„Arbeit ist das Fitness-Studio für den Charakter“

Opus-Dei-Mitglied Georg Brockerhoff spricht im Radio-Interview über sinnstiftende Arbeit.

Foto: Radio Horeb

Im Interview mit Radio Horeb spricht Georg Brockerhoff, Numerarier des Opus Dei in Bonn, über drei Kennzeichen einer gelungenen Arbeit. Brockerhoff war lange Jahre in der Unternehmensberatung tätig und widmet sich nun als Coach der Jugend- und Erwachsenenbildung.

Georg Brockerhoff, promovierter Ingenieur mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung als Unternehmensberater, hat im Interview mit „Radio Horeb“ das Konzept erfüllter Arbeit erläutert. Der Rheinländer, der als Numerarier-Mitglied des Opus Dei in Bonn lebt, ist heute als Geschäftsführer eines Vereins und Coach in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. In der Sendereihe „Lebenshilfe“ des katholischen Senders „Radio Horeb“ zeigte er drei Merkmale auf, die eine gute und damit beglückende Arbeit kennzeichnen.

In Anlehnung an den vom heiligen Josefmaria geprägten Grundsatz „die Arbeit heiligen, sich durch die Arbeit heiligen und die anderen durch die Arbeit heiligen“ gehe es im ersten Schritt darum, der Arbeit ihren eigenen Stellenwert zu geben. Der Mensch, so Brockerhoff, sei erfüllt vom Gedanken, etwas Sinnvolles zu tun und die Dinge, die ihm zufallen, gut zu tun. Dies gelte in erster Linie für die Arbeit: „Die Arbeit ist als etwas gedacht, das Menschen beglücken soll.“ Mit diesem Gedanken sei ein Fundament für eine Arbeit von guter Qualität gelegt. Brockerhoff warnt hierbei vor einem erfolgsabhängigen Denken: „Das Ergebnis ist nicht immer entscheidend, der Prozess muss stimmen. Denn der Erfolg ist nicht das allein ausschlaggebende Kriterium guter Arbeit.“ So könne ein Arbeitsprozess bis zum Ende als sehr gelungen gelten, doch die Schlussbewertung der Arbeit liege manchmal nicht mehr in der Verantwortung der arbeitenden Person.

Gute Arbeit führt zu einem guten Charakter

Im zweiten Schritt sei gute Arbeit ein maßgeblicher Faktor für Charakterstärke. „Unser Charakter ist kein Zufallsprodukt. Wir entwickeln und prägen ihn zu einem großen Teil durch die Art und Weise, wie wir arbeiten. Indem wir die Art zu arbeiten an unseren Idealen orientieren, entwickeln wir auch unseren Charakter gemäß unserer Ideale – eine Freiheit und ein Gelingen, das uns niemand nehmen kann außer uns selbst. Das entwickelte Produkt oder die gute Leistung verkaufen wir, der Erfolg mag uns genommen werden, aber den entwickelten Charakter, den behalten wir“, so Brockerhoff. Gerade die Arbeit, die schwerfällt, aber eine zu erledigende Aufgabe darstellt, könne ein immenser Motor für einen gestärkten Willen und Charakter sein. „Mäßigkeit üben wir beim Essen und Trinken? Okay, aber die Arbeit bietet ungleich viel mehr Möglichkeiten, diese Charakterstärke zu trainieren: zur rechten Zeit beginnen und beenden, tun, was zu tun ist, fokussiert bleiben, Geduld üben, Imperfektionstoleranz üben u.v.a.m. Das sind beste Gelegenheiten, die Mäßigkeit zu trainieren und so geht es eigentlich mit jeder Tugend.“ Der Ingenieur fasst es in einem anschaulichen Bild zusammen: „Arbeit ist das Fitness-Studio für den eigenen Charakter.“ Nicht umsonst existiere in der deutschen Sprache die Formulierung „an sich arbeiten“, worauf Brockerhoff hinweist: „Indem ich arbeite, arbeite ich an mir selbst.“

Zu guter Letzt gehöre zu einer gelungenen und somit beglückenden Arbeit auch, dass man durch und bei seiner Arbeit konkreten Menschen, den Allernächsten, gedient habe. Der Wunsch, die Arbeit für andere gut zu tun, führe notwendigerweise zu mehr Zuneigung und Hingabe. Auch bei den scheinbar unbedeutenden, aber zu erledigenden Tätigkeiten könne der Gedanke an andere Menschen diese Tätigkeit verfeinern und auf eine höhere, göttliche Ebene heben. „Wenn ich an Gott und die anderen bei meiner Arbeit denke, wachse ich in der Liebe und erfülle damit meine christliche Berufung, denn letzten Endes sind wir nicht nur da, um zu schaffen, sondern um zu lieben. Wie schön, wenn man das Eine mit dem Anderen verbinden kann“, resümiert Brockerhoff.

Das vollständige Interview ist hier verfügbar.