Österreichische Ärztin startet Hilfsprojekt in Guatemala

Montserrat Masats ist Augenärztin und lebt in Wien. Nach 40 Jahren Tätigkeit in einem Krankenhaus engagiert sie sich nun mit dem Projekt „Augen auf!“ für Menschen in Guatemala, die sonst keine augenärztliche Versorgung erhalten würden.

Augenärztin untersucht die Augen einer Mutter mit Kleinkind

„Die Berufung des Arztes kennt keinen Ruhestand.“ Davon ist die 65-jährige Augenärztin Montserrat Masats nicht nur überzeugt – das strahlt sie auch aus. Geboren ist sie in Barcelona, doch schon 1976 kam sie nach Wien, studierte hier Medizin – und blieb. Seit zwei Jahren ist sie im „Unruhestand“ – denn das Leid jener Menschen in ärmeren Gegenden, die sich die einfachsten Therapien nicht leisten können, hat sie nicht in Ruhe gelassen.

In Guatemala können sich nur die Reichsten einen Augenarzt leisten

Als Oberärztin hat Montse, wie sie genannt wird, viele Jahre im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien gearbeitet. Von Pensionsschock war bei ihr allerdings nicht viel zu merken: „Wo kann ich meine beruflichen Fähigkeiten jetzt für andere einsetzen?“ Zunächst dachte sie bei einem schon bestehenden Projekt mitzumachen und erkundigte sich bei einer NGO in Wien, ICEP. Sie bringt Spender aus Österreich mit Nichtregierungsorganisationen in den ärmsten Ländern der Welt zusammen. „Dort habe ich von einer Hilfsorganisation in Guatemala erfahren, die bereits in der medizinischen Versorgung tätig ist, aber bisher noch nichts im Bereich Augenheilkunde anbieten konnte.“ In dem 17 Millionen Einwohner zählenden Land in Zentralamerika sind die sozialen Unterschiede sehr groß, auch bei der ärztlichen Betreuung: „Nur die Reichsten können sich Behandlungen durch einen Augenarzt leisten.“

Mehr als 400 Patienten wurden bisher im Projekt „Augen auf!“ behandelt

So entstand das Projekt „Augen auf!“ für Guatemala. Gemeinsam mit zwei Kollegen besuchte Montse im Februar 2023 das westliche Hochland. Dort leben auf über 1.500 Meter Seehöhe mehr als 800.000 Menschen, fast ausschließlich Mayas, in armen Verhältnissen und praktisch ohne augenärztliche Gesundheitsversorgung.

Die österreichischen Ärzte versorgten in zwei Wochen mehr als 400 Menschen, stellten Diagnosen, führten Behandlungen durch und übergaben 50 passende Brillen, die ihnen zuvor in Österreich gespendet worden waren. Für viele der behandelten Indigenen war es die erste augenärztliche Untersuchung überhaupt. Der Einsatz diente auch dazu, die Situation für die Planung zukünftiger Hilfseinsätze zu evaluieren.

„Unsere Arbeit solle vor allem eines sein: Dienen“

Die Reise hat Montse selbst „die Augen geöffnet“ und ihr wichtige Erfahrungen beschert: „Ich habe so viele frohe Gesichter bei Menschen gesehen, die materiell so gut wie nichts besitzen. Wir sind in unseren Ländern so auf den Wohlstand fixiert – das Glück liegt aber viel tiefer…“ Gleichzeitig hat die Ärztin gemeinsam mit anderen die Freude erlebt, für andere dazu zu sein.

„Dienen ist ein Wort, das heute kaum jemand mehr in den Mund nimmt. Unsere Erfahrung war eine ganz andere: Dienen macht glücklich! Ich darf für den anderen da sein, mit dem, was ich gelernt habe. Wenn man seine Arbeit in dieser Einstellung des Dienens angeht, dann verändert man sich auch selbst zum Guten. Diese Erfahrung hilft dazu, eine andere Perspektive zu bekommen auf unsere rein auf Geld und Leistung fixierte Arbeitswelt“, ist Masats überzeugt.

„Ich sehe meinen Beruf als eine Berufung“

Montse Masats sieht die Nöte der anderen mit christlichen Augen: „Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, Jeder ist geliebt. Jeder ist gewollt. Jeder verdient unsere Liebe und Zuneigung. Wir können die Hände nicht einfach in den Schoß legen. Als Christen haben wir die Freude und Pflicht, unsere Talente und Möglichkeiten in den Dienst anderer zu stellen – das hört mit der Pension nicht auf!“ Ihr Engagement ist inspiriert durch die Botschaft des hl. Josefmaria Escrivá, dem Gründer des Opus Dei: „Er hat mich gelehrt, meinen Beruf als Berufung zu verstehen“, so Masats, die sich schon in Jugendjahren dem Opus Dei angeschlossen hat.

Nächste Schritte: Online-Schulungen und Operationen vor Ort

Als nächster Schritt ist im September 2023 eine Online-Schulung für Ärzte und Krankenschwestern geplant, die vor Ort tätig sind, damit sie selbst augenärztliche Diagnosen stellen und einfache Behandlungen anbieten können. Im Februar 2024 will Masats dann mit einem größeren Ärzteteam erneut in die Region reisen und dort auch Operationen durchführen.

Großzügige Spenden unterstützen das Projekt

Besonders beeindruckt hat die Ärztin der große Zuspruch, den sie in Österreich bereits kurz nach Beginn ihres Projektes erfahren hat: Sie bekam Anrufe von Kollegen, das Projekt wurde in Kongressen und Seminaren vorgestellt, sogar eine Schulklasse bot an, Spenden und Brillen sammeln. „Es ist, wie wenn man einen Stein in einen See wirft. Es beginnt klein, aber nach und nach kann es immer größere Kreise ziehen“, hofft Masats. (MP)

Fotos: M. Masats/Privat