Betrachtungstext: 7. Osterwoche – Montag

Die Jünger empfangen den Heiligen Geist – Frieden in der Bedrängnis – Geduld ist eine Frucht des Heiligen Geistes

ALS PAULUS nach Ephesus kam, stieß er dort – wie in der Apostelgeschichte berichtet wird – auf einige Jünger und fragte sie: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? (Apg 19,1-2) Es ist bemerkenswert, dass die erste Frage, die der Apostel den bekehrten Heiden stellt, direkt auf die Bekanntschaft mit der dritten Person der Heiligen Dreifaltigkeit abzielt. Dies weist auf die Bedeutung hin, die der göttliche Beistand in der frühen Kirche hatte und bis heute hat. Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. Da fragte er: Auf welche Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes (Vv. 2-3).

Paulus erklärte ihnen daraufhin, dass Johannes mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt hat, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen (Vv. 4-5). In dieser Szene wird uns eine Gemeinde vorgestellt, die gleich mit der Taufe die Bekräftigung im Glauben durch die Gabe des göttlichen Beistands erhielt: Paulus legte ihnen die Hände auf und der Heilige Geist kam auf sie herab; sie redeten in Zungen und weissagten. Es waren im Ganzen ungefähr zwölf Männer (Vv. 6-7).

Im Sakrament der Firmung empfangen wir den Heiligen Geist, um uns, wie Johannes Paul II. sagte, „mit ganzem Herzen für den Kampf der Kirche gegen die Sünde einzusetzen (...). Damit wir mit tiefem Glauben und beständiger Liebe arbeiten und so dazu beitragen können, dass die Welt die Früchte der Versöhnung und des Friedens erlange.“1 Auf unserem Weg der Vorbereitung auf das Pfingstfest wollen wir uns mit den Worten von Papst Franziskus fragen: „Welchen Platz nimmt der Heilige Geist in meinem Leben, in meinem Herzen ein? Bin ich fähig, ihn zu hören? Bin ich fähig, ihn um eine Inspiration zu bitten, bevor ich eine Entscheidung fälle, ein Wort sage oder etwas tue? (...). Bitte ich ihn darum, mich auf dem Weg zu leiten, den ich in meinem Leben wählen soll, und das alle Tage? Bitte ich ihn, mir die Gnade zu schenken, das Gute vom weniger Guten zu unterscheiden? (...). Bitten wir um diese Gnade, das zu hören, was der Geist zu mir, zu jedem von uns sagt.“2


IM EVANGELIUM der heutigen Messe hören wir erneut eine Passage aus Jesu Abschiedsrede. Der Herr möchte seine Jünger auf das Geschehen vorbereiten, das in wenigen Stunden stattfinden wird. Nachdem er ihnen die Allegorie vom Weinstock und den Reben auseinandergesetzt hat, verheißt er ihnen die Aussendung des Heiligen Geistes. Da sagten seine Jünger: Siehe, jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Bildern. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemandem gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Siehe, die Stunde kommt und sie ist schon da, in der ihr versprengt sein werdet, jeder in sein Haus, und mich allein lassen werdet (Joh 16,29-32).

Jesus möchte seine Jünger auf die volle Wirklichkeit einstimmen, und diese enthält auch Schwierigkeiten und Drangsale. Papst Franziskus lädt uns dazu ein, diese als „Teil des Evangelisierungswerks“ zu sehen, und fährt fort: „Und wir sind aufgerufen, in ihnen die Gelegenheit zu suchen, um die Echtheit unseres Glaubens und unserer Beziehung zu Jesus zu prüfen. Wir müssen diese Schwierigkeiten als eine Chance erkennen, um noch missionarischer zu werden und im Vertrauen auf Gott, unseren Vater, zu wachsen, der seine Kinder in der Stunde des Sturms nicht verlässt.“3 Jesus vermittelt seinen Jüngern glaubhaft, dass er weiß, was geschehen wird; er weiß, dass er leiden wird, und er versichert ihnen, dass er für sie trotz allem weiterhin das Fundament sein möchte, damit ihr Glaube nicht wankt. Die Liebe des Vaters wird sein Trost und zukünftig auch der ihre sein: Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir (Joh 16,32).

