Tagesevangelium (Sonntag): „Bist du der König der Juden?“

Kommentar zum Christkönigssonntag (Jahr B). „Bist du der König der Juden?“ Jesus ist gekommen, um das Himmelreich zu verkünden und lädt uns ein, daran teilzuhaben. „Das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“.

Evangelium (Mk 13, 24-32)

In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden?

Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt?

Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?

Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.

Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König?

Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.


Kommentar

Bist du der König der Juden?

Diese Frage stellt Pilatus Jesus, als sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.

Die Juden hatten die Anklage geändert, damit der Statthalter den Tod Jesu billigen würde. Sie hatten ihn verurteilt, weil er sich Sohn Gottes nannte. Jetzt beschuldigten sie ihn vor Pilatus, sich zum König der Juden gemacht zu haben.

Pilatus, vielleicht mehr aus Neugierde als aus echtem Interesse daran, wer Jesus ist, stellt ihm eine Frage, die wir uns alle stellen: Wer bist du, Jesus? Diese Frage ist so wichtig, dass sogar Jesus selbst einmal die Apostel fragte: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Diese Frage ist von großer Bedeutung, denn Jesus ist auf die Erde gekommen, um uns einzuladen, an seinem Reich teilzuhaben, indem er uns seine Freundschaft anbietet. Er möchte, dass wir mit ihm einen freundschaftlichen Umgang pflegen, er möchte im Herzen jedes Menschen herrschen.

Im Gespräch mit Pilatus wechselt Jesus sofort von einer unpersönlichen auf eine persönliche Ebene. Auf die anfängliche Frage von Pilatus: „Bist du der König der Juden?“ fragt Jesus nach: „Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt?“ Es ist, als würde er ihn fragen: Pilatus, für wen hältst du mich? Jesus möchte Pilatus vor die fundamentale Frage stellen, denn Jesus aufzunehmen, bedeutet Gott aufzunehmen. Jesus ist das fleischgewordene Wort, und durch sein Menschsein lernen wir Gott kennen.

Pilatus versucht, der Antwort auszuweichen: „Bin ich denn ein Jude?“ Es ist wirklich nicht leicht, sich der Frage nach Jesus und seinem Reich zu stellen. Das Herz für Jesus zu öffnen, bedeutet, bereit zu sein, sein Leben zu ändern. Es bedeutet, anders zu leben, und das ist nicht immer einfach. Vielleicht zeigt Pilatus mit dieser Antwort, dass der Angeklagte ihm gleichgültig ist. Aber eines ist klar: Pilatus wird im Laufe des Gesprächs für oder gegen Jesus Stellung beziehen müssen.

Jesus lädt Pilatus immer wieder ein, an seinem Reich teilzuhaben. Zum Beispiel mit seiner Antwort auf die Frage des Pilatus: „Was hast du getan?“ Was anders gesagt heißen soll: Warum haben die Juden dich vor mich gebracht, um dich zu verurteilen, warum wollen sie dich töten?

Jesus antwortet ihm: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.“

Pilatus hört ihm zwar zu, versteht ihn aber eigentlich nicht. Jesus seinerseits besticht durch seine Einfachheit. In seiner Antwort an Pilatus unterstreicht er das Charakteristikum seines Reiches: „[Mein Königtum ist] nicht von hier“.

Obwohl Jesus es klar und deutlich erklärt, versteht Pilatus ihn nicht. Vielmehr scheint er sich eines lästigen Problems entledigen zu wollen. Er hält nicht inne, um herauszufinden, was die Antwort Jesu bedeutet, sondern handelt ganz pragmatisch. Es ist, als ob Pilatus zu ihm sagen würde: Kommen wir zur Sache: Bist du König oder bist du es nicht?

Jesus antwortet: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“.

Diese Worte, die Jesus hier vor Pilatus ausspricht, bedeuten sein Todesurteil. Jesus stirbt, weil er die Wahrheit bezeugt hat.

Worin besteht die Wahrheit, die er verkündet? Die wichtigste ist: die Liebe Gottes zum Menschen. Diese ist so groß, dass Gott, um den Menschen aus der Macht der Sünde und des Todes zu befreien, seinen Sohn als Retter der Welt sandte. Dieser hat „sich dem Tod überliefert, durch seine Auferstehung den Tod bezwungen und das Leben neu geschaffen“ [1].

„Bist du der König der Juden?“ So beginnt das Gespräch zwischen Pilatus und Jesus. Auch wir wollen Jesus diese Frage stellen und er wird uns lehren, dass sein Reich „das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“ [2] ist.

[1] aus dem Vierten Hochgebet

[2] Präfation vom Hochfest Christkönig

Javier Massa