"Wir beten nicht nur, wir handeln auch" - Opus-Dei-Mitglieder wollen Leid der Flüchtlinge mindern helfen

Foto: Opus Dei Deutschland

Mit vielfältigen Initiativen wollen Mitglieder und Freunde des Opus Dei das Leid der ukrainischen Flüchtlinge mildern. "Wir haben in Deutschland nur 600 Mitglieder, aber viele tun, was sie können." Das christliche Menschenbild verpflichte zu helfen, egal welcher Religion die Flüchtlinge angehören, so Christoph Bockamp, Chef des Opus Dei in Deutschland.

So habe das Opus-Dei-Mitglied Norbert Bohle ukrainische Flüchtlinge in ein eigens dafür angemietetes leerstehendes Bauernhaus in Solingen aufgenommen. "Um die geflüchtete Familie, Oma, Mutter und ihr zweieinhalbjähriger Junge, kümmern sich meine Frau und mein Sohn", so Bohle. Die ukrainische Familie kenne man seit 20 Jahren. Der Familienvater kämpfe an der Front. "Meine verstorbene Schwiegertochter hat eben diesen heutigen Familienvater als kleinen Jungen zur Zeit der Tschernobyl-Katastrophe einige Wochen bei sich aufgenommen. Seitdem ist die Verbindung nicht mehr abgebrochen, nun können wir wieder helfen", blendet Norbert Bohle zurück.

Alla K., 32 Jahre alt und im Opus Dei, lebt seit vier Jahren in Deutschland. Ihre Familie lebt in einer Stadt im Osten der Ukraine, die bisher noch nicht stark bombardiert wurde. Mit ihrer 16-jährigen Schwester, die fliehen konnte, hat sie eine Frau mit zwei Söhnen und eine Frau mit drei Töchtern aus der Ukraine in Köln untergebracht. Gemeinsam mit ihrem Mann organisiert Alla Hilfstransporte über Polen. Sie arbeitet auch täglich einige Stunden als Übersetzerin in einem Flüchtlingsheim für ukrainische Flüchtlinge. "Jeden Morgen chatten wir mit meinem Vater, meinen Schwiegereltern, mit Freunden in der ganzen Ukraine - um zu wissen, ob sie noch leben. Man hört bei Telefonaten die Sirenen und die Einschläge im Hintergrund. Man fragt sich immer wieder, ist das die Realität? Es gibt Menschen, die 2014 in Donezk alles verloren haben, flüchteten, sich ein neues Heim aufbauten - und nun wieder alles verloren haben".

Auch anderswo versuchen Opus-Dei-Mitglieder zu helfen. "Auf dem Gelände der Pfarrei St. Pantaleon haben einige Flüchtlinge aus der Ukraine eine vorübergehende Bleibe gefunden", berichtet Pfarrer Volker Hildebrandt aus Köln.

"Make school, not war". Einige ihrer Spielsachen verschenkten gegen eine Spende Kinder aus dem von Opus-Dei-Mitgliedern betreuten Jugendclub Linie 15 in Bonn. "Den Erlös in Höhe von 850 Euro ließen wir einem befreundeten Jugendclub in Polen nahe der Grenze zur Ukraine zukommen. Das Geld wird direkt für das eingesetzt, was die vielen Flüchtlingskinder dort am meisten brauchen: ein wenig Normalität mit Schulunterricht, Sport und vielem mehr" so Georg Brockerhoff, Leiter des Jugendclubs. "Die Idee kam von den Kindern, die Eltern waren begeistert und organisierten den Basar. Alle gingen glücklich darüber, helfen zu können, nach Hause".

Ein Rucksack, ein Leben: auch in Dreistetten sind ukrainische Flüchtlingsfamilien in dem vom Opus Dei geführten Tagungshaus Hohewand angekommen. "Als die Gemeinde bei uns anrief, ob wir bereit wären, zwei ukrainische Familien aufzunehmen, haben wir keine Sekunde gezögert", so Blanca Vives, Leiterin des Bildungszentrums Hohewand in Dreistetten. Jetzt wohnen zwei Mütter und drei Kinder im Tagungshaus. "Mitgebracht haben sie einen Rucksack - und ihr Leben. Alle sind erschöpft, sehr, sehr müde. Und zugleich so erleichtert und unendlich dankbar." Die beiden befreundeten Mütter - beide heißen Olga - und ihre Kinder Timeo (11) sowie Anja (16) und Sascha (11) haben eine abenteuerliche Flucht hinter sich. Ihr Zuhause liegt in der 760.000-Einwohnerstadt Saporischja, rund 200 Kilometer von der umkämpften Hafenstadt Mariupol und 1.800 Kilometer von Wien entfernt. Vor einigen Wochen brannte das Atomkraftwerk Saporischja. Ihre Männer sind im Krieg zurückgeblieben, während sie sich durch Polen und die Slowakei bis nach Österreich durchgeschlagen haben. "Trotzdem haben sie uns schon am ersten Tag gefragt, worin sie uns helfen können", zeigt sich Vives beeindruckt. Der Bürgermeister hatte im Ort gefragt, wer bereit wäre, Familien aufzunehmen. "Wir haben sofort `Ja` gesagt. Dann ging es sehr schnell: Innerhalb von 24 Stunden waren Olga, ihre Freundin Olga und die drei Kinder bei uns." "Schon in der Flüchtlingskrise 2015 haben wir uns um syrische Familien gekümmert", erzählt Vives. "Die Kinder können hoffentlich bald in die Schule. Anja hat schon gesagt, dass sie so gerne in eine Musikschule gehen möchte".

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Markus Kurz
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