Überraschend oder nicht? Oscar Romero schätzte das Opus Dei

Der US-amerikanische Rom-Korrespondent und Buchautor John Allen kommentiert in seinem Blog die Heiligsprechungen des 14. Oktober 2018, wobei er besonders auf das für manche überraschende gute Verhältnis von Bischof Oscar Romero zum Opus Dei eingeht.

„Abgesehen von so offensichtlichen Dingen gibt es hier einen Aspekt, der zuerst schwer verständlich zu sein scheint, obwohl er eigentlich etwas Wichtiges über die katholische Kirche aussagt: beide Männer (Papst Paul VI. und Bischof Oscar Romero) waren auch Bewunderer des Opus Dei, auf ihre jeweils eigene Weise.“

„Das Opus Dei ist eine Institution (technisch eine Personalprälatur), die 1928 durch einen Spanier, den später heiliggesprochenen Josemaría Escrivá, gegründet wurde und die sowohl Priester als auch Laien, Männer und Frauen, umfasst. Obwohl seine Kernidee darin besteht, die alltägliche Arbeit als persönlichen Weg zur Heiligkeit zu sehen – was natürlich kaum ein ideologisch aufgeladenes Konzept ist -, wurde es im Laufe der Jahre als eine überwiegend konservative Kraft im Katholizismus angesehen, so dass es unwahrscheinlich schien, dass sowohl Romero als auch Paul VI. aufgrund ihres öffentlichen Rufs seine Fans sein könnten.“

Doch Romero brachte bei verschiedenen Gelegenheiten seine Wertschätzung für das Opus Dei zum Ausdruck, wie Allen weiter schreibt:

„Am 6. September 1979 findet man in seinem Tagebuch: "Das Opus Dei vollbringt eine stille Arbeit von tiefer Spiritualität unter den arbeitenden Menschen, Studenten und Berufstätigen. Ich denke, es ist ein unermesslicher Schatz für unsere Kirche, d.h. Verbreitung der Heiligung der Arbeit unter den Laien, eines jeden in seinem Beruf."

Allen geht weiter darauf ein, dass bekannt ist, dass Romeros persönlicher Beichtvater fast fünfzehn Jahre lang ein Priester des Opus Dei war, zuerst Juan Aznar und später Fernando Saenz, der Romero nach seinem Tod als Erzbischof von San Salvador folgen sollte.

„Für diejenigen, die es nicht wissen: in katholischen Kreisen genießen die Geistlichen des Opus Dei im Allgemeinen den Ruf, gute Beichtväter zu sein.“

Und: „Nachdem Escrivá gestorben war, schrieb Romero am 12. Juli 1975 an Paul VI. und bat ihn, „zur größeren Ehre Gottes und für das Wohlergehen der Seelen", ein Seligsprechungsverfahren für Escrivá einzuleiten.“

Allen weiter: „In diesem Brief drückte Romero seine tiefe Dankbarkeit "den Priestern des Opus Dei, denen ich mit viel Fruchtbarkeit und Zufriedenheit die geistliche Leitung meines eigenen Lebens und die meiner Priester anvertraut habe (...). „Monsignore Escrivá, den ich persönlich kannte, konnte auf sehr menschliche Weise mit dem Herrn in einen ständigen Dialog treten. Es wurde sofort klar, dass er ein Mann Gottes war, sein Verhalten war voller Zärtlichkeit, Zuneigung und guter Laune."

Und dann verweist Allen noch auf ein biographisches Detail, dass ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Romero zum Opus Dei wirft: „Romeros ehemaliger Priestersekretär Jesús Delgado sagte einmal bei einer Veranstaltung in Rom, dass die Bücher über das Opus Dei, die Romero besessen hatte, in gutem Zustand, aber ziemlich abgegriffen waren, während seine Sammlung über die Befreiungstheologie im Grunde genommen unberührt geblieben sei. (Delgado wurde vor zwei Jahren wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs vom Priestertum suspendiert, aber das beeinträchtigt nicht unbedingt seine Erinnerung an Romeros bevorzugte Literatur.)“

Und schließlich über seinen Todestag, an dem er von gedungenen Mördern am Altar erschossen wurde: „Romero verbrachte den Morgen des 24. März 1980 - den Tag, an dem er ermordet wurde – bei einer Einkehr im Rahmen des Opus Dei. Eine seiner bevorzugten Weisen, einen Teil des Wochenendes in San Salvador zu verbringen, war es, mit der Jugend des Opus Dei zusammen zu sein.“

RK