Der Evangelisierung Dynamik verleihen

Papst vor Opus Dei-Kongress: Struktur der Personalprälatur ist eine Chance für die Weltkirche

Rom (DT) Der Ton des Papstes und die dichte theologische Formulierung zum Zusammenwirken von Ortskirche und Peronalprälaturen ließen aufhorchen: "Mutige apostolische Schritte" forderte Johannes Paul II. nicht nur von den vierhundert Teilnehmern eines römischen Kongresses. Die Frauen und Männer des Opus Dei aus sechzig Ländern hatten sich am vergangenen Wochenende damit beschäftigt, wie sie die Anregungen des Papstes aus seinem Schreiben "Novo millenio ineunte" ins tägliche Berufs- und Familienleben umsetzen könnten.

Gemeint waren auch nicht allein die Leser des "L'Osservatore Romano". Der hatte auf seiner Titelseite mit diesen Worten seines Herausgebers auf die Tagung aufmerksam gemacht. Ein sichtlich lebendiger Johannes Paul II. nutzte die Gelegenheit, um allen "Christifideles laici", allen katholischen Laien etwas von der Dynamik des Heiligen Jahres mitzugeben.

Zugehörigkeit zur Ortskirche wie zur Prälatur

Welche Rolle der Papst dem Opus Dei dabei zumisst, machte er direkt im ersten Absatz seiner Ansprache bei einem Empfang in der Sala Clementina deutlich. "Ihr steht hier für die Priester und Laien, Männer und Frauen, die die organische Einheit der Prälatur mit dem eigenen Prälaten an der Spitze bilden. Diese hierarchische Natur des Opus Dei, die bereits in der Apostolischen Konstitution festgehalten wird, mit der ich die Prälatur errichtet habe, gibt Anlass zu pastoralen Überlegungen mit reichen praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Besonders möchte ich unterstreichen, dass die Zugehörigkeit der Laien sowohl zur eigenen Ortskirche wie zur Prälatur, in die sie eingegliedert sind, bewirkt, dass die besondere Sendung der Prälatur in die Evangelisierungsbemühungen jeder Ortskirche einmündet, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vorsah, als es die Figur der Personalprälatur ins Auge fasste."

Hier, in dieser organischen Einheit, von Priestern und Laien sieht der Papst "ein privilegiertes Feld, auf dem eine Pastoral entsteht und sich festigt, die von jener neuen Dynamik geprägt ist, zu der wir uns alle nach dem großen Jubiläumsjahr ermutigt fühlen."

Johannes Paul II. wünscht, dass die Laien sich als normale Christen "in einem missionarischen Apostolat" engagieren: "Ihre Sachkompetenz in den unterschiedlichsten menschlichen Tätigkeiten ist in erster Linie ein Instrument, das ihnen von Gott anvertraut ist, damit die Verkündigung Christi die Personen erreicht, die Gemeinschaften formt und durch das Zeugnis für die Werte des Evangeliums tief in die Gesellschaft und in die Kultur einwirkt."

Der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarria, bekräftigte in seiner Ansprache die schon früh vom Gründer des Werkes geäußerte Grundidee, „der Kirche zu dienen, wie die Kirche will, dass man ihr dient." Als tragende pastorale Ziele bezeichnete er die auch in "Novo millenio ineunte" vorgestellten Leitlinien: das Streben nach Heiligkeit als Zielpunkt aller Evangelisierung, die Gebetsbildung, die Hinführung zu den Sakramenten, die Nächstenliebe, die Einheit der Kirche, die Ökumene und die Solidarität.

Wie das konkret vor Ort im Leben der Gläubigen des Opus Dei aussieht, darüber tauschten diese sich in Arbeitsgruppen und persönlichen Gesprächen aus. Frauen und Männer, die als Arzte und Krankenschwestern arbeiten, als Rechtsanwälte und Journalisten, Hausfrauen und Unternehmer sprachen miteinander über christliches Leben und ihr Apostolat in Beruf, Familie und Freizeit. Sie fühlten sich durch den Papst ermutigt, dem allgemeinen Ruf zur Heiligkeit in ihrer spezifischen Berufung als Laien und Priester zu folgen: durch die gut getane, aus Liebe zu Gott verrichtete alltägliche Arbeit und die Sorge, Menschen für Christus zu gewinnen.

Alle schöpfen aus den gleichen Quellen

So berichtete Maria Escueta Lopez, eine Unternehmerin aus den Philippinen, über eine Initiative in Manila, mit der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung gestärkt werden sollten. Das "wichtigste Geschäft der Eltern" seien die Kinder, habe der selige Josemaria, der Gründer des Opus Dei gesagt. Das sei für sie und ihren Mann der Impuls gewesen, ein Seminar für Eltern zu konzipieren, in dem sie über "ihr wichtigstes Geschäft" nachdenken und anhand von echten Fallstudien ihre Erziehung verbessern. In anderen Arbeitsgruppen ging es um Bioethik, soziale Initiativen, Katechesen, Jugendarbeit und neue Impulse in Kunst und Wissenschaft. Auch wenn das kulturelle Umfeld in Kasachstan anders aussieht als in Australien oder Nigeria, die Teilnehmer stellten oft fest, dass alle aus den gleichen Quellen schöpfen. Hier spürte man, meinte Beate Schwaderlapp aus Bonn, dass das Opus Dei ein kleiner Teil des Volkes Gottes, der Weltkirche ist.

Die Tagespost, Würzburg