Kölner Dombaumeisterin: Die Reinigung der Kathedrale kommt für sie nicht in Betracht

.

Heinrich Heine nannte ihn einen "kolossalen Gesellen": den Dom. Die Frau, die für das Gewand dieses Gesellen zuständig ist, heißt Professor Barbara Schock-Werner. Seit nunmehr zwei Jahren ist sie Dombaumeisterin. Am Mittwoch Abend berichtete sie rund 200 interessierten Zuhörern im Internationalen Studentinnenheim Müngersdorf von ihrer Arbeit am Kölner Wahrzeichen. Die gebürtige Ludwigsburgerin trägt die Verantwortung für alle wissenschaftlichen, künstlerischen und handwerklichen Arbeiten an dem 156 Meter hohen Gotteshaus und sie ist Chefin von rund 100 Steinmetzen, Glasrestauratoren, Gerüstbauern oder Dachdeckern.

Häufig werde sie gefragt, so Schock-Werner, ob sie den Dom nicht einmal säubern könnte. "Von Frauen erwartet man das wahrscheinlich", vermutete sie. Die Probleme, die eine Reinigung mit sich bringen würde, wären aber immens: Das aufzustellende Gerüst wäre sehr teuer, die Arbeiten würden endlos lange dauern und die Oberfläche könnte zudem beschädigt werden. "Vor zehn Jahren wurde in Paris Nôtre Dame gereinigt, mittlerweile ist die Kirche wieder dreckig", sagte die Dombaumeisterin.

"Deutschlands älteste Baustelle" wird der Dom auch oft genannt. "In einem normalen Haus gibt es auch immer genug zu tun, in einem Gebäude von diesen Ausmaßen natürlich erst recht", so Schock-Werner. Zum Leidwesen der Fotografen hängt irgendwo an der gotischen Kathedrale immer ein Gerüst. Der saure Regen und die schlechte Luft machen die Reparaturarbeiten aber unumgänglich. Als vor einiger Zeit ein Engel am Turm seine Glocke auf die Domplatte "geworfen" hatte, wussten die Mitarbeiter der Dombauhütte gleich, dass man sich der Türme annehmen müsse. Die ständigen Bauarbeiten, so Schock-Werner, seien auch im Interesse der Allgemeinheit. Besagt doch ein Kölner Sprichwort: "Die Welt geht unter, wenn der Dom fertig ist". mow

Kölnische Rundschau, Köln 03.02.2001