Bereit zu hören

Bischof Javier Echevarria zum Weltjugendtag

Bei dem unvergesslichen Begrüßungstreffen auf dem Weltjugendtag 2000 in Rom fragte Johannes Paul II. die jungen Menschen: „Wozu seid ihr hierher gekommen? Wen sucht ihr hier?“.

Es waren leidenschaftliche Worte eines alten Mannes, der mit einem jugendlichen Herzen liebt, und der es verstand, junge Menschen mit der Liebe Christi anzustecken. Die WJT waren immer dies: junge Menschen aus der ganzen Welt, die zusammenkommen, um den Papst zu sehen und Christus zu suchen. Von einer persönlichen Begegnung mit dem Herrn hängen große Dinge ab. Sowohl für jeden Einzelnen, als auch für das Leben der Kirche und der Gesellschaft insgesamt.

Eine persönliche Freundschaft mit Jesus Christus

Zu Beginn seines Pontifikates hob Benedikt XVI. hervor, dass die Kirche jung ist, das sie lebt. Die Kirche lebt, so sagte er, weil Christus lebt. Die „große Geschichte“ der Kirche spielt sich in der „persönlichen Geschichte“ der Freundschaft mit Jesus Christus ab. „Erst in dieser Freundschaft“, so sagte der Papst, „öffnen sich die Türen des Lebens. Erst in dieser Freundschaft gehen die großen Möglichkeiten des Menschseins auf. Erst in dieser Freundschaft erfahren wir, was schön und was befreiend ist.“ Fahren wir mit dem Wunsch nach Köln, die ewige Jugend der Kirche erneut zu erfahren, die jung bleibt durch die Freundschaft mit Christus.

Während des WJT spürt man, wie etwas keimt, wie eine neue Pflanze heranwächst. Die Frauen und Männer von heute – und mehr noch die Jugendlichen – dürsten nach Hoffnung, träumen von Glück, suchen nach Sinn, sehnen sich nach etwas, für das es sich lohnt, das Leben einzusetzen. Und gleichzeitig haben sie Zweifel, rebellieren sie gegen Ungerechtigkeiten, sind sie sich ihrer Schwäche bewusst und haben manchmal Furcht. Es sind Sehnsüchte, die in Christus ihre Antwort finden; Schatten, die in seinem Licht vergehen.

Von der Großzügigkeit junger Menschen

Die Kirche trägt die Zukunft der Welt in sich, so sagte auch Benedikt XVI. zu Beginn seines Pontifikates. Die Zukunft hat einen ganz direkten Bezug zur Jugend. Das Fortleben der Kirche in Zeit und Raum hängt zum großen Teil von der Großzügigkeit junger Menschen ab. Sie geben die Botschaft Christi an ihre eigene Generation weiter und auch an die nachfolgenden Generationen. Sie sind es auch, die den Samen der Nächstenliebe und der Keuschheit ausstreuen müssen, die beide ein Ausdruck echter Liebe sind. Wenn es den Anschein hat, dass sich die Welt von Gott entfernt, dann können wir daraus folgern, dass die Welt Gott mehr den je nötig hat. Die Welt braucht die Freude junger Christen.

Der Papst hat den Teilnehmern an diesem Treffen die Möglichkeit gewährt, einen vollkommenen Ablass zu gewinnen. Dadurch erinnert er uns daran, dass die persönliche Freundschaft mit Christus, der Quelle der Freude, durch die Sakramente zu uns kommt. Es ist Christus, der uns im Bußsakrament verzeiht; es ist Christus, der sich uns in der Eucharistie hingibt.

Das Altarssakrament ist das zentrale Thema dieses WJT und des ganzen Jahres. Die Katechesen, die der Ankunft des Heiligen Vaters vorausgehen, die Vigilfeier am Samstag und die Heilige Messe am Sonntag, sie alle drehen sich um die reale Präsenz Jesu Christi in der Eucharistie. „Wir sind gekommen, ihn anzubeten“, so wie damals die heiligen Drei Könige nach Bethlehem gingen.

Meiner Berufung entsprechend

Ich bete um Früchte der Bekehrung für jeden von uns Teilnehmern an diesen Tagen in Köln. Als erstes erbitte ich sie für mich selbst, denn wir müssen davon überzeugt sein, dass wir uns stets bekehren, unser Herz ändern können. Wir müssen davon überzeugt sein, dass es faszinierend und dringlich ist, Jesus Christus dicht nachzufolgen, „entsprechend der Berufung, die Gott jedem zugedacht hat.“ (Dekret über die aus Anlass des XX. WJT gewährten Ablässe, 8.8.2005)

Der Ruf Gottes ist etwas sehr Intimes und Persönliches. Er findet Widerhall im Herzen eines Jeden. Und die Antwort hat Auswirkungen auf das eigene Umfeld wie auf die Gesellschaft, in der wir leben. Zu Gott „Ja“ sagen bedeutet, aus der eigenen Existenz einen Dienst zu machen und sich den anderen zur Verfügung zu stellen.

Vielleicht muss man eine gewisse natürliche Furcht überwinden, die wir alle angesichts vor Entscheidungen von großer Tragweite empfinden. „Habt keine Angst!“ In diesem Wort Christi, das unser geliebter Papst Johannes Paul II. gern wiederholte, finden wir die Kühnheit, die wir brauchen. Benedikt XVI. nahm es vom ersten Tag an auf: „Wer Christus einlässt, dem geht nichts, nichts – gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Christus gibt alles und nimmt nichts weg.“ Es lohnt sich, sich diesem großartigen göttlichen und menschlichen Abenteuer zu stellen.

+ Javier Echevarria

Prälat des Opus Dei