Nach der Auferstehung, wenn sich auch die übrige Rede erfüllt haben wird, wird die Erinnerung an diese Worte für die Apostel wie Balsam sein. Der Herr hatte den Jüngern kein Leben ohne Sorgen und Probleme versprochen, sondern den apostolischen Auftrag auf realistische Weise übergeben. Dennoch lieferte er ihnen auch den Schlüssel zur Überwindung von Schwierigkeiten: In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt (Joh 16,33). Das Leben des Christen auf Erden beinhaltet ein ständiges Bemühen, in Gott das Fundament zu suchen, in ihm unsere Freude und unseren Frieden zu finden. „Die Tugend der Hoffnung – die Gewissheit, dass Gott uns mit seiner allmächtigen Vorsehung leitet und uns alle notwendigen Mittel gibt – weist uns hin auf die fortwährende Güte des Herrn gegenüber den Menschen, gegenüber dir und mir“, schrieb der heilige Josefmaria, „Er ist immer bereit, uns zu hören, denn er wird nie müde, sich uns zuzuwenden. (...) Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen sollte ich fürchten (Ps 26,1)?“4


DIES HABE ICH zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt (Joh 16,33). Um uns auf die Prüfungen und Schwierigkeiten vorzubereiten, mit denen wir konfrontiert werden können, ist es hilfreich, den Herrn um die Gabe und die Stärkung der Geduld zu bitten. Diese ist eine Frucht des Heiligen Geistes, die uns laut Papst Franziskus das Verständnis dafür ermöglicht, „dass wichtige Dinge Zeit brauchen, dass der Wandel organisch ist, dass es Grenzen gibt und dass wir innerhalb dieser Grenzen arbeiten müssen, ohne den Horizont aus den Augen zu verlieren, wie Jesus es tat.“5 Die Geduld hilft uns, so sagte es knapp der heilige Josefmaria, „Prüfungen, Schwierigkeiten, Versuchungen und unser eigenes Elend zu ertragen“6; sie hilft uns, in unserem persönlichen Kampf zuversichtlich zu bleiben, trotz unserer Schwächen. Der Gründer des Opus Dei wusste: „Bei den Kämpfen der Seele ist die Strategie vielfach eine Frage der Zeit und der geduldigen und beharrlichen Anwendung der richtigen Mittel.“7

Bei äußeren Schwierigkeiten oder Widrigkeiten, die im Umgang mit anderen entstehen können, können wir uns an den Rat Jesu erinnern: Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig (Mt 11,29). Wenn wir diese Schule besuchen, werden wir lernen, so sagte der heilige Josefmaria, „die Dinge mit Geduld zu betrachten. Sie sind nicht so, wie wir sie uns wünschen, sondern so, wie sie sich uns durch Gottes Vorsehung zeigen: Wir müssen sie mit Freude annehmen, so wie sie sind. Wenn wir Gott hinter allem sehen, werden wir stets glücklich und gelassen sein. Und auf diese Weise werden wir zeigen, dass unser Leben kontemplativ ist, und nicht unsere Nerven verlieren.8 Es stimmt, so schrieb der heutige Prälat des Opus Dei, dass „es Momente der Ungeduld geben kann: bei unerwarteten Unterbrechungen, Wartezeiten, kleinen oder großen Enttäuschungen im Alltag. Denken wir – reden wir! – umgehend mit dem Herrn und sagen wir ihm: ,Jesus, mehr Geduld hast du mit mir haben müssen.‘“ Und er führte aus, dass Ungeduld, von der instinktiven unmittelbaren Reaktion abgesehen, ein Mangel an innerer Abtötung und von der Wurzel her ein Mangel an Nächstenliebe ist. „Im direkten Gegensatz dazu stehen Verständnis, Vergebungsbereitschaft und Friedfertigkeit als Folge echter feinfühliger Liebe gegenüber Gott und den Nächsten.“ Er rät: „Beim Aufkommen der leisesten Regung von Ungeduld sollten wir versuchen, dem Menschen, der uns stört, uns warten lässt oder uns in einem bestimmten Moment ermüdet, ein Lächeln zu schenken und für ihn zu beten – und das Ganze unserem Herrn freudig darzubringen. (...) Jesus, mit deiner Gnade; meine Mutter, mit deiner Hilfe!“9


1 Hl. Johannes Paul II., Predigt zum Pfingstfest, 30.5.1982.

2 Franziskus, Tagesmeditation, 29.5.2017.

3 Franziskus, Angelus-Gebet, 25.6.2017.

4 Der heilige Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 218.

5 Papst Franziskus, Wage zu träumen!, Kösel, 2020.

6 Hl. Josefmaria, Briefe 2, Nr. 47.

7 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 219.

8 Hl. Josefmaria, Notizen aus einem Familientreffen, 6.7.1967.

9 Msgr. Fernando Ocáriz, Im Licht des Evangeliums, S. 133-134.

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