„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“, heißt es. An Pfingsten feiern wir einen solchen Anfang: Die Herabkunft des Heiligen Geistes ist so etwas wie der Geburtstag der Kirche. Welcher Zauber wohnte dem Anfang der Kirche inne? Dieser Frage lohnt es sich nachzugehen, in einer Zeit in der die Kirche auf viele entgeistert wirkt, in der sie ihren Zauber auf die Menschen verloren zu haben scheint.
Schauen wir uns also den Anfang genauer an. Vielleicht entdecken wir dann auch das Zauberhafte, das von der Kirche damals ausging. Hören wir den Anfang der Kirche nach der Apostelgeschichte:
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Hl. Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (Apg 2, 1-4)
Plötzlich kam der Heilige Geist
Plötzlich - Die Jünger haben sich den Heiligen Geist nicht irgendwie selber gemacht, nicht selber geholt. Auch erfolgte die Ausgießung des Geistes nicht nach einer vertraglichen Vereinbarung zwischen Gott und den Jüngern. Den Geist Gottes können wir also nicht einklagen. Er ist unverfügbar. Auch können wir uns den Geist nicht verdienen. Wir können uns für den Geist durch Gebet offen halten, aber erzwingen können wir den Geist nicht, nach dem Motto: drei Vaterunser gleich drei Geistesgaben. Der Hl. Geist ist Geschenk, reine Gabe, reine Gnade.
Und worin besteht diese Gabe, dieses Geschenk?
Im Johannesevangelium spricht der Schenkende, Jesus, selber über sein Geschenk an uns: Der Beistand aber, der Hl. Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Joh 14, 26)
Der Hl. Geist also lehrt die Gläubigen. Er lehrt der Kirche die Botschaft Jesu. Wenn man so will, ist der Geist von Pfingsten so etwas wie der Garant dafür, dass die Kirche das Evangelium in seiner ganzen Fülle erkennen und auch noch heute verstehen kann. Der Hl. Geist ist der Lehrmeister der Kirche. Er lehrt die Kirche, damit sie weitergeben kann, was sie selbst empfangen hat: Die Botschaft vom Heil.
Vom Himmel her kam der Heilige Geist.
Vom Himmel her - Die Initiative geht von oben, von Gott aus. Die Kirche hat ihren Ursprung, ihren Anfang nicht in einer verfassungsgebenden Versammlung der Jünger, sie ist nicht Produkt einer irgendwie gearteten Wahl der Anhänger Jesu, sie ist in ihrem tiefsten Wesen eben keine Demokratie. Sie ist –auch wenn viele das heute nicht gerne hören- Hierarchie. Dieses Wort aus dem Griechischen heißt übersetzt: Heiliger Anfang, heiliger Ursprung und heilige Ordnung. Kirche war und Kirche ist immer Kirche von oben, von Gott her. Sie wächst von oben nach unten.
Das heißt nicht, dass es in ihr nicht auch demokratische Anteile gibt. Daher gibt es Kirchenvorstände, Pfarrgemeinderäte, Pastoralkonferenzen. Und sie erfüllen auch eine wichtige Aufgabe in der Begleitung und Durchführung des seelsorgerischen Auftrags der Kirche. Auch hier wirken die Gaben des Heiligen Geistes.
Gleichzeitig ist die Kirche an Pfingsten als Weltkirche und nicht als Jerusalemer Pfarrei gegründet worden. Kirche war, bleibt und ist katholisch, also allumfassend und niemals provinziell.
In der Kirche wirkt der Heilige Geist
Kirche ist in ihrem Wesen Kirche von oben, sie wächst durch die Kraft des Heiligen Geistes, der am Pfingsttag auf die Jünger herabkam und um den die Christenheit in diesen Tagen besonders betet.
Der Heilige Geist ist der „Zauber“, der der Kirche von Anfang an innewohnte. Der Heilige Geist ist es auch, der die Menschen aller Zeiten und Länder verzaubert mit der Frohen Botschaft vom Heil und alle menschenfeindlichen Ideologien und Regime entzaubert. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes wäre die Kirche geistlos, tot. Der Heilige Geist ist es, der die Kirche lebendig macht und lebendig hält. Und das allen Unkenrufen zum Trotz schon fast zwei Jahrtausende. Auch allem Zeitgeist zum Trotz.