Wenn man dem Leib die Seele austreibt, dann kommt er als Körper zurück.

Beim diesjährigen Frühjahrsseminar im Internationalen Studentinnenheim Müngersdorf stand die Frau im Mittelpunkt des Interesses.

Susanne Kummer, Wien

Beim diesjährigen Frühjahrs- seminar im Internationalen Studen- tinnenheim Müngersdorf stand die Frau im Mittelpunkt. Namhafte Referentinnen beleuchteten das Frauenbild unserer Zeit und eröffneten den teilnehmenden Studentinnen neue Horizonte für ihr späteres Berufs- und Familienleben.

„Wenn man dem Leib die Seele austreibt, dann kommt er als Körper zurück.“ Mit klaren Worten vertrat Susanne Kummer, Philosophin und Journalistin aus Wien, die Sichtweise, den Menschen als eine Einheit von Leib und Seele zu betrachten. Dies sei die Grundlage für die wesentliche Gleichheit von Mann und Frau, aus der sich die gleiche Würde sowie gleiche Rechte ergeben. Die daraus resultierende Asymmetrie in der Beziehung zwischen Mann und Frau sei geradezu „notwendig“. Symmetrie hingegen sei „uninteressant“, konstatierte Kummer und verglich das Verhältnis der Geschlechter mit den zwei Hälften eines Gesichtes, die nie identisch seien und gerade darum interessant wirkten. Mit Blick auf die weit verbreitete Gender-Theorie, in welcher die Kategorie des Geschlechts für obsolet erklärt und durch austauschbare Rollen substituiert wird, warnte Kummer vor einer sich ausbreitenden „Mutter-Phobie“. Mutterschaft sei keine Rolle, die die beiden Geschlechter beliebig gegen andere Rollen austauschen könnten, sondern vielmehr eine „Berufung“. Jeder Mensch müsse sein Leben in der Spannung zwischen biologischer Vorgabe und den Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln.

Renate Henning, Aachen

Auch Dr. theol. Johannes Roggendorf betonte, dass die leibliche Dimension des Menschen nicht von seiner geistigen Dimension getrennt werden dürfe. Die menschliche Sexualität solle in die gesamte Person integriert werden. Diese Einheit sei dem Menschen möglich, da er nicht nur über eine sexuelle Kraft, sondern auch über eine Bewahrungskraft verfüge. Mit Blick auf die eheliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau seien die personale Liebe sowie die körperliche Liebe und die offene Bereitschaft zur Fruchtbarkeit wesentliche und unverzichtbare Elemente, unterstrich der katholische Priester.

Sophie Wanjiku im Gespräch mit Anna Mauro

Meine Familie ist für mich das Wichtigste“, stellte Renate Henning, Diplom-Pädagogin aus Aachen, gleich zu Beginn ihres Vortrags klar. Sie ist seit 36 Jahren verheiratet und hat drei Kinder und drei Enkelkinder. Sie ist nicht nur überzeugt, dass sich Familie und Beruf vereinbaren lassen. „Wir Frauen müssen und können Verantwortung in Führungspositionen übernehmen!“, machte die Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung den Teilnehmerinnen der Tagung deutlich. Frauen, die eine gewisse Lust an der Macht verspürten, seien darum keineswegs „falsch“. Sie sei dem Menschen von Gott als schöpferische Aufgabe gegeben und müsse als ein Dienst an den Menschen verstanden werden, der vor Gott zu verantworten sei.

Ein Blick ins interessierte Publikum

Der intensive Gedankenaustausch rund um die Frau schloss am Sonntag Vormittag mit einer Podiumsdiskussion. Hier kamen Vertreterinnen dreier Kulturkreise zu Wort: Afrikas, Südamerikas und Osteuropas. Eine von ihnen kam aus Kenia und gab ein beeindruckendes Abschluss-Statement: „How to summarize...?!“ Sophie Wanjiku erhob sich dazu von ihrem Platz und griff nach den drei geleerten Wasserflaschen ihrer Nachbarinnen. Wenn Frauen ihres Heimatlandes ein Feuer zum Wasserkochen errichten möchten, so würden sie drei große Steine aneinander legen, in die Zwischenräume trockene Äste fügen und diese anzünden. Die Frauen seien in ihrer Gesellschaft wie die Wärme, die durch die brennenden Äste zwischen den Steinen entsteht und das Wasser zum Kochen bringe. Damit diese Wärme erhalten bleibt, engagiert sich die Lehrerin seit vielen Jahren in der Bildungsarbeit mit jungen Familien im Umkreis von Nairobi. Besonders die Väter, die sich traditionell von der Erziehung und der Arbeit im Haushalt distanzieren, gelte es, in die gemeinsame Verantwortung mit einzubeziehen. Ein Schlagwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fiel, war „quality time“: die wenige Zeit, die den Familien neben der Berufstätigkeit beider Elternpaare bleibt, soll dem Familienleben gewidmet werden. Nur so haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Eltern kennen zulernen – und umgekehrt.