Feste feiern – braucht das der Mensch?

Event im Wohnhaus und Kulturzentrum Goldbrunnen

Eine Veranstaltung im Wohnhaus Goldbrunnen vom 20. April 2013 trug den Titel: “Feste feiern – braucht das der Mensch?” Ziel des Nachmittags war es, ein paar philosophische Grundgedanken der Hauswirtschaft zu vermitteln.

„Ein Fest definiert sich immer in Abhängigkeit vom Alltag. Gibt es keinen Alltag oder ist der Alltag ein Fest, so kann sich das Fest nicht mehr vom Alltag abheben und verliert deshalb seinen Grund zu sein. Ist das Fest nicht mehr die Ausnahme, ist es kein Fest mehr.“

Mit diesen Worten leitete Dr. phil. Theres Kuratli ihren Diskurs zum Thema “Feste feiern” ein.

Lars Deile definiert das Fest folgendermassen: Im Fest vergegenwärtigt sich eine Gemeinschaft lebensbejahend Bedeutung in besonderen äusseren Formen.

In dieser Definition gibt es drei wichtige Punkte:

Fest feiern: Gemeinschaft, Bedeutung und besondere Formen

1. Feste kann man nicht alleine feiern. Feste bilden Gemeinschaft und können Gemeinschaften auch gegen aussen abgrenzen.

2. Feste brauchen einen Anlass, eine Bedeutung. Weihnachten ist kein Fest mehr, wenn ich nicht weiss, worum es bei diesem Fest geht.

3. Feste haben besondere Formen. Das markiert die Distanz zum Alltag. Zum Fest gehört eine spezielle Kleidung, ein Essen, ein besonderer Wein … Schliesslich ist das Fest etwas Aussergewöhnliches.

Fest ist Nicht-Alltag, der zusätzlich noch weitere Charakteristika aufweisen muss, um sich etwa von einem Ostermontag zu unterscheiden, der einfach nur ein freier Tag ist. Fest hat mit Verschwendung zu tun, mit Überfluss; es ist Unterbrechung der Arbeit, zweckfrei und zeitlos. Feste haben auch mit Vorfreude zu tun.

An einem Fest gönnt man sich ein besonderes Essen.

Ein Fest feiern heisst, die Zustimmung zur Welt im Ganzen auf unalltägliche Weise zum Ausdruck zu bringen. (Josef Pieper)

Weinkunde und Degustation

Den zweiten Teil des Nachmittages betraf Weinkunde konkret. Expertin Maria B. beantwortete auf professionelle Art und Weise die Fragen der Zuhörerinnen rund um den Wein und erteilte nützliche Tipps und hilfreiche Informationen.

Die Degustation der Weine einer berühmten Weinhandlung von Zürich schliesslich bildete den krönenden Abschluss der Veranstaltung – hier durften die Teilnehmerinnen den kulinarischen Teil eines Festes im wahrsten Sinn des Wortes geniessen.

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Filmtipp: Babettes Fest, 1987, Regie: Gabriel Axel

Bibliografie:

Josef Pieper, Zustimmung zur Welt. Eine Theorie des Festes, Kösel, München 1963.

Lars Deile, „Feste – eine Definition“, in: Das Fest: Beiträge zu seiner Theorie und Systematik, Hrsg. Michael MAURER, Böhlau, Köln 2004.