Kleine Gesten und grosse Erlebnisse

Österreichische und ungarische Studentinnen betreuten im Sommer Waisenkinder und Schwerstbehinderte in Siebenbürgen

Im vergangenen August organisierte das Kulturzentrum Fenyvesliget in Budapest, eine Initiative des Opus Dei, einen Sozialeinsatz in einem Waisenhaus in Siebenbürgen (Rumänien). An das Projekt schlossen sich auch die Studentinnenheime Währing und Stubentor in Wien sowie das Kulturzentrum Angerfeld in Innsbruck an. Im Folgenden ein kurzer Bericht einer der Teilnehmerinnen.

Dass das Glück weder aus dem Bankomaten kommt, noch in der Disco zu finden ist, haben wir wieder von den Armen erfahren können: Geben macht glücklicher als nehmen! Trotzdem haben wir uns während unseres Arbeitsaufenthaltes in Târgu-Secuiesc (Rumänien, Siebenbürgen) immer wieder fragen müssen, ob und was wir denn überhaupt zu geben haben: einen kleinen Teil der langen Sommerferien, Spenden, die wir von den verschiedensten Firmen auftreiben konnten, zwei schlaflose Nächte im Sitzabteil durch Ungarn und Rumänien, der kurzfristige Abschied vom Laptop und vom Komfort zuhause, und eigentlich sonst nichts mehr.

Wer uns hingegen beschenkt hat, waren unsere Gastgeber, die 80 Waisenkinder und die 24 Schwerstbehinderten, die im Waisenhaus CASA DE COPII PRESCOLARI untergebracht sind. Es waren die vielen kleinen Gesten, die wir bei den 6 bis 16-Jährigen in der kleinen siebenbürgischen Provinzstadt Târgu-Secuiesc beobachten konnten, etwa wie ein Drittklassler zwei kleinere Kinder auf einem alten klapprigen Fahrrad durch den Hof fährt und ihnen dabei Reiseerlebnisse in andere Welten schildert, wie Karcsy die Zuckerln, die er soeben beim Malwettbewerb gewonnen hat, gleich verteilt, ohne sich davor die eigenen in einem Versteck zu sichern, wie der 13-Jährige Zoli als Moderator bei der Theatervorstellung seine jüngeren Freunde wegen ihrer besonderen Talente lobt, wie sie die "Gäste" aus dem Ausland fragen, ob sie gut geschlafen haben und genug zu essen bekommen.

Es ist schwer, die tausend Eindrücke auf einen Nenner zu bringen, um diesen Sozialeinsatz zusammenzufassen. Wir waren eine Gruppe von 23 Studentinnen aller Studienrichtungen aus Ungarn und Österreich. Die Vorbereitung in unseren jeweiligen Städten bestand aus Besprechungen technischer Art und Vorträgen über Solidarität. Während des Einsatzes selbst standen nicht nur Schmirgeln, Streichen, Verzieren, Nähen und Kinderolympiaden auf dem Programm, sondern es gab auch die Möglichkeit, an Gesprächsrunden über aktuelle philosophische und religiöse Fragen teilzunehmen. Das alles ergab ein buntes Mosaik an Eindrücken und neuen Perspektiven.

"Wenn dir das Gefühl für die Solidarität mit deinen Mitbrüdern abgeht, wenn du nur am Rande der grossen christlichen Familie dahinlebst - dann bist du ein erbärmlicher Außenseiter" lesen wir beim Heiligen Josémaria Escrivá ("Die Spur des Sämanns", Nr.16): In unserer Gruppe wollten wir sicher nicht dazu gehören. Frau Olga Bálint, die engagierte Leiterin des Waisenhauses, erkennt die Chancen auf beiden Seiten und meinte beim Abschied, dass zum Glück nur noch 350 Tage bis zu unserem nächsten Treffen fehlen.

Johanna Finger

Budapest