Der einzig echte Silas im Opus Dei

Kein fanatischer Albino, sondern ein friedlicher Afrikaner

Silas Agbim mit seiner Frau Ngozi

Außer dem Vornamen haben sie wirklich nichts gemeinsam: der vom Thrillerschreiber Dan Brown erfundene „Opus-Dei-Mönch“ Silas und der Börsenmakler Silas Agbim, der zusammen mit seiner Frau Ngozi seit fast 30 Jahren dem Opus Dei angehört und in New York lebt. Schon das Äußere könnte nicht gegensätzlicher sein: Dan Browns Silas – ein fanatisch dreinblickender Albino; Silas Agbim – ein friedlicher älterer Herr schwarzer Hautfarbe.

Die Agbims stammen aus Nigeria und haben drei inzwischen erwachsene Kinder. Sie lernten das Werk Mitte der 70er Jahre während einer Reise an der Elfenbeinküste kennen und schlossen sich ihm wenig später in den USA an. Als Geschäftsmann, so Silas Agbim, habe ihn das Opus Dei gelehrt, seinen katholischen Glauben ins Berufsleben zu integrieren. Bei der Geldanlage sei schließlich auch das eigene Gewissen gefordert: „Man kauft eine Aktie nicht bloß, weil sie auf der Liste steht, sondern muss eigenständig recherchieren, um sicher zu sein, dass es eine Anlage ist, in die man auch sein eigenes Geld investieren würde.“

Opus-Dei-Mitglieder seien keine Mönche. „Gott erwartet, dass man ihm an seinem Arbeitsplatz in der Welt die eigenen Fähigkeiten zeigt, seinen Beitrag leistet und ihm dient“, erklärt der echte Silas und erläutert, dass der Weg, auf den das Opus Dei seine Mitglieder und Freunde führt, im normalen Alltag liege und nicht in außerordentlichen Bußwerken und Gebeten: „Wer glaubt, er wird heilig, indem er jeden Tag zehn Rosenkränze betet und gleichzeitig deine Arbeit schlampig macht, der irrt sich.“

Der Rummel um das Buch Sakrileg und den dazu gedrehten Film haben den zurückhaltend auftretenden Mann inzwischen selbst zu einem Medienstar gemacht, denn dank seines Vornamens und seiner Mitgliedschaft im Opus Dei wird er in den USA von einer Talkshow zur nächsten und von einem Zeitungsinterview zum nächsten eingeladen. Alle scheinen sich für ihn zu interessieren, weil dieser Silas so völlig anders ist die Figur gleichen Namens aus Buch und Film. Und jedes Mal gibt der echte Silas freundlich und ruhig Auskunft über seine Arbeit und sein Leben im Werk. Er findet die unfreiwillige Publicity sogar in gewisser Weise erfreulich. „Sie hilft, einigen der Eindrücke entgegenzutreten, die Dan Brown über das Opus Dei, die Kirche und das Christentum im allgemeinen zu erzeugen versucht hat“, sagt er.

Auch seine Frau leistet ihren Beitrag, um die Vorwürfe gegen das Opus Dei zu entkräften – insbesondere die Behauptung, das Werk seine eine herzlose Gemeinschaft, die sich nur um Eliten kümmere. So berichtet Ngozi Agbim, emeritierte Professorin für Bibliothekswissenschaft, etwa von ihrer karitativen Arbeit für ein Büchereiprojekt in ihrem Heimatland. Durch ihre Mitgliedschaft im Werk sei sie zu diesen Tätigkeiten angeregt worden, und das habe sie zugleich näher zu Gott gebracht, sagt sie.

Und was meint Silas Agbim zu seinem bösen Namensvetter aus dem Thriller? „Der andere Silas ist eine Fälschung, eine bösartige Fälschung.“

Kein fanatischer Albino, sondern ein friedlicher Afrikaner