Tagesevangelium (Sonntag): Die Taufe des Herrn

Kommentar zum Sonntag der Taufe des Herrn (Jahr C). „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“. Gott wollte, dass wir Teil seiner Familie werden, dass das, was ihm gehört, auch uns gehört und dass unser Eigentum auch seines ist. Bitten wir unsere Mutter Maria, uns immer tiefer in das unvorstellbare Wunder der Gotteskindschaft einzuführen.

Deckenmosaik Taufe Jesu Christi und rundherum 12 Apostel

Evangelium (Lk 3,15-16.21-22)

In jener Zeit war das Volk voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus sich taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.


Kommentar

Jesus tut in seinem Leben einige Dinge, die menschlich gesehen ziemlich unlogisch erscheinen: Warum wollte er Mensch werden? Warum verbrachte er fast sein gesamtes Leben unauffällig in Nazaret und war seinen Eltern gehorsam? Warum betete Jesus, wenn er ja selbst Gott ist? Und auch im heutigen Evangelium fragen wir uns: Warum lässt Jesus sich taufen? Sogar Johannes der Täufer versuchte, ihn davon abzubringen: „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ (Mt 3, 14) Zweifellos war keine dieser Handlungen für Jesus wirklich notwendig. Warum tat er sie trotzdem? Papst Franziskus antwortet: „Weil er bei den Sündern sein will: deshalb stellt er sich zusammen mit ihnen an und vollbringt die gleiche Geste wie sie“ [1]. Jesus wollte uns Vorbild sein um „die Gerechtigkeit ganz [zu] erfüllen“ (Mt 3,15), er will uns mit seinem eigenen Leben und Beispiel zeigen, was das Beste für uns ist.

Wie wunderbar ist es darüber nachzudenken, dass Jesus uns den Weg zur Wahrheit und zum Glück zeigte, indem er ihn selbst ging. Nicht weil es für ihn notwendig gewesen wäre, sondern weil wir es brauchen. Jesus wollte auf die Erde kommen, damit wir gerettet werden und Kinder Gottes werden können. Seine Taufe ist eng mit unserer Taufe verbunden. Er übernimmt auf seine Schulten, was wir brauchen. Wir hingegen können aus eigener Kraft nichts tun. Wie Bettler bitten wir Gott Vater um seine Liebe. Das feiern wir heute.

Auch wir, du und ich, können Jesus nachahmen, indem wir uns erniedrigen und uns um die Nöte der anderen kümmern, „Es ist auch die Art und Weise, wie wir andere aufrichten können: nicht indem wir urteilen, nicht indem wir ihnen sagen, was sie tun sollen, sondern indem wir ihnen nahe sind, indem wir mit-leiden, indem wir Gottes Liebe teilen“, so Papst Franziskus [1]. Wir sind dazu aufgerufen, Christus nachzuahmen, und eine ganz konkrete Möglichkeit besteht darin, auf die Bedürfnisse der anderen zu achten und unsere eigenen hintenanzustellen. Wir sind dazu gerufen, aus uns herauszugehen und den Bedürftigen zu erkennen, den, der gerade jetzt unsere Aufmerksamkeit braucht, unsere Zeit, unser Lächeln... Ahmen wir Christus nach, indem wir zu unserem Nächsten aufschauen. Das ist der Weg zum wahren Glück, denn im Geben werden wir viel reicher beschenkt als im Nehmen.

Das Evangelium verkündet uns noch eine weitere Freude, nämlich, dass alle Getauften Kinder Gottes sind. Der heilige Josefmaria beschreibt es so: „Der Herr - in seiner Liebe zu uns als [seine Kinder] - will, dass wir in seinem Haus wohnen, inmitten dieser Welt, [..] dass wir zu seiner Familie gehören, dass Er alles mit uns und wir alles mit Ihm teilen, dass wir diesen familiären und vertrauensvollen Umgang mit Ihm haben, der uns erlaubt, wie ein kleines Kind um alles zu bitten, selbst um den Mond“! (Christus begegnen 64)

Wir sind tatsächlich Kinder Gottes! Ich bin ein Kind Gottes! Diese Tatsache dürfen wir mit Freude verinnerlichen. So beginnen wir auch die Welt auf eine andere Weise zu betrachten. Je mehr wir uns dieser Realität bewusstwerden, desto mehr erkennen wir auch den großen Wert unserer Mitmenschen. Es ist uns nun egal, ob sie diese oder jene Eigenschaft haben, ob sie eine bestimmte Hautfarbe haben, welche politischen Ideen sie vertreten, etc. Wenn unserer Gotteskindschaft zu unserer Identität geworden ist, erkennen wir: „Es gibt nur mehr ein Volk: das Volk der Kinder Gottes. Es gibt nur noch eine Hautfarbe: die Hautfarbe der Kinder Gottes. Und es gibt nur noch eine Sprache: eine Sprache, die zum Herzen und zum Verstand spricht, ohne Worte, aber so, dass sie uns Gott erkennen lässt und uns anhält, einander zu lieben.“ (Christus begegnen, 106)

Denken wir heute über dieses unbeschreiblich große Geschenk nach, das wir in der Taufe empfangen haben. Das Wichtigste in meinem Leben, das, was mich als Person am meisten ausmacht, ist, dass ich Gottes Kind bin. Bitten wir unsere Gottesmutter Maria, uns das Wunder dieser Kindschaft bewusst zu machen.

[1] Papst Franziskus, Angelus 10. Jänner 2021

Pablo Erdozain // Francesco Cantone - Getty Images Signature