Moderne Managerin für die Familie

Seit 25 Jahren Unterricht in “Hauswirtschaft” – Bild hat sich gewandelt.

“Das bisschen Haushalt macht sich von allein ..." Schon 1977, als Jo­hanna von Koczian diesen Schlager trällerte, waren wir skeptisch. Putzen, backen, wa­schen, kochen, nähen, staub­saugen, einkaufen und Kinder erziehen - von allein? Zu schön, um wahr zu sein.

Auch nach 25 Jahren “Qualifizierungslehrgang Hauswirtschaft" im Bildungs­zentrum Sonnenfeld. Das Lehrinstitut am Sachsenring feiert dieses kleine Jubiläum und stellt gleichzeitig das frü­here Bild einer Hauswirt­schafterin jenem aus der heu­tigen Zeit gegenüber. “Die Hausfrau ist von der Versorge­rin zur Managerin der Familie geworden”, erklärt Zentrums­leiterin Angelika Groth. "Frü­her hatte sie alles zu tun, da­mit sich Mann und Kinder in ihrem Heim wohl fühlten. Heute lernt sie auch, wie sie mit Hauswirtschaft auf eige­nen Beinen stehen kann."

 Nachfrage deutlich gestiegen

In der Gesellschaft der Dop­pelverdiener hätten viele grundlegende Fähigkeiten wie etwa Strümpfe stopfen ver­lernt und auch keine Zeit mehr dafür: "Rechtsanwaltsfamilien rufen bei uns an und fragen nach Haushaltshilfen”, berich­tet Groth. Tageseinrichtungen suchten Kräfte zur Versorgung von Seminarteilnehmern, Hotelpersonal sei Mangelware, Behinderteneinrichtungen müssten auf die Unterstützung von Fachkräften zurückgreifen.

„Seitdem es Ganztagsschulen gibt", sagt Groth, “wird auch wieder verstärkt Küchenper­sonal benötigt." Und wie man all das am besten macht, lernt man im Bildungszen­m Sonnenfeld. "Es ist eine Chance für Frauen, in die Beruf­swelt zurückzukehren und/oder sich einen Halbtagsjob ­zu sichern”, war sich die Leiterin des Bildungszentru­ms sicher. Eine Lehrküche, ein Unterrichtsraum, ein Wasch- und Bügelraum und ein Computerraum stehen den Lehrgangsteilnehmerinnen zur Verfügung. Fünf Lehrkrä­fte vermitteln, wie man kalte Platten anrichtet, beim Kochen die Balance zwischen Fertigprodukten und Frischem ­findet oder wie in der Haushaltsbuchführung imme­r ein Plus steht.

Es gibt Tipps zu Kaufverträgen, ­Willige lernen Dekorieren und wie man Menschen ange­messen betreut. "Frauen müssen ­delegieren können", meint Groth, "damit sie die gewonnene Zeit zur Weiterbildung nutzen.”

Denn beispielsweise Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, erfordere im 21. Jahrhun­dert Computerkenntnisse, die Frau sich erst einmal aneignen müsse. Die Betonung liegt auf “Frau". Männer sucht man im Bildungszentrum vergebl­ich. In diesem Zusammen­hang der Hinweis: Groth ist Mitglied bei der konservativ-katholischen Organisation “Opus Dei", und im Haus gibt es auch eine Kapelle. “Religion ist hier aber nur einAngebot", beteuert Groth. Sie verweist auf Erfolgsgeschichten: "Eine ehemalige Lehrgangsteilnehmerin hat sich selbstständig gemacht. Sie kreiert jetzt Hochzeitstorten."

Und eine weitere Aufsteigerin war sogar zur Jubiläumsfeier gekommen: Hannlore Schneider. Vor knapp 20 Jahren hatte sie bei den “Sonnenfeldern” angefangen. “Ich bin gelernte Fotolaborantin und habe drei Kinder. Da ich in meinem alten Job nicht halbtags arbeiten konnte, versuchte ich es mit der Hauswirtschaft”, erzählt sie. Heute ist Hannelore Schneider Hauswirtschaftsleiterin in Michaelshoven. “Meine Enkelin, die am Tag meiner Abschlußprüfung geboren wurde, tritt jetzt in meine Fußstapfen”, ergänzt Schneider. “Auch sie nimmt an einem Hauswirtschafts-Lehrgang teil.”

Träger von “Sonnenfeld” ist der Deutsch-Internationale Kulturverein, der unter anderem das Internationale Studentenheim in Müngersdorf unterhält. Der Qualifizierungslehrgang Hauswirtschaft dauert knapp zwei Jahre und wird unter Umständen vom Arbeitsamt gefördert. Die Kursgebühr beträgt 1000 Euro.

von Kersting Völling (Kölnische Rundschau)