Der Vater schuf die Welt, der Sohn hat uns erlöst, der Geist uns auserwählt

Endlich feiern wir Gott, wie Er ist und nicht „nur“, was er für uns getan hat: Sollemnitas Trinitatis, Dreifaltigkeitssonntag! , schreibt Dr. Thomas Schauff in einer Betrachtung zum Fest.

Eine Darstellung der Dreifaltigkeit aus dem 13. Jahrhundert (Wiki Commons)

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. (Joh 3, 16–18)

Die Erlösungstat ist getragen von der Liebe Gottes

Kürzer kann man es nicht formulieren. Gott, der Sohn und die Liebe: das ist die Dreifaltigkeit, von der dieses Evangelium spricht. Die Erlösungstat des Sohnes ist getragen von Gott und von der Liebe: vom Vater und vom Heiligen Geist. In der Person Jesu ist der Vater sichtbar und seine wesenhafte Liebe für uns erfahrbar geworden. Wo aber dem Menschen die Liebe Gottes begegnet, da fällt die große Entscheidung. Gott ist der Vater, Gott ist der Sohn, Gott ist der Heilige Geist, das Band der Liebe.

Zwei große Erkenntnisse liefert der Evangelist Johannes: 1. Die Tatsache der unendlichen Liebe Gottes zu mir, zu jedem Menschen und 2. der Wille Gottes, dass der Mensch in seinem freien „Ja“ zu dieser Liebe das Heil erlangen soll.Lassen wir einen großen Kirchenvater zu Wort kommen: Jesus »hat geboten, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen, das heißt im Bekenntnis des Urhebers, des Eingeborenen und des Geschenkes. Nur einer ist Urheber aller Dinge, denn nur einer ist Gottvater, aus dem alles hervorgeht. Und nur einer ist unser Herr Jesus Christus, durch den alles geschaffen ist, und nur einer ist der Geist, Geschenk in allen.

Das Wesen des dreifaltigen Gottes ist die Liebe

Das Wesen des Einen und dreifaltigen Gottes ist Liebe. Gott kann nicht anders. Gott liebt den Menschen unendlich, deswegen hat er seinen eingeborenen Sohn für die Welt hingegeben. Gott will nicht den Tod, das Verlorengehen der Menschen. Er will uns ewiges Leben schenken. Er lädt uns ein, an seinem göttlichen Leben teilzuhaben. Aber so, wie Er es für richtig hält, so wie es richtig ist vor Ihm, nicht wie die Schlange es im Paradies Adam und Eva vorgeschlagen hat: selber entscheiden was gut und böse ist.

Gott gebraucht seine Macht zum Helfen, weil sein innerstes Wesen Liebe ist. Genau deswegen will Gott uns nicht zwingen und das ist die zweite Erkenntnis: ich, der Mensch, soll mit meinem freien Jawort zu dieser Liebe das Heil erlangen. Darum scheiden sich die Geister im Glauben und im Unglauben. Manche Menschen fliehen das Licht, sind verschlossen, suchen nur sich selbst. Der aus dem Glauben lebende Mensch öffnet sich Gott, nimmt das Licht von oben an, wünscht nichts anderes, als dass die Wahrheit offenbar wird.

Gebet zu den einzelnen göttlichen Personen

Wir wenden uns an jede einzelnen der drei göttlichen Personen:

Gott Vater, ich bin dein Kind, nach deinem ewigen Ratschluss hast du mir das Leben und die Gotteskindschaft geschenkt. Zu Dir hin bin ich unterwegs. Halte deine schützende Hand über mich!

Gott Sohn,Jesus Christus, Gott von Gott, Licht vom Licht, du bist unser Erlöser und – ja, wir dürfen sagen – unser großer Bruder, ich will auf diesem Lebensweg jeden Schritt mit dir zusammen tun.

Gott Heiliger Geist, du bist das Band der Liebe, ich bin dein Tempel. Lenke mich, wenn ich irre gehe, wärme mich, wenn meine Liebe erkaltet, tränke mich mit deiner Gnade, wenn ich vertrockne!

Christus hat den Zugang zur Trinität ermöglicht

Du einer und dreifaltiger Gott, lass mich immer tiefer erkennen, dass der Zugang zu diesem Geheimnis sich nur der betenden Erfahrung derer öffnet, die mit unserem Herrn Jesus Christus den Vater, Herr des Himmels und der Erde, preisen, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, aber den Unmündigen offenbart hast. Lass mich immer mehr zu einem betenden Menschen werden, in dem das Herz gar nicht mehr anders kann, „als jede einzelne der drei göttlichen Personen zu kennen und anzubeten. Das ist für die Seele wie eine neue Entdeckung im übernatürlichen Leben, so wie ein kleines Kind nach und nach die Welt entdeckt. Die Seele hält liebende Zwiesprache mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist; sie unterwirft sich gern dem Wirken des lebenspendenden Trösters, der, ganz ohne unser Verdienst, in uns Einzug hält und uns die übernatürlichen Gnadengaben und Tugenden schenkt.“

Die Zustimmung des Menschen ist nötig, der sich nicht selbst für Gott hält

Jeder Mensch soll mit seinem freien Jawort zu dieser Liebe das Heil erlangen. Darum scheiden sich die Geister im Glauben. Wie schrecklich die Alternative zum Glauben an den Einen und Dreifaltigen Gott werden kann, zeigt ein Gedanke des deutschen Malers Max Beckmann aus dem Jahr 1927: „Wenn wir uns nicht zu dem Glauben bekennen wollen, einmal im Verlauf der Entwicklung [...] selber Gott, das heisst selber frei zu werden, [...] wird das Ganze der Menschheit [...] eine Farce bleiben. [...] Jetzt wollen wir an uns selbst glauben. Ein jeder Einzelne ist mitverantwortlich an der Entwicklung des Ganzen, um selbst Gott zu sein. Auf nichts sich mehr verlassen als auf sich selbst. Die Kinder in der Schule« - so fährt er fort - »müssen bereits lernen, dass sie selbst Gott sind.“ Als sei das noch nicht genug, betont er ein anderes Mal: „Meine Religion ist Hochmut vor Gott, Trotz gegen Gott, dass er uns so geschaffen hat, dass wir uns nicht lieben können.“In diesen Worten – kommentiert Joseph Ratzinger in der bereits zitierten Predigt – ist jene Revolte ganz drastisch in unserer Zeit dargestellt, von der die ersten Blätter der Heiligen Schrift berichten: Ihr sollt selbst sein wie Gott, Gott sein und nicht den anderen brauchen.

Eigenliebe kann bis zur Verachtung Gottes gehen

Wir stehen vor der entscheidenden Alternative der menschlichen Existenz: Entweder gebe ich mit meinem Glauben dem sich offenbarenden Einen und Dreifaltigen Gott meine Antwort oder ich sehe mich selbst – der extremste Kontrapunkt – als Gott an. Wir erinnern uns, was der hl. Augustinus in seinem Gottesstaat geschrieben hat: amor sui usque ad contemptum Dei, vero amor Dei usque ad contemptum sui(Eigenliebe bis zur Verachtung Gottes oder aber Gottesliebe bis zur Verachtung meiner selbst). Eigenliebe bis zur Verachtung zerstört sich allerdings auf Dauer selbst und zerstört die Welt. Dann kann der Mensch nicht mehr friedensfähig sein, weil er ja im anderen nur noch den Konkurrenten sehen kann, der seine Göttlichkeit beschränken möchte. Er kann nicht mehr der Liebe fähig sein, weil er nur alles für sich haben muss, um seinen Traum von Göttlichkeit zu erfüllen.

Doch so bedrückend wollen wir unsere Meditation zum heutigen Hochfest nicht ausklingen lassen. Kehren wir nochmal zurück zum heutigen Tagesevangelium.

Dank des Menschen als Reaktion auf die Selbstoffenbarung Gottes

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“. Wie großartig ist diese Selbstoffenbarung des Einen und Dreifaltigen Gottes! Wir dankbar will ich Ihmsein!Dieser Name – heißt es in einer anderen Predigt Joseph Ratzingers – bringt zum Ausdruck, dass der Gott der Bibel nicht eine Art Monade ist, die in sich selbst verschlossen und mit ihrer eigenen Selbstgenügsamkeit zufrieden wäre, sondern Leben, das sich mitteilen will, er ist Offenheit, Beziehung. Worte wie »barmherzig«, »gnädig«, »reich an Huld« sprechen alle von einer Beziehung, insbesondere von einem lebendigen Wesen, das sich hingibt, das jeden Leerraum, jeden Mangel füllen will, das schenken und vergeben will, das eine feste und dauerhafte Verbindung eingehen möchte.

Das Staunen über Gott hilft dankbar zu sein

Unser Glaube soll mit einem Staunen beginnen und in einen Akt des Staunens münden! Der unendliche Gott, unendlich in seinem Sein, unendlich in seinem Glück, will eine dauerhafte Beziehung mit mir, seinem kleinen unbedeutenden Geschöpf eingehen. Gratias tibi Deus, gratias tibi, vera una Trinitas, una et trina Veritas, trina et una Unitas.(Wir danken dir, Gott, wir danken dir, du wahre, eine Dreieinigkeit, du eine und dreifache Wahrheit, du dreifache und einzige Einheit.)

Gott zeigt uns, dass er die Welt liebt, dass er den Menschen liebt, trotz seiner Sünde, und er sendet sein kostbarstes Gut: seinen eingeborenen Sohn. Er sendet ihn nicht nur, sondern er schenkt ihn der Welt. Jesus, du bist der Sohn Gottes, der für uns geboren wurde, der für uns gelebt hat, der die Kranken geheilt, den Sündern vergeben und alle angenommen hat. Ich will dir ewig dankbar sein!

Am Kreuz hast du für uns die Teilhabe am ewigen Leben erworben, das uns durch die Gabe des Heiligen Geistes mitgeteilt wird. Ich will dir ewig dankbar sein! Im Geheimnis des Kreuzes sind die drei göttlichen Personen gegenwärtig: der Vater, der seinen eingeborenen Sohn für das Heil der Welt hingibt; der Sohn, der bis zum äußersten den Plan des Vaters erfüllt; der Heilige Geist, der kommt, um uns am göttlichen Leben teilhaben zu lassen. Danke!

1 Vgl. Schott - Einleitung zum Tagesevangelium

2 Hl. Hilarius von Poitiers, De Trinitate

3 Vgl. Gutzwiller Meditationen über Johannes

4 Vgl. Escrivá, Freunde Gottes

5 Zitiert nach Ratzinger, Königin des Friedens, in: JRGS 14/2

6https://www.kulturkeule.de/Kulturgeschichte/a54/Maler-und-Schriftsteller/i224/Max-Beckmann.html

7 De C i v . X I V / 2 8, P L 41/436.

8 Vgl. Ratzinger aaO

9 Benedikt XVI, Predigt am 18.Mai 2008

10 Benedikt XVI, Predigt am 19.Juni 2011