Opus Dei gegen "Sakrileg"-Boykott

Opus Dei ist gegen Appelle zum Boykott des Films "Sakrileg" nach Dan Browns Bestseller "The Da Vinci Code". "Jeder ist frei, so zu handeln wie er will. Wir rufen nur die Gläubigen zu mehr Einsatz auf, um zu klären, was die Wahrheit über die Evangelien und die Kirche ist", meinte Opus Dei-Prälat Bischof Javier Echevarria.

Der Streifen erlebt seine Premiere in Cannes am 17. Mai, dem vierten Jahrestag(*) der triumphalen Heiligsprechung von Opus-Dei-Gründer Don Josemaria Escriva de Balaguer y Albas (1902-75). Am selben Tag öffnet Opus Dei Besuchern seinen Sitz in Rom, um jedem zu zeigen, wie die Organisation arbeitet. "In Rom bauen wir auf Grund einer  Initiative unserer Mitglieder eine moderne Polyklinik, ein medizinisches  Campus, das jedem offen ist. Die Struktur wird 250 Millionen Euro kosten. In Rom verwalten wir seit 40 Jahren ein großes Bildungszentrum, in dem 10.000 Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen zu angesehenen Handwerkern  ausgebildet wurden", sagte Echevarria, die Nummer eins der katholischen Organisation, in der Mailänder Tageszeitung  "Corriere della Sera" vom Freitag.

Kardinal: Aus dem "Übel" kann Gutes entstehen

Auch der dem Opus Dei angehörende Kurienkardinal Julian Herranz ist laut "Kathpress" überzeugt, dass der Streifen zum "Bumerang für die Feinde der Kirche" wird. "Wir dürfen nicht in die Marketing-Falle tappen, die die Polemik aus kommerziellen Gründen anheizt", rät er in der jüngsten Ausgabe des italienischen Magazins "Panorama". Auch aus einem "Übel" wie dem Brown-Bestseller könne etwas Gutes entstehen. So verzeichneten die Internetseiten des Opus Dei sowie Informationsseiten der US-amerikanischen Bischofskonferenz Millionen von Zugriffen. Zur Frage eines Boykotts sagte Herranz, jeder solle nach seinem Gewissen handeln, sich dafür aber gut informieren.

Opus Dei widerspricht Faschismusvorwurf

Der Sprecher des Opus Dei in Rom, Manuel Sanchez, wies in "La Repubblica" nachdrücklich Vorwürfe von "Sakrileg"-Regisseur Ron Howard zurück. Dieser hatte im selben Blatt am Mittwoch erklärt, niemand sei gezwungen, den Film anzusehen, es sei aber "ein faschistischer Akt, wenn man verbietet, ihn anzuschauen". Sanchez betonte, der Film sei objektiv beleidigend für Christen. Man könne den Angegriffenen nicht das Recht verwehren, sich zu verteidigen.

Evangelische Kirche widerlegt "Sakrileg"

Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) plädiert dafür, das Interesse an "Sakrileg" als Chance für den christlichen Glauben zu sehen und hat eine 14-seitige Stellungnahme unter dem Titel "Der Jesus-Code" veröffentlicht. Das Papier greift die Aussagen von "Sakrileg" über das Christentum auf und widerlegt sie.

Der Kampf um die Nachfahren Jesu

Die fiktive Handlung des Films kreist um den Kampf der Kirche gegen einen Geheimbund. Dieser ist Hüter des Mysteriums, wonach es bis heute leibliche Nachfahren Jesu geben soll. Das Opus Dei bekämpft die Bruderschaft mit allen Mitteln bis hin zum Mord. Kritiker werfen Dan Brown vor, er zeichne ein Zerrbild der christlichen Theologie und verwische die Grenze von Fiktion und historischen Fakten.

(religion.orf.at)

(derStandard)

(*) Anmerkung in eigener Sache: Diese Angabe ist nicht richtig: der 17. Mai ist nicht der 4. Jahrestag der Heiligsprechung, sondern der 14. Jahrestag der Seligsprechung Josefmaria Escrivás. Seine Heiligsprechung von fand am 6. Oktober 2002 in Rom statt.

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