Paulus: Apostel, Theologe

Zum Paulus-Jahr anlässlich des 2000. Jahrestages der Geburt des Paulus von Tarsus fand im Tagungshaus Hohewand in Niederösterreich eine Kurztagung statt. Mehrere Vorträge erhellten Idee und Ansporn des Paulus-Jahres, Eckpunkte der paulinischen Theologie sowie praktische Folgerungen für den Christen in der Welt von heute.

Dreistetten, 3.-4. 10. 2008. Der faszinierenden Persönlichkeit des großen Völkerapostels und seinem Vorbild für gewöhnliche Christen von heute versuchten sich junge Berufstätige bei einer Kurztagung anzunähern. In mehreren Vorträgen wurden theoretisch-theologische Aspekte der Briefe des hl. Paulus sowie auch praktische Konsequenzen seiner Lehre und seines Leben nahe gebracht.

Angelehnt an Papst Benedikt XVI. erläuterte Dr. Christian Spalek drei für den großen Apostel prägende Merkmale: einerseits die dreiteilige Struktur der damaligen Gesellschaft und Kultur, der Juden, der Römer, und der Christen. Das zweite Wesentliche im Leben des hl. Paulus sei die Erkenntnis, dass Christus sich für ihn hingegeben hat, seine Bekehrung vor Damaskus, seine Berufung. Als Drittes nannte der Vortragende den Auftrag Christi an den Apostel, das Evangelium zu verkünden und für die Erlösung mitzuleiden. Dieses Mitleiden bürge für Echtheit. Christus am Kreuz sei glaubwürdiger als ein Richter, der ein Amnestieschreiben aufsetze, dieser Richter könne im nächsten Moment das Todesurteil verhängen. Nicht jedoch jemand, der seine Liebe auf derartige Weise gezeigt habe.

In seinem praktisch ausgerichteten Referat wies Prof. Dr. Enrique Prat darauf hin, dass die Welt des Paulus keine heile Welt war und auch keine heilere Welt als heute; denn die meisten großen moralischen Übel von heute habe es auch schon zur Zeit des Völkerapostels gegeben. Dennoch seien auf seine Predigt hin an vielen Orten kleine christliche Gruppen entstanden. Gestützt habe sich Paulus auf die Gnade seiner Berufung, auf seine Verbundenheit mit Gott durch Gebet, Opfer und Sakramente, und schließlich auch auf kluge Strategie.

Diese übernatürlichen Mittel seien heute unverändert dieselben wie damals: die Gnade der Berufung ist jedem Christen gegeben, die Verbundenheit mit Gott ist seine erste Aufgabe und die Basis für jedes fruchtbare christliche Wirken. Es gehe darum, überall in der Gesellschaft Christus an die Spitze zu stellen, sich gesellschaftspolitisch im Sinne des Zweiten Vatikanums zu engagieren, das eine Einheit von Kultur, Leben und Glauben fördern wollte. Die Welt gehöre den Christen; ein radikaler Laizismus, der Gott aus dem öffentlichen Leben ausklammern wolle, sei fehl am Platz. Sogar nichtchristliche Autoren würden anerkennen, dass Christen die Garanten jeglicher demokratischer Ordnung sind, die ihre Grundlage nicht selbst liefern könne.

Prat warnte vor Resignation gegenüber der Politik –schon kurze Leserbriefe könnten für die Entscheidungsträger moralisch unterstützend wirken– sowie vor lärmendem Radaukatholizismus, der die polemische Konfrontation suche –es gehe vielmehr darum, das Einende zu suchen und zum Guten zu ermutigen– und schließlich vor dem Mittun bei moralisch Verwerflichem.

Jegliches Apostolat müsse von der Liebe getragen sein, die das Böse nicht ausreißen, sondern im Überfluss des Guten ersticken wolle, die sich auch in einer vorurteilslosen Offenheit zeige, ohne naiv zu sein sowie darin, allen alles zu werden.

Ein weiterer Aspekt sei die Kommunikation: Gutes müsse auch mitgeteilt werden, so könne es breiter wirken. Mutige Medienpräsenz dürfe für Christen kein Tabu sein. Die heute geforderte hohe Qualität von Kommunikation müsse durch Fachkompetenz und inhaltliches Niveau erreicht werden. Schließlich koste professionelle Kommunikation nicht wenig, Großzügigkeit sei hier gefordert.