Personalprinzip ergänzt Territorialprinzip

Budapester Kirchenrechtler sprach vor Münchner Professoren über Personalprälaturen

v.l.n.r.: die Professoren. Philipp Gudenus (Budapest), Arturo Cattaneo (Venedig), Helmuth Pree (München)

„Für die Seelsorge der Kirche ist ihre territoriale Organisation das Normale, aber bei der großen Kirchenrechtsreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) wurde es durch personale Zuständigkeitsformen ergänzt.“ Das sagte der Budapester Kirchenrechtler Philipp Ernst Gudenus am 24. Mai beim Symposion „60 Jahre Kanonistik in München“.

Auslösend war nach Gudenus die Herausforderung der Seelsorge durch Millionen von Immigranten, Gastarbeitern, Flüchtlingen und Umgesiedelten. Das habe schon vor dem Konzil verschiedene Formen von Sonderseelsorge notwendig gemacht. „Die allgemeine Mobilität nahm weiter rasant zu, und die kulturelle Situation wurde auch in den Bistümern immer bunter und vielsprachiger.“

In der Folge habe die Kirche ihre Organisation durch Strukturen ergänzt, die die Erfordernisse der Seelsorge an die Globalisierung anpassen. Innerhalb eines Bistums sollten beispielsweise Personalpfarren für bestimmte Gruppen eingerichtet werden. „Im überdiözesanen und internationalen Bereich wurden u.a. Kirchen-Zirkumskriptionen personaler Natur vorgesehen.“ Damit bezeichnet Gudenus kirchliche Zuständigkeitsbereiche wie Personalprälaturen oder Militärordinariate. Sie gehörten zwar zur hierarchischen Organisation der Kirche selbst, seien aber „keine Teilkirchen im engeren Sinne, wie es die Diözesen sind“.

Die anschließende Diskussion wurde nacheinander von den Kanonisten M. Benz, K.-Th. Geringer, R. Schunck, A. Cattaneo und W. Aymans bestritten, die einzelne Aspekte des Themas vertieften und zum Teil kontrovers diskutierten.

Das Münchener Symposion fand am 24. und 25. Mai statt und umfasste vier wissenschaftliche Vorträge. Anlass war das 60jährige Bestehen des heutigen „Klaus-Mörsdorf-Studium für Kanonistik“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Péter Kardinal Erdö, der Erzbischof von Esztergom -Budapest und Primas von Ungarn, war der prominenteste Teilnehmer. Erdö ist selbst promovierter Kanonist und erhielt nun im Rahmen des Symposions die Ehrendoktorwürde der Münchner Theologischen Fakultät. Unter den weiteren rund 120 Teilnehmern befanden sich der emeritierte Bischof von Augsburg, Viktor J. Dammertz; der Dekan der kirchenrechtlichen Fakultät der Heilig-Kreuz-Universität in Rom, Eduardo Baura, Prof. Arturo Cattaneo vom Kanonistischen Institut Venedig sowie einige Kirchenrechtler von der Péter Pázmány-Universität in Budapest.