Gott ist ein unendlich barmherziger Vater

aus dem 1. Kapitel des Buches "Itinerarios de vida cristiana". von Javier Echevarría. Verlag Planeta, 2001.

Die Heimkehr des verlorenen Sohnes (Rembrandt, 1606-1669).

Wir sind Kinder Gottes. So betont es das Evangelium, auch wenn viele Menschen das leider nicht wissen. Die Gotteskindschaft, Gottes Einladung seine Kinder in Jesus Christus zu sein, ist ein kostbarer Schatz und mit nichts auf der Erde zu vergleichen. Unsere Welt sähe anders aus, wären sich die Menschen dieser Wirklichkeit bewusst. Es wäre eine Welt ohne Hass und ohne Diskriminierungen; üble Nachrede und Verleumdungen würden verschwinden und die einfache, klare Wahrheit würde ans Licht treten. Es gäbe keinen Missbrauch und keine Manipulation mehr. Stattdessen herrschte Solidarität, denn aus dem Bewusstsein der Gotteskindschaft folgt als direkte Konsequenz die Brüderlichkeit (...)

Gott ist ein Vater: er schenkt uns das Leben, er kümmert sich liebevoll um uns, er ist ständig um uns besorgt. Tag für Tag behütet er uns mit seiner Vorsehung, deren Wege uns manchmal dunkel oder sogar unverständlich erscheinen mögen. Aber wir können uns stets auf sie stützen und verlassen. Getragen von diesem Licht enthüllt unser alltägliches Leben als normale Männer und Frauen, seinen echten und tiefen Sinn und ist erfüllt von übernatürlichem und menschlichem Reichtum.

"Gott ist ein Vater: er schenkt uns das Leben, er kümmert sich liebevoll um uns, er ist ständig um uns besorgt. Tag für Tag behütet er uns mit seiner Vorsehung, deren Wege uns manchmal dunkel oder sogar unverständlich erscheinen mögen."

Das Triviale, das Eintönige verschwindet, die Überlegung, dass die täglichen Aufgaben zwar unvermeidlich und notwendig sind, aber eigentlich routinemäßig und wertlos. Im Gegenteil, das Familienleben, das Hin und Her eines jeden Tages, die Arbeit und unsere anderen Beschäftigungen erweisen sich dann als ein göttliches Geschenk, das man freudig und dienstbereit annimmt. Es gibt dann keinen Raum mehr für das lieblose und zwanghafte Verhalten, halb heuchlerisch und halb, puritanisch wodurch das religiöse Leben darauf reduziert wurde, die Regeln eines strengen Gottes einzuhalten. Es bleibt aber ebenso wenig Raum für Oberflächlichkeit und Routine im Umgang mit Gott. Wer die Tatsache der Gotteskindschaft tief in sich aufgenommen hat und sich der sorgenden Nähe Gottes bewusst ist, für den ist diese Art von Religion sinnlos. Unser persönliches Leben ist harmonisch mit der liebevollen Vorsehung Gottvaters verbunden. Tatsächlich war im Laufe der Geschichte noch nie ein Mensch wirklich allein, denn Gott ist immer an der Seite seiner Kinder.

Sicherlich können manchmal schwierige und menschlich schwer zu verstehende Situationen auftreten. Aber mit der Sicherheit, die der Glaube gibt, dürfen wir selbst dann nicht an der Liebe Gottes zweifeln. Wir müssen vielmehr auf Christus schauen. Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit in ihm auch wir seine Kinder würden und wir, indem wir ihn betrachten, die Größe seiner Liebe erkennen können. Der Vater offenbart seine Vaterschaft durch die Worte und das Leben des ewigen Sohnes, der unsere Natur angenommen hat und in die menschliche Geschichte eingetreten ist. Christus hat uns durch seine Werke und Taten den Vater kundgetan und uns seine unendliche Liebe bekannt gemacht.