Sommerlektüre: Der heilige Josefmaria – ein großer Freund der Familie

Ein persönlicher Blick auf den Gründer des Opus Dei aus der Perspektive einer lebensfrohen aragonesischen Großfamilie.

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Im Jahr 2023 veröffentlichte der Damaris-Verlag das Buch Die Cremades-Pläne – ein liebevoll gestaltetes, mit Fotografien reich illustriertes Werk, das 2020 auf Spanisch erschienen war. Es erzählt von der Freundschaft zwischen der Familie Cremades und dem heiligen Josefmaria Escrivá. Der Autor, Javier Cremades Sanz, griff dafür – mit dem Einverständnis seiner Geschwister – auf sorgfältig geführte Aufzeichnungen zurück, in denen die einzelnen Begegnungen mit dem verehrten Familienfreund dokumentiert wurden. Mit feinem Humor und einem Hauch Ironie lässt er diese Erinnerungen zu einer heiteren, unterhaltsamen Lektüre werden.

Eine Freundschaft über fünf Jahrzehnte  

Der Ursprung der Geschichte reicht zurück ins Jahr 1925: Damals begegneten sich der junge Priester Josefmaria Escrivá – der spätere Gründer des Opus Dei – und Juan Antonio Cremades – der spätere Anwalt und Vater von zehn Kindern – erstmals in den Hörsälen der juristischen Fakultät von Saragossa. Jahre später, im April 1941, erwies Juan Antonio dem Gründer des Opus Dei einen großen Dienst: Er ermöglichte ihm die dringend notwendige Rückreise von Lérida nach Madrid, wo Escrivás Mutter überraschend verstorben war. Für diese Hilfe zeigte sich Josefmaria zeitlebens dankbar, mit ihr begann die herzliche und dauerhafte Freundschaft, die ihn mit der gesamten Familie Cremades bis zu seinem Tod im Jahr 1975 – und darüber hinaus – verband.

Als treibende Kraft dieser Beziehung darf wohl die Mutter der Familie gelten: Pilar Sanz-Pastor – eine energiegeladene, zielstrebige und kühne Frau. Ihr Ehemann unterstützte ihr Wirken oder stand ihm zumindest nicht im Weg. Sie war es, die ihren Kindern von klein auf beibrachte, den Gründer des Opus Dei als geistlichen Vater und Freund zu betrachten. Und sie war es wohl auch, die die vielen Begegnungen ersann und liebevoll vorbereitete – auch wenn nicht immer alles reibungslos verlief.

Was den Autor zu diesem Buch bewegte

Javier Cremades Sanz ist die Nummer vier der Kinderschar von Juan Antonio Cremades und Pilar Sanz-Pastor. Er schrieb dieses Buch – nach einem reichen priesterlichen Leben – von Krankheit gezeichnet in seinem 72. Lebensjahr und starb ein Jahr nach dessen Erscheinen (mit 74 Jahren). Ihm ging es in erster Linie darum, den heiligen Josefmaria von seiner weniger bekannten privaten Seite zu zeigen: „Vor allem wollte ich seine Liebenswürdigkeit, die Herzlichkeit und Zuneigung hervorheben, die er unserer privilegierten Familie entgegenbrachte. Ebenso seine Heiligkeit, seine Freude und seinen Sinn für Humor – sowie seine Gabe, jeden, dem er begegnete, näher zu Gott zu führen.“

Abgesehen davon eröffnet das Buch interessante Einblicke – oft aus der Perspektive der Kinder – in den Lebensstil und die Großzügigkeit einer tiefgläubigen wohlsituierten Familie aus Aragonien – jener Region, aus der auch der Gründer des Werkes stammte – in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Und es gewährt zumindest einen kleinen Einblick in den Alltag des Gründers und die Realität des Opus Dei in jener Zeit. Dass es eine Phase gab, in der alle Kinder der Familie dem Opus Dei angehörten – zwei von ihnen entschieden sich später für einen anderen Weg –, wird mit sympathischer Selbstverständlichkeit erzählt.

Einige Mitglieder der Familie Cremades mit dem hl. Josefmaria 1971
Mitglieder der Familie Cremades mit dem hl. Josefmaria

Eine kurze Kostprobe 

Kontext: Anlässlich der Silbernen Hochzeit der Eltern im Jahr 1964 trifft sich die gesamte Familie Cremades in Rom.

Messe und Frühstück in Villa Tevere

Am ersten Tag unseres Aufenthalts in Rom machten wir uns früh morgens auf den Weg zum Haus des Vaters. Wir begrüßten ihn herzlich und freudig. Er zelebrierte die Messe für uns in der Kapelle der Heiligen Familie, Don Javier Echevarría assistierte. Die Predigt war sehr innig. Er drückte seine Freude aus, mit uns zusammen zu sein, erinnerte an die Zeiten, in denen er gemeinsam mit meinem Vater Katechismusunterricht in den Armenvierteln von Saragossa gab, und betonte, dass unsere Familie von Gott bevorzugt sei, da der Herr bereits den einen oder anderen Sohn dazu auserwählt habe, sich seinem Dienst zu widmen.

Während ich in meiner Voreingenommenheit dachte, es würde nun gleich um mich gehen, waren seine Worte vielmehr ein Hymnus auf die Freiheit: Dass wir nicht alle derselben Berufung folgen müssten, dass jeder Wanderer seinen Weg gehen solle, dass die Freiheit hochleben möge und kein Mensch einen anderen drängen oder beeinflussen dürfe. Ich war angenehm überrascht, da ich fest davon war überzeugt, dass alle im Werk hinter mir her waren, und ich mich verteidigte, die Situation vielleicht übertreibend und manchmal dramatisierend.

Die Messe war sehr andächtig, und wir konnten aus der Nähe sehen, wie ehrfürchtig der Vater mit dem Herrn in der Eucharistie umging. Er teilte uns die Kommunion aus. Am Ende hielt er laut die Danksagung. Anschließend erklärte er uns, warum diese Kapelle errichtet wurde und wie sehr alle Mitglieder des Werkes ihre Eltern und Geschwister liebten. Er betonte, dass die Berufung der Kinder ohne die Erziehung, die sie von ihren Eltern erhalten haben, nicht möglich wäre. Außerdem las er uns eine Inschrift vor, die in eine Steinplatte eingraviert war: Es war ein Gebet zur Weihe der Familien der Gläubigen des Werkes an die Heilige Familie von Nazaret. Auf der Website des Opus Dei – opusdei.org/de/ – sind einige Absätze daraus zu finden:

Jesus, innig geliebter Heiland, (...). Nimm gütig die Weihe der Familien deiner Kinder im Opus Dei an, die wir jetzt vornehmen. Nimm sie alle unter deinen Schutz und in deine Obhut und bewirke, dass sie dem göttlichen Vorbild deiner Heiligen Familie ähnlich werden. (…) Gewähre ihnen, Herr, jeden Tag den Geist unseres Opus Dei besser zu verstehen, zu dem du uns für deinen Dienst und unsere Heiligung gerufen hast; gieße ihnen eine große Liebe zu unserem Werk ein; lass sie immer klarer die Schönheit unserer Berufung erkennen, damit sie heiligen Stolz darüber empfinden, dass du uns in deiner Güte berufen hast, und dir die Ehre zu danken wissen, die du ihnen erwiesen hast.

Danach begaben wir uns in ein kleines Wohnzimmer, in dem ein wunderbares und reichhaltiges Frühstück vorbereitet war. Offensichtlich waren wir alle sehr hungrig. Der Vater kümmerte sich um jeden einzelnen, servierte Milchkaffee und Orangensaft und reichte die Tabletts herum. Er bestand darauf, dass wir tüchtig zugriffen und keine Zurückhaltung zeigten. Es schien fast so, als könne er unseren Geschmack erraten, denn beim zweiten Durchgang schob er mir ein Tablett zu mit den Worten: „Das schmeckt dir, oder?“ Und er hatte recht. Er betonte mehrmals, dass ich, um ein guter Medizinstudent in Navarra zu sein, kräftig und gut ernährt sein müsse. Er betonte auch, dass ich immer in allem sehr frei sein solle. Er verstand es offensichtlich, wo nötig den Nagel auf den Kopf zu treffen.