Papst: Der Kranke, nicht die Krankheit, steht im Mittelpunkt der Medizin

Zu einer Medizin mit „Kopf und Herz“ hat Papst Franziskus aufgerufen. Bei einer Audienz für Vertreter der Universität „Campus Bio-Medico“ am 18. Oktober 2021 bedankte er sich für das Bemühen, das Wohl des Menschen in das Zentrum ihrer Arbeit zu stellen. Der 1993 gegründete Campus Bio-Medico in Rom geht auf eine Initiative des seligen Bischof Alvaro del Portillo (1914-1994) zurück.

Papst Franziskus rief dazu auf, den Kranken in den Mittelpunkt aller medizinischer Forschung und Behandlung zu stellen. Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen, nicht die Krankheit, sagte Franziskus am Fest des heiligen Lukas, des Patrons der Ärzte, bei einer Audienz für Vertreter der Università Campus Bio-Medico in Rom.

Die Einrichtung geht auf eine Initiative des 1994 verstorbenen Bischof Álvaro del Portillo (1914-1994) zurück. Bischof Alvaro leitete die Prälatur Opus Dei 19 Jahre lang und wurde 2014 seliggesprochen. In seiner Amtszeit stieß er weltweit zahlreiche Projekte zugunsten leidender und sozial benachteiligter Menschen an. Die 1993 gegründete römische Privat-Universität umfasst Lehreinrichtungen, ein Forschungszentrum und eine Poliklinik.

„Der selige Alvaro del Portillo hat Sie ermutigt, dies zu tun: sich jeden Tag in den Dienst des Menschen in seiner Ganzheit zu stellen. Ich danke Ihnen dafür, das ist sehr gottgefällig“, so Papst Franziskus zu den Mitarbeitern des Campus Bio-Medico.

Papst Franziskus begrüßt Paolo Arullani, den Präsidenten der Fondazione Campus Bio Medico. Foto: Vatican News
Papst Franziskus begrüßt Paolo Arullani, den Präsidenten der Fondazione Campus Bio Medico. Foto: Vatican News

In seiner Ansprache warb der Papst für ganzheitlichen Ansatz im Gesundheitswesen: „In jedem Bereich der Medizin ist es unerlässlich, den kranken Menschen vor die Krankheit zu stellen; dies ist die Voraussetzung für eine wirklich umfassende, wirklich menschliche Behandlung.“ Wissenschaft und Pflege gehörten dabei zusammen, so Franziskus, „nur zusammen machen sie die Medizin zu einer Kunst, die Kopf und Herz, Wissen und Mitgefühl, Professionalität und Mitleid, Kompetenz und Empathie verbindet“.

„Der selige Alvaro del Portillo hat Sie ermutigt, dies zu tun: sich jeden Tag in den Dienst des Menschen in seiner Ganzheit zu stellen. Ich danke Ihnen dafür.“

Die Stiftung und der Campus Bio-Medico sowie das katholische Gesundheitswesen im Allgemeinen seien aufgerufen, „Zeugnis davon abzulegen, dass kein Leben unwürdig ist oder abgelehnt werden muss, weil es nicht dem Kriterium der Nützlichkeit oder den Anforderungen des Profits entspricht.“, betonte der Papst

„Wir leben in einer echten Wegwerfkultur: Das liegt in der Luft, die wir atmen, und wir müssen gegen diese Wegwerfkultur vorgehen“, so Franziskus, der regelmäßig an die Sorge um ältere Menschen und den Schutz des ungeborenen Lebens gemahnt. „Jede Einrichtung des Gesundheitswesens, insbesondere die christlich geprägten, sollte ein Ort sein, an dem die Pflege des Menschen praktiziert wird und an dem man sagen kann: „Hier sehen wir nicht nur Ärzte und Patienten, sondern Menschen, die sich gegenseitig aufnehmen und helfen: Hier kann man die Therapie der Menschenwürde erleben. Und das sollte niemals verhandelt, sondern immer verteidigt werden.“

„Wir müssen Zeugnis davon ablegen, dass kein Leben unwürdig ist, nur weil es nicht dem Kriterium der Nützlichkeit entspricht“

In seiner Ansprache rief der Papst grundsätzlich dazu auf, eine „Gesundheitskultur“ zu entwickeln, in der Wissenschaft dem Menschen dient und die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Einzelne Produkte der Wissenschaft seien nur „Pflaster“, Ziel müsse jedoch umfassende Genesung, eine Heilung „in der Tiefe“ sein, gab Franziskus zu verstehen.

Lobend hob Papst Franziskus den Einsatz des Campus Bio-Medico für „ein Covid-Zentrum, die Notaufnahme und das jüngste Hospizprojekt“ hervor. Außerdem würde hier nicht nur die Forschung gefördert, sondern auch jene Studenten durch Stipendien finanziell unterstützt, die sich sonst ein Studium nicht leisten könnten.

„Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, sich zu vernetzen, zusammenzuarbeiten, gemeinsame Probleme gemeinsam anzugehen“, so der Papst. „Die Gesundheitsfürsorge, insbesondere die katholische Gesundheitsfürsorge, hat und wird es zunehmend nötig haben, in einem Netzwerk zu sein. Es ist nicht mehr an der Zeit, dem eigenen Charisma in Isolation zu folgen. Nächstenliebe erfordert eine Gabe: Wissen muss geteilt werden, Expertise muss geteilt werden, Wissenschaft muss gebündelt werden.“

Quellen:Vatican News, 18.10.2021 / Vatikan: Papst Franziskus: Ansprach an die Mitglieder der Stiftung Biomedizinische Universität, Campus Bio-Medico Universität Rom (18. Oktober 2021)