Scheuer: Opus-Dei-Gründer in großer spiritueller Tradition der Kirche

Innsbrucker Bischof kritisiert bei Gedenkmesse für Josefmaria Escrivá in Innsbruck die "Unbeholfenheit für das Verständnis von Heiligkeit, aber auch für die Rede von Berufung und Gnade"

Innsbruck (www.kath.net)

Nach einer nicht immer geradlinigen Entwicklung des Laienverständnisses in der Kirchengeschichte "steht Josefmaria Escrivá in der großen spirituellen Tradition der Kirche", sagte Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt vor wenigen Tagen während der Gedenkmesse in der Innsbrucker Spitalskirche anlässlich des dreißigjährigen Todestages des Gründers des Opus Dei, Josefmaria Escrivá, der vor zwei Jahren von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde.

Bischof Scheuer nahm die Feier des Opus Dei in Innsbruck zum Anlass, um eine beachtenswerte theologische Analyse der geschichtlichen Entwicklung des Begriffes des Laientums darzulegen. Laut Scheuer hat die Schriftauslegung der Kirchenväter und auch des Mittelalters das Gleichnis vom Sämann auf Ränge der Heiligkeit und der Stände in der Kirche angewendet. Der Vergleich mit der Saat, die auf guten Boden fiel und Frucht brachte, teils hundertfach, teils sechzigfach und teils dreißigfach, wurde auf drei Stufungen der Vollkommenheit angewandt: einer höheren Form (die der Märtyrer), einer mittleren (die der Jungfrauen und der Asketen) und einer minderen (die der Verheirateten). Daraus schließt Bischof Scheuer: "der berufliche Alltag, die tagtäglichen Mühen in der Ehe konnten nur im Kontext eines minderen Christentums verstanden werden. Kein Wunder, dass die Rede von Heiligkeit in den Verdacht kam, den Großteil der Christen zu vernachlässigen oder als minderwertig zu betrachten".

Das Vatikanum II habe die allgemeine Berufung zur Heiligkeit wieder klar in Erinnerung gerufen, "aber ich glaube nicht" - sagte Bischof Scheuer weiter - ", dass ich die nachkonziliare Entwicklung falsch einschätze, wenn ich meine, dass die entsprechenden Abschnitte des Konzils wenig im kirchlichen Allgemeinbewusstsein rezipiert wurden". Der Innsbrucker Bischof kritisierte die "Unbeholfenheit für das Verständnis von Heiligkeit, aber auch für die Rede von Berufung und Gnade", weil oft "es mehr ein frommer Wunsch als Wirklichkeit war, das Evangelium in die Wirtschaft, in die Kultur, in die Wissenschaft einpflanzen" zu wollen. In diesem Rahmen sticht die Spiritualität des heiligen Josefmaria heraus, der in der großen spirituellen Tradition der Kirche und des Konzils "seine Taufberufung radikal gelebt hat, so dass das rein Menschliche zum Ort und zum Mittel seiner Heiligung wird".

www.kath.net