ein Stück voran zu kommen." Für sie ist es eine große Befriedigung zu wissen, dass nichts ohne Wirkung bleibt, was sie sagt und tut. „Nichts ist vergeblich, nichts ist verschwendet", sagt sie und lächelt